Stationen

Freitag, 22. Mai 2015

Der SPD-Philosoph

„Wenn Meinungsforscher, reichlich spät, von einer verratenen Generation reden, stellt sich die Frage nach dem Verräter. Diese Frage lässt sich ziemlich eindeutig beantworten. Verraten worden ist die aktive Generation von heute durch die (A)Sozialpolitiker von gestern.

Sie haben das deutsche Steuer- und Abgabensystem so eingerichtet, dass von Kindern derjenige profitiert, der keine hat. In einem der reichsten Länder der Welt sind Kinder zu einem Wohlstandsrisiko geworden, das man in der Gewissheit, sich im Alter von Kindern versorgen lassen zu können, für die man selbst nichts getan hat, besser vermeidet. Adenauer glaubte noch, Kinder bekämen die Leute sowieso. 

 In einem Land, das auf Kinder keine Rücksicht nimmt, eben nicht!
Die Meinungsforscher stellen die Lage immer noch viel zu rosig dar. Die Frauen und die Männer der nachwachsenden Generationen werden ja nicht nur nach zwei Seiten hin überfordert, durch ihre Verpflichtungen Eltern und Kindern gegenüber. Sie müssen noch viel mehr leisten, und zwar alles zur gleichen Zeit: sie sollen länger lernen, origineller denken, mehr arbeiten, höhere Abgaben zahlen - und obendrein auch noch nicht nur für die eigenen Kinder und die eigenen Eltern da sein, sondern auch für die wachsenden Menge derer, die den Witz des System kapiert und auf Kinder wohlweislich verzichtet haben.


Die nächste Genration wird sich weigern, so einseitig und ungerecht zugewiesenen Verpflichtungen nachzukommen. Zu Recht!


Der Generationenvertrag, auf den sich die Angehörigen der abtretenden Generation berufen, ist ein Vertrag zu Lasten Dritter. Er verteilt Leistung und Gegenleistung extrem ungerecht und wird daran auch scheitern. Wachsende Altersarmut und dramatische Missstände in der Pflegeindustrie sind sichere Indizien dafür, dass eine asoziale Umverteilungspolitik allen schadet, den Alten ebenso wie den Jungen. Was die ältere Generation erworben hat, sind doch bloß Ansprüche, und diese Ansprüche stehen auf dem Papier; ob sie eingelöst werden, entscheidet die nachwachsende Generation. Sie wird alle, die ihr mit solchen Ansprüchen kommen, die Frage stellen: ‚Was habt ihr denn für uns getan?‘ Und wenn die Älteren dann nicht mehr vorweisen können als irgendwelche Versicherungsnummern, werden sie auf ihren Ansprüchen sitzen bleiben.“ Konrad Adam



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