In Deutschland muss die konservative Rechte erst noch lernen, ihre hysterischen Reflexe abzulegen und unbefangen zu werden und zu bleiben.
Die Versuchung, sich zu Tode zu distanzieren, ist weiterhin enorm.
Die Hoffnung, dass endlich mal ein scharfsinniger Kopf Lümmeln wie Jauch und Maas schallende Ohrfeigen geben könnte, ist immer noch unbegründet.
Ein katastrophaler Fehler jagt den anderen. Erst tut Lucke so, als habe er sein Duell mit Lambsdorff gewonnen, obwohl dieser die stichhaltigeren Argumente hatte. Dann weiß Lucke nicht, was er sagen soll, als ihm Gesine Schwan prophezeit, wie sich die AfD von alleine zerlegen wird. Dann hüpft er - so als sei es an ihm zu beweisen, dass Gesine unfehlbar ist - Michel Friedmann auf den Schoß und zerstört eine Eintracht, oder zumindest Konvergenz, die zum konstitutiven Grundkonsens der AfD gehört hatte (wobei das Stöckchen, über das Lucke dabei sprang, wie eine Staffette an Frauke Petry weitergereicht wurde). Dann wird die PEGIDA-Bewegung zum Irrlicht, indem sie Galgen malt und beginnt, von sächsischer Sezession zu faseln. Dann macht Höcke sich und die AfD bei Jauch zum Gespött, obwohl es kinderleicht gewesen wäre, den Spieß umzudrehen (auf die unverschämte Frage, ob Hass jetzt in Deutschland gesellschaftsfähig sei, hätte er nur zu antworten brauchen, dass es höchste Zeit sei, dem seit Jahrzehnten gesellschaftsfähigen Hass auf Deutschland endlich ein Ende zu machen). Und als Puderzucker auf diesem Kaiserschmarrn dreht Pirincci in Dresden seine Tourette-Pirouetten.
Und dass, obwohl sich die AfD im Moment eigentlich zurücklehnen könnte.
Der einzige der alles richtig gemacht hatte, ist Percy Hoven. Aber seit seiner Enttarnung schwor er seiner Wahrhaftigkeit ab, weil er schließlich nicht die Zukunft seiner Kinder aufs Spiel setzen kann. Und die kaltschnäuzige Gnadenlosigkeit, mit der Verlage (durch Vertragsbruch) und Buchhändler (durch Boykott) gerade Akif Pirincci zugrunde richten, beweist, wie gut die Gründe sind, klein bei zu geben. Percy Hovens Enttarnung und Einschüchterung, Höckes Auftritt im ZDF und Pirinccis Auftritt in Dresden: drei schwere Rückschläge.
Wenn Höcke bei Jauch souverän aufgetreten wäre und, statt sein steifes Pathos zur Schau zu stellen, statt mit völlig unglaubwürdigen Entschuldigungen aufzuwarten, statt Boullion zu maßregeln, statt in jedes eigens für ihn aufgestellte Fettnäpfchen zu treten, Jauch, Maas, Reschke mit einer Reihe gut sitzender Ohrfeigen abgewatscht hätte, hätte die AfD heute sogar noch 5% mehr Konsens.
Zur Erinnerung an 2014:
"Ein Gespenst geht um in Deutschland – das Gespenst der AfD. Alle Mächte
der Bundesrepublik haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies
Gespenst verbündet, die Kanzlerin und der Bundespräsident, Bischof
Zollitsch und Claudia Roth, die Antifa und die Mainstream-Medien. Wo ist die Äußerung eines Sprechers der Alternative für Deutschland,
die nicht von einem dieser Gegner als populistisch und schlimmer noch:
als rechtspopulistisch gebrandmarkt worden wäre, wo ist der Vorschlag
der AfD, dem der Chor dieser unseligen Allianz nicht die
„Alternativlosigkeit“ der herrschenden Politik entgegenschleudern würde?
Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor. Die AfD wird bereits von allen Mächten in Deutschland als eine Macht anerkannt.
Es
ist hohe Zeit, dass die Alternative für Deutschland ihre
Anschauungsweise, ihre Zwecke, ihre Tendenzen vor der ganzen Welt offen
darlegt und dem Märchen vom Gespenst der AfD ein Manifest der Partei
selbst entgegenstellt. Zu diesem Zweck wird die Partei in den kommenden
Monaten durch einen Prozess der Selbstfindung hindurchgehen müssen.
Dabei sollten einige politische Grundsätze und Leitlinien unbedingt
beachtet werden, wenn die AfD ihrer historischen Mission gerecht werden
will.
Marx und Engels hatten im 19. Jahrhundert noch geglaubt, die
Geschichte aller bisherigen Gesellschaft sei die Geschichte von
Klassenkämpfen. „Bourgeoisie und Proletariat“ stünden sich als zwei
große, feindliche Lager antagonistisch gegenüber. Das 20. Jahrhundert
hat diese Ansicht grandios Lügen gestraft, indem es eine
Verbürgerlichung des Proletariats mit sich brachte. Eigenheime und
Fernreisen für Arbeiter und Sekretärinnen – gegen dieses Argument des
Kapitals war alle Klassenkampfrhetorik Schall und Rauch.
Spätestens
die Banken- und Währungskrise hat jedoch gezeigt: Das Bündnis oder
besser gesagt die Zweckgemeinschaft zwischen Finanzkapital und Bürgertum
existiert nicht mehr. Im 21. Jahrhundert droht ein historischer
Rückschlag: die Proletarisierung der bürgerlichen Mittelschicht.
Unter
Missachtung ihres Auftrags, die Völker ihrer Länder zu repräsentieren,
haben die Parlamente und Regierungen Europas einem gigantischen
Umwandlungsprogramm privater Bankschulden in öffentliche Schulden
zugestimmt. In einem beispiellosen Akt der Enteignung wurde die
steuerzahlende Bevölkerung für die Fehler einer teils irregeleiteten,
teils kriminellen Spekulantenkaste in Haftung genommen. Die strukturelle
Korruption der Politik ist damit erwiesene Tatsache.
Als folgte
die Geschichte einer sarkastischen Dialektik, erleben wir heute die
Rache der Planwirtschaft. Nach dem vermeintlich endgültigen Triumph des
freien Marktes, beschließt das Politbüro der EU – alias Europäischer Rat
– unter Führung Deutschlands die politische Suspendierung der
Marktgesetze. Die institutionalisierte Insolvenzverschleppung namens
ESM-Schirm sowie die Zweckentfremdung der EZB als Bad-Bank für Anleihen
von Pleitestaaten haben eine neue ökonomische Ordnung, einen
„Bankensozialismus“, entstehen lassen. Während die Miesen der Geldhäuser
in negatives „Volkseigentum“ verwandelt werden, bereichert sich eine
winzige Finanznomenklatura so maß- und schamlos wie weiland ihr
politisches Gegenstück in den Sowjetrepubliken.
Das Erscheinen der
Alternative für Deutschland auf der politischen Bühne bedeutet vor
allem eines: diese Zusammenhänge kommen den Bürgern zu Bewusstsein, der
Widerstand hat begonnen. Die bürgerliche Mitte ist heute – paradox genug
– die eigentlich revolutionäre Klasse. Der Endzweck dieser Revolution
ist freilich nicht die klassenlose Gesellschaft, sondern die
Wiederherstellung der sozialen Marktwirtschaft und der Souveränität des
Volkes gegenüber dem Lobbyismus.
Alle von der AfD bisher formulierten Ziele tragen restaurative Züge:
Zurück zu den Maastrichter Verträgen, zurück zu den im Grundgesetz
formulierten Prinzipien, zurück, wenn nötig, zur nationalen Währung. Vor
dem beschriebenen Hintergrund ist das konsequent und richtig. Ohne die
Restauration von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, von Vertragstreue
und Marktwirtschaft ist „Fortschritt“ heute bestenfalls eine Leerformel,
schlimmstenfalls Betrug.
Die Alternative für Deutschland wird
aber nur dann dauerhaft Erfolg haben, wenn sie eine positive
Zukunftsvision für Deutschland und für Europa zu entwerfen vermag. In
einer Zeit der permanenten Verdampfung alles „Ständischen und Stehenden“
steht dem konservativen politischen Temperament nur noch eine
„konservative Avantgarde“ als starke Positionierung offen:
Wo
Bewahrenswertes noch lebendig ist, muss es gegen das weitere
Fortschreiten der Korruption verteidigt werden. Wo aber der Amoklauf der
Moderne sein „Krise“ genanntes Zerstörungswerk schon vollendet hat,
müssen tradierungswürdige Zustände neu geschaffen werden.
Eine
Schlüsselrolle werden dabei unsere Landessprache und die Familie
spielen. Beides sind essenzielle Bausteine der Kulturtradierung, ohne
die aus dem „Wirtschaftsstandort Deutschland“ das zweite Wort schon bald
zu streichen sein wird.
Zum bedrohten geistigen Bestand unseres
geschundenen Kontinents zählt nicht zuletzt die bürgerliche Liberalität
selbst.
In ihrem Namen versuchen dreiste Ideologen in der Presse und in
den Ministerien, das freie Denken und das freie Leben politisch korrekt
auf Linie zu bringen. Wo „Gleichstellung“ steht, ist „Gleichschaltung“
nicht weit – die Gleichberechtigung hat das Nachsehen.
Der
angebliche Widerspruch zwischen einem konservativen und einem liberalen
Parteiflügel der AfD ist damit als Propaganda des politischen Gegners
enttarnt. Genuin liberal zu sein, heißt heute, konservativ zu sein.
Zuweilen sogar reaktionär.
Auf lange Sicht ist der Euro weder das
einzige, noch das wichtigste Thema der AfD. Am Widerstand gegen das
ökonomisch unsinnige und politisch korrupte Himmelfahrtskommando des
Euro entzündete sich erstmals der Wille der Partei, die Interessen der
Bürger konsequent vor die Interessen der nationalen und internationalen
Bürokratien und Konzerne zu stellen. Dieser Wille muss jetzt nur noch
reflektiert und für alle Politikfelder durchdekliniert werden. Die
Vision eines anderen Deutschland – zugleich das Programm der AfD – wäre
geboren:
Die Vision eines Deutschlands, dessen produktive,
kulturtragende Schicht sich aus dem Zangengriff von ausufernder
Sozialindustrie unten sowie asozialen Finanzeliten oben befreit, in dem
echter Bürgersinn und Meritokratie folglich wieder Platz greifen können.
Die Vision eines Deutschlands, dessen Weltoffenheit nicht einem
verdrucksten schlechten Gewissen, sondern einem gesundeten
Selbstbewusstsein entstammt. Dieses allein befähigt zur echten
Wertschätzung des Fremden – wie auch zu dessen gerechter Kritik.
Nur ein
solches Land ist im Übrigen attraktiv für solche Zuwanderer, die zur
Integration willens und fähig sind.
Es ist die Vision eines
Deutschlands, das von den europäischen Nachbarn wieder geachtet und
vielleicht sogar gemocht wird. Eines Deutschlands, das nicht mehr im
Geheimen gehasst wird, weil es seine ihm nolens volens
zufallende Führungsrolle dazu missbraucht, seine tatsächlichen und
vermeintlichen Tugenden anderen souveränen Staaten aufzuoktroyieren.
Die
Europäische Union – Zentralmonster der strukturellen Korruption im
politischen System Europas – muss dafür einer tiefgreifenden Reform
unterzogen werden. Sie muss von ihrem hybriden Anspruch befreit werden,
die Länder in ihren Fängen peu a peu in einen Bundesstaat zu
zwingen. Da dies ohne die Hilfe der „guten Europäer“ überall auf dem
Kontinent nicht gelingen kann, wird die AfD ihre Erweiterung
folgerichtig in einer „Alternative für Europa“ finden." Marc Jongen im Januar 2014
Patriotische Plattform
"Im Sommer 2015 durchlebt Deutschland einen kafkaesken Alptraum.
Streng proportional zur Vermehrung der Krisensymptome steigen die
Beliebtheitswerte der Kanzlerin und die Umfragewerte der CDU. Die
Realitätsverweigerung hat einen Grad erreicht, dass der überwache
Beobachter – imaginär postiert auf der Zuschauertribüne im Bundestag und
einer Regierungserklärung Angela Merkels lauschend – an der „Realität“
selbst irre zu werden beginnt…
Wenn eine ehemalige FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda,
auch nach der Wende sich darin treu bleibend, stets das Opportune zu
wählen und widerstandslos die Nähe zur Macht zu suchen, es dank
günstiger politischer Fügungen und mehr noch dank chronischen
Unterschätztwerdens bis zur Bundeskanzlerin gebracht hätte; wenn sie in
diesem Amt alle Positionen, für die ihre Partei einst stand, nach und
nach über Bord würfe, Konkurrenten „ihr Vertrauen ausspräche“, um sie
kurz darauf eiskalt abzuservieren; wenn sie zu allen wichtigen Fragen
der Nation entweder beharrlich schwiege oder nur inhaltsleere, nicht
zitierfähige Phrasen zum Besten gäbe; wenn ihre Partei das Symbol dieser
Nicht-Kommunikation, das vor dem adrett zugeknöpften Hosenanzug zur
Rautenform vereinte Händepaar, wie zum Hohn auf Häuserwänden gigantisch
plakatierte; wenn die Dame dann daran ginge, unter Androhung des
„Scheiterns Europas“ und damit auf der Klaviatur der „German Angst“
listig spielend, das Volksvermögen ihres Landes an eine demokratisch
nicht legitimierte, vor Strafverfolgung immune, über Nacht ins Leben
gerufene Behörde im fernen Brüssel auszuliefern; wenn sie diese Maßnahme
flankierte durch ein gnadenloses Spardiktat gegenüber den armen, unter
Zins- und Zinseszinsdruck ächzenden Völkern im Süden Europas, alle
Alarmsignale, alle Hilfeschreie aus diesen Zonen beharrlich ignorierend;
wenn sie dies alles nicht etwa, der schäbigen Wahrheit entsprechend,
als planvolle Zerstörung Europas zugunsten eines kurzfristigen und daher
nur vermeintlichen deutschen Vorteils deklarierte, sondern als den
einzig gangbaren, „alternativlosen“ Weg seiner Rettung; wenn dies
schließlich mit einer Unerbittlichkeit geschähe, dass selbst der als
Rebell gegen diese unmütterlichste „Mutti“ aller Zeiten angetretene
junge griechische Ministerpräsident sich am Ende, kopfgewaschen, in
einem Akt beispielloser Selbsterniedrigung vor ihr danksagend in den
Staub würfe und sich als ihr guter Stiefsohn zu erkennen gäbe – wer
wollte dann daran zweifeln, dass das Volk, über die Maßen empört und
geradezu angewidert von diesem Schmierenstück zu Hunderttausenden auf
die Straßen strömte, auf einem Meer von Transparenten und in nicht
endenden Sprechchören die Absetzung der nichtswürdigen Regentin und
sofortige Neuwahlen forderte, diesem unmissverständlichen Volkswillen
dann auch entsprochen werden müsste und die darauf folgenden Wahlen ein
geradezu vernichtendes Ergebnis für die Kanzlerin und ihren
charakterlosen Wahlverein erbrächten, der schon tags darauf nichts mehr
von ihr wissen wollte?
Da es aber nicht so ist; eine hochintelligente Naturwissenschaftlerin
und absolut integre Pfarrerstocher glücklicherweise den Weg in die
Politik gefunden hat; entgegen aller Wahrscheinlichkeit an allen
männerbündlerischen Hindernissen vorbei das mächtigste Amt im Staate wie
traumwandlerisch erringen konnte; in ihrem sanften Regierungsstil, dem
mythischen gelben Kaiser gleich, einer komplex gewordenen Welt klug und
umsichtig Rechnung trägt, flexibel auf neue Gegebenheiten reagiert und
alten ideologischen Ballast beherzt über Bord wirft, den immer leiser
werdenden Protest dagegen souverän ignorierend; ihre
Kompromissbereitschaft, gepaart mit einem beharrlichen Willen zur
gütlichen Einigung ihr den verdienten Respekt, ja die Hochachtung der
übrigen europäischen Staatenlenker längst eingebracht hat; die Augen
aller wohlmeinenden Europäer hoffnungsvoll auf sie gerichtet sind, auf
dass sie und sie allein den Weg aus der Krise des Kontinents weise; alle
halbwegs Einsichtigen ihr das Privileg der großen Staatsfrau
realistischerweise zugestehen, das positive Recht zu beugen, wo es der
großen Sache dient, die vor der höheren Instanz der Geschichte
gerechtfertigt ist; selbst schärfste Kritiker ihr auch nur einen Hauch
persönlicher Vorteilnahme zu unterstellen sich niemals erdreistet haben;
der junge griechische Ministerpräsident schließlich nicht ohne Grund
sein Rebellentum in der Berührung mit ihr abgeworfen hat wie eine
kindische Marotte, reumütig und schicksalsergeben das Los seines Volkes
in ihre Hände legend – da dies so ist (und Presse, Funk und Fernsehen
künden ohne Unterlass nur davon, wie könnte man also daran zweifeln?),
gehen in Deutschland allabendlich Millionen Lichter aus und Millionen
Häupter betten sich in dem wohligen Gefühl zur Ruhe, dass zwar vieles
besser laufen könnte in diesem Land, dass aber dank unserer mütterlich
sorgenden Kanzlerin die Unbill der Welt vor den Staatsgrenzen halt macht
und wir uns mit Fug und Recht eine Insel der Seligen nennen dürfen, auf
der nicht nur das Recht, sondern die Pflicht herrscht zum Schlaf der
Gerechten." Marc Jongen im August 2015
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