Stationen

Samstag, 1. April 2017

Auf den Kontext kommt es an

Sandra Maischberger zu Beatrix von Storch: Mit Verlaub, Sie haben einen Tweet losgelassen, der klang jetzt auch nicht so fein. Da sagten sie den Südeuropäern, die muss man „zum Sparen zwingen und den Griechen den Marsch blasen“.
Als von Storch erwiderte, das sei ja gerade das, was ihre Partei nicht wolle, hielt ihr Maischberger trocken entgegen: „Das ist Ihr Tweet.“

Von Storch wehrte sich, dass da wohl der Kontext fehle, was für Belustigung in der Runde sorgte, vor allem bei Marieluise Beck von den Grünen: „Tweets haben keinen Kontext“, lachte sie, „Tweets haben 140 Zeichen!"

Von Storch habe sich blamiert, schrieb einhellig am nächsten Tag die finstere Meute der zum Nachtreten bereiten Berichterstatter. Der ehrliche Niggemeier reichte den Kontext nach, innerhalb dessen Beatrix von Storch ihren Tweet verfasst hatte: er befand sich innerhalb jener 140 Zeichen, nämlich ein Link. Frau Maischberger und Frau Beck hätten nur draufzuklicken brauchen, statt das Entscheidende einfach zu übergehen. Und schon hätte man Frau von Storchs Aussage richtig verstanden.

Bei dem Link handelt es sich um einen Tweet der nordrhein-westfälischen SPD. Die zitiert den neuen SPD-Vorsitzenden Martin Schulz mit dem Satz: „Wir wollen ein europäisches Deutschland und nie wieder ein germanisiertes Europa.“  
Mit diesem Kontext ist völlig klar, was Beatrix von Storch mit ihren Worten zum Ausdruck brachte: nicht ihre eigene Position, sondern die Position, die sie Schulz unterstellt – und kritisiert.

Von Storchs  Tweet –  im Wortlaut: Will kein „germanisiertes Europa“ – aber die Südeuropäer zum Sparen zwingen und den Griechen den Marsch blasen. https://twitter.com/nrwspd/status/845590546890575872 – wurde durch das Ignorieren des Links inhaltlich ins Gegenteil verkehrt. 

Böse Hexe Maischberger! Oder gab es inzwischen eine Richtigstellung mit Entschuldigung? Übermedien verrät es hier.

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