Erstens: Der Magdeburger Oberbürgermeister Lutz Trümper hat am
Mittwoch sein Parteibuch zurückgegeben. Er ist gewählt bis 2022 und war
seit 1990 Mitglied der SPD. Als Grund für seinen Rücktritt gibt Trümper
an, daß er Verständnis für die eingeforderte Parteisprachregelung in
Sachen Flüchtlingspolitik habe, sich aber nicht den Mund verbieten
lassen und deshalb mit seinem Austritt Schaden von der SPD abwenden
wolle. Mit anderen Worten: Hier zieht einer Konsequenzen, die hunderte
seiner Amtskollegen nicht ziehen; hier macht einer Ernst.
Zweitens: Ebenfalls am Mittwoch hat der
Landesverband der AfD Sachsen-Anhalt einen fulminanten
Demonstrationsauftakt in Magdeburg hingelegt. Neben Landeschef André
Poggenburg sprach vor 2500 Demonstranten als Gast aus Thüringen Björn
Höcke, der vor einer Woche in Erfurt rund 8000 Bürger für die AfD und
gegen die Asylkatastrophe auf die Straße brachte. Am kommenden Mittwoch
soll nun wieder in Erfurt und zugleich in Halle/Saale demonstriert
werden. Durch diese Stadt- und Deutungseroberungsstrategie macht die
AfD Ernst mit dem ersten Wort ihres Parteinamens: eine Alternative zu
sein, spürbar, physisch, jenseits der Eintrittsspielregeln der
etablierten Politik.
Drittens: Der Mittwoch überhaupt – da war auch der Lichterspaziergang
in Einsiedel, diesem Stadtteil in Chemnitz, in dem sich die Einwohner
vehement und mit großem Durchhaltevermögen gegen eine
Erstaufnahmeeinrichtung oberhalb des Dorfes wehren: In das ehemalige
Pionier-Lager sollen 544 Asylanten einziehen, Einsiedel selbst hat rund
2000 Einwohner, und Platz ist dort oben für mindestens 1500 Asylanten,
aber die Sorgen der Bürger beginnen natürlich bereits bei der
offiziellen Zahl. Widerstand also: Seit zwei Wochen betreibt die
Initiative einen Infostand, der rund um die Uhr besetzt ist und den im
Fall der Fälle ein paar hundert Leute zugleich besuchen wollen,
unbedingt auch um halb vier in der Nacht, wenn es dafür gute Gründe
gibt.
Die Versorgung der Standwache erfolgt aus dem Ort, zu keinem
Zeitpunkt fehlt es an Glühwein, Kaffee, belegten Brötchen, Kuchen,
Gasstrahlern, Holz fürs Feuer, Spenden und vor allem: Personal. Und am
Mittwoch war dann eben auch Demo, für 19 Uhr anberaumt, und über 2000
Leute sind mitgegangen, schweigend durch Einsiedel, während die 19
großen Mannschaftswagen die Sorge auslösten, daß nun doch geräumt werden
könnte, denn diese Präsenz ist ungewöhnlich für einen so friedlichen
Anlaß.
Ernst machen in Einsiedel – das geschieht schon, aber was, wenn die
Busse kommen? Räumt man dann einfach das Feld? Blockiert man die Straße?
Wird aus den Bussen ein Castor-Transport? Und überhaupt: Wenn es
Einsiedel 20x gäbe und an jedem Abend in Sachsen irgendwo 2,5 x 2000
Leute schweigend durch ihre Dörfer gingen und verhinderten, daß die
Busse durchkommen – was dann? Endlich ein Effekt?
Viertens: Eine Bauernfamilie lebt in beengten Verhältnissen, man
sitzt auf einander herum, und da geht die Frau zum Pfarrer und bittet um
Rat. Der empfiehlt: Nehmt Eure Hühner mit in die Stube. Man hält sich
daran, und nach einer Woche geht die Frau wieder zum Pfarrer und
erklärt, die Zustände seien schlechter geworden. – Nehmt noch Euer Pferd
mit dazu! – Diesmal dauert es nur drei Tage, bis die Frau wieder
vorspricht. Unerträglich sei es, unerträglich, was für eine Zumutung!
Der Pfarrer lächelt: Führ das Pferd wieder in den Stall. Herrlich,
wieviel Platz plötzlich, nicht? Ja, sagt die Familie, toll.
Seehofer aber kichert in sich hinein: Schauts, Buam, es kommen bloß
noch tausend pro Tag, mir san auf Eurer Seite, mir machen Ernst. Ja,
sagen die Bayern, toll. Götz Kubitschek
Der Buddhismus wird vielleicht irgendwann einmal zu Europa gehören, der Islam nicht.
Deutschland bringt die EU-Partner mit seinem fortgesetzten
„moralischen Imperialismus“ (Viktor Orbán) an den Rand des
Nervenzusammenbruchs. Die FAZ berichtete, wie vor wenigen Tagen
bei einer Konferenz im Londoner Außenministerium französische und
britische Spitzenbeamte und Diplomaten die anwesenden Deutschen
regelrecht verspotteten. Berlins Parole „Es gibt keine Grenzen mehr“
lasse die anderen Europäer an unserem Verstand zweifeln.
Druckkammermusik
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