Stationen

Samstag, 20. Juni 2015

Grenzen und gesunder Menschenverstand

Die Ungarn verstehen etwas von Grenzen. 1989 öffneten sie ihre Grenzen für Ostdeutsche, die nach Westdeutschland wollten. Es gibt eigentlich nichts einfacheres, selbstverständlicheres, als vernünftige Entscheidungen, bei denen man sich nicht ein X für ein U vormachen lässt.

Aber in Ländern wie Deutschland, Italien und Japan ist man immer noch zu traumatisiert, um sich unvoreingenommen und unbefangen der Wirklichkeit zu stellen. Deutschland ist auf Grund des Holocaust besonders traumatisiert. Man sieht es unter anderem daran, dass wir es tatsächlich fertig bringen, die Israelische Mauer mit der Berliner Mauer zu vergleichen und Palästinensern zu erlauben, beide Mauern gleichzusetzen, obwohl diese beiden Mauern geradezu ein Paradebeispiel für die unterschiedlichen Funktionen sind, die eine Mauer haben kann: Einsperren der eigenen Bevölkerung im ersten Fall, Aussperren von Selbstmordattentätern im anderen Fall.

Nun haben die Ungarn beschlossen, ihre Grenze zu Serbien mit einer Mauer zu befestigen. Dem Himmel sei Dank, dass man den Ungarn nicht zu erklären braucht, 1. dass ein freies Land Mauern nicht zum Einsperren, sondern zum Aussperren baut, 2. dass es sich um Flüchtlinge handelt, die in Europa nichts verloren haben und in diesem Ausmaß jedenfalls nicht bei uns aufgenommen werden können und 3. dass Leute wie Josef Schuster besser den Mund halten, als am grünen Tisch ihre Vorstellungen von Machbarkeit auszubreiten.

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