Stationen

Mittwoch, 8. April 2015

Krüger aus Almanya

Ich persönlich lebe Multikulti seit fast 40 Jahren, und von Anfang an tat ich es mit größtmöglicher Konsequenz. Aber ich habe nie daran gezweifelt, dass das nur eine Option für diejenigen sein kann, die sich dezidiert dafür entscheiden, und dass man, um sich dafür zu entscheiden, erst mal eine starke Identität die kulturelle Herkunft betreffend haben muss.

Diese Identität muss die breitestmögliche Verbreitung im Sinne einer Leitkultur haben, wenn sie eine solide Basis für Gastfreundschaft und Öffnung gegenüber fremden Kulturen sein soll. Und nur wenn eine solche solide Basis vorhanden ist, ist Öffnung gegenüber anderen Kulturen überhaupt möglich und glaubwürdig und kann zu fruchtbarer Multikulturalität führen.

Unsere bundesdeutsche Leere hingegen ist völlig ungeeignet: wir pinkeln auf unsere Geschichte, und wo wir uns mit Geschichte befassen, tun wir es mit seichten Analysen und Träumereien, bei denen alle naslang betont wird, es handele sich gar nicht um die Geschichte der Deutschen, da es uns noch gar nicht gab damals. Es ist zweifellos pathologisch, mit welchem bekennerischen Eifer wir uns lächerlich machen und zum Gespött der Völker machen wollen und uns dabei einreden, gerade diese Leere sei Weltoffenheit. Gleichzeitig verklären wir gerne die Traditionen anderer Völker, um auch diese sofort herabzuwürdigen, sobald wir merken, dass ihre Vertreter es mit traditionsbewusster Identität ernst meinen und unsere Bespöttelung des Eigenen und Überlieferten nicht mitmachen wollen.

Mittlerweile sieht man ja in deutschen Fernsehsendern Dokumentationen über das Nibelungenlied. Aber selbst die Sachbücher über dieses Thema sind derartig stumpfsinnig, dass es wohl noch 100 Jahre dauern wird, bis jemand angemessen auf diese Epoche eingehen wird und Dinge wie Nibelungenlied, Übersetzerschule von Toledo, Artussage, Hanse, Friedrich Barbarossa und Magna Charta unter einen Hut bekommt und dann auch angemessen über Friedrich den II. und die Scholastik berichtet, statt uns immer wieder Eseleien wie die Psychoanalyse der Krimhild aufzutischen und zum aber-x-ten Male zu beteuern, was die Altertumsforscher der 30-er und 40-er Jahre dachten, sei alles unwissenschaftlich gewesen und im nächsten Satz das Nibelungenlied schwülstig (und unbegründet und ich befürchte unbegründbar) als "geniales Meisterwerk" zu bezeichnen (dabei aber dennoch kein Wort über die Schönheit germanischer Mythologie zu verlieren). Es ist das alles ekelhaft und zwar ekelhaft dumm.



Kulturelle Identität kann und darf niemals negativ definiert sein, weil blutlose Antitümelei nur zu Heuchelei oder bestenfalls zu einer Art nihilistischem, sektiererischem Romantizismus führen kann, nie aber zu dauerhaften Werten, die man einem Kind in die Wiege legen möchte.

Bela Bartok sagte schon: "Wer international sein will, muss erst mal national sein.", und vor ihm sagte ein Schreiner aus Nazareth, bevor man seinen Nächsten wie sich selbst lieben könne, müsse man sich erst mal selbst lieben." oder so ähnlich...


Horst Krause ist gegen dieses Multikulti.

Reinhardt Mey sang einst, als wir noch unbefangener in Europa waren, "Guck mal, ach nee, sieh mal da! Mann aus Alemaniya!" Aber dieses schöne Lied, dass uns (und den anderen) auf treffende Weise den Spiegel vorhält, ist nicht einmal in YouTube zu finden. Ähnlich wie "Ich liebe dieses Land" von Chris Roberts fiel es der ächtenden Gedankenpolizei zum Opfer, die mit ihrer political correctness jeden Winkel unserer Zeit vergiften will.

5 Jahre später sind beide nun doch bei YouTube zu finden:





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