Stationen

Samstag, 31. Oktober 2015

Wie soll man?

Dem, was Klonovsky hier zusammenfasst, ist kaum etwas hinzuzufügen. Ein paar wichtige Aspekte seien jedoch unterstrichen. Zunächst einmal ist das Pendant des widerwärtigen Meutenwesens, das Klonovsky beschreibt, eine Heuchelei, die ebenfalls nirgendwo anders anzufinden ist.

Nirgendwo auf der Welt wird der Allgemeinheit "Ausländerfreundlichkeit" als von einer Ideologenkaste ausgehendes soziales Diktat verordnet. Nirgendwo auf der Welt führen ausgerechnet diejenigen ständig Wörter wie "bunt", "offen", "Integration", "Willkommenskultur" im losen Mundwerk, die nie je einen Türken zu sich nach Hause zum Abendessen einladen würden. In anderen Ländern ist man gastfreundlich, oder man ist es eben nicht. In Deutschland war man nie gastfreundlich und wird es nie sein. Aber man gibt sich mit umso unerschütterlicherer Besessenheit als "ausländerfreundlich" und erstickt die natürliche Xenophobie, die jedem menschlichen Kollektiv zu eigen ist, als wäre es eine psychische Krankheit, die uns von anderen Völkern unterscheidet. Diese Heuchelei, sagte ich, ist das Pendant des widerwärtigen Meutenwesens, das Klonovsky beschreibt. Dass dieses Meutewesen im demokratischen Wohlfahrtswesten einzigartig ist, kann ich bestätigen, weil ich nicht nur 3 Jahrzehnte in einer Stadt lebte, unter deren Bewohnern kaum eine der ca. 200 Nationen dieses Planeten fehlt, sondern selber 10 Jahre lang an Menschen aller Herren Länder untervermietet habe, die sich an meinem Küchentisch untereinander austauschten.

Der zweite Punkt betrifft den ehemaligen Bundespräsidenten Wulff. Als der unsägliche Mann bereits am Boden lag, wurde auf eine Weise nachgetreten, die ich damals schon abscheulich fand. Aber so richtig hemmungslos wird die blutrünstige Bestie, die dem deutschen Wesen seit, ich weiß nicht wann, innewohnt doch erst gegenüber dem Türken. An Akif Pirincci werden die Instinkte aktiv, die man bei Wulff nur wittern konnte.

Drittens hat die oben erwähnte Heuchelei mittlerweile eine besonders gravierende Form angenommen, insofern sie sogar verhindert, dass die Polizei und die Mehrheit unserer Medien die Nationalität der Straftäter verschweigt, "um keinen Rassismus zu schüren". Dass genau diese an die Sowjetunion erinnernde Praxis - die alle das Bild vom sozialistischen Paradies störenden Nachrichten ausblendete - dem Rassismus besonders förderlich ist, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Statt dessen muss man nun innerhalb von weniger als 100 Jahren in Deutschland zum 3. Mal mit sozialer Ächtung rechnen, wenn man eine Ansicht vertritt, die vom vorgegebenen Schema der rotgrünen Apostel abweicht. Durchschnittlich alle 30 Jahre wird Brechts "Wer denkt, verrät." unter irgendeinem übergeschnappten Vorzeichen in diesem Land aktuell.

Viertens, die Deutschen sind nicht pluralismusfähig. Nirgendwo in den demokratischen Staaten werden Andersdenkende auf die Weise fertig gemacht, wie es Höcke neulich bei der Inquisitorenfresse des ZDF, bei Jauch, erging. Insbesondere in Frankreich, Italien, Spanien, überhaupt im Mittelmeerbereich, ist es undenkbar, dem politischen Gegner seine Raison d'etre abzusprechen, wie es in Deutschland üblich ist (früher gegenüber linken Intellektuellen und Journalisten, heute gegenüber allen irgendwie Konservativen). In Italien genießt jede politische Ansicht - von extrem links bis extrem rechts - Bürgerrecht und Achtung. Die Debatten sind heftig und oft auch ruppig. Die Schmähungen untereinander sind viel zügelloser als im dauersedierten Deutschland. Aber Achtung und Würde sind eine Selbstverständlichkeit, die niemandem verweigert wird, und die Niedertracht, einen Einzelnen (Höcke) erst mit verlogenen Unterstellungen unter Druck zu setzen und dann von vier politischen Gegnern fertig machen zu lassen (und als fünftes Bandenmitglied selber die Kontraste auf die Spitze zu treiben, statt zu moderieren)ist in Italien bisher immer noch undenkbar. Wie bereits mehrmals hier wiederholt: in den 20 Jahren, in denen Berlusconi eine Schlüsselrolle spielte, war die Meinungsvielfalt in Italien in jeder Sekunde größer, sehr viel größer, als gleichzeitig in Deutschland.

Fünftens: Wie kann man ein solch abscheuliches Deutschland noch lieben? Wie soll man dieses Deutschland noch lieben, verteidigen und schützen können???

Es geht nur im Vertrauen darauf, dass im kollektiven Unbewussten der Deutschen die Erinnerung an das, was Deutschland im 19. Jahrhundert war und  wurde (bis mit der Katastrophe von Versailles der Niedergang begann), nicht völlig abgestorben ist und durch die wortmächtige Sprache kommender, einzelner, herausragender Köpfe wieder zum Leben erweckt werden kann.

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