Vergangene Woche twitterte die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende
und Europaabgeordnete Beatrix von Storch Auszüge aus einem Artikel des Tagesspiegel-Redakteurs
Malte Lehming und löste damit online einen gewissen Wirbel aus.
In
diesem Text, der Mitte November 2010 erstveröffentlicht wurde und dem
weiteste Verbreitung bis in die Sozialkunde- und Ethik-Lehrbücher der
Oberstufe zu wünschen ist, heißt es: „In Berlin gibt es ausländische
Jugendbanden. Das ist ein Problem. Noch größer wäre das Problem, wenn es
sie nicht gäbe. Sie sind jung, mutig, mobil, hungrig, risikobereit,
initiativ. Solche Menschen braucht das Land.“
Hinter der „Kritik“ am Walten dieser Unentbehrlichen verberge sich,
so Lehming, „oft bloß der Neid derer, die Vitalität als Bedrohung
empfinden, weil sich die eigene Mobilität auf den Wechsel vom
Einfamilienreihenhaus in die Seniorenresidenz beschränkt“, statuiert der
Journalist.
„Lieber ein paar junge ausländische Intensivtäter als ein
Heer von alten, intensiv passiven Eingeborenen.“
Dieses Zitat ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, vor allem aber,
weil es den „Kampf gegen Rechts“ auf die denkbar größte Gruppe
ausweitet und zugleich um einen noch extremeren Verbündeten wirbt, als
die Antifa ihn derzeit darstellt (als Steigerung käme freilich nur der IS in
Frage). Der Deutsche an sich, sofern er hinreichend alt ist, den
Wohlstand dieses Landes mitgeschaffen hat und keine außereuropäischen
Gene besitzt, wird hier der Aggression von Banditen mit
Einwanderungshintergrund anempfohlen.
Das Thema ist bekanntlich virulent, regelmäßig liest man in den
Zeitungen von Senioren, die in ihren Einfamilienreihenhäusern von
mobilen, hungrigen und risikobereiten Initiativmenschen überfallen,
zusammengeschlagen, ausgeraubt, sogar vergewaltigt und hin und wieder
bedauerlicherweise auch ermordet werden. Wie oft gutgläubige und oft
auch etwas huschelig gewordene Pensionäre von innovativen mobilen
Trickbetrügern ausgeplündert werden, melden die Medien ja gar nicht
erst, wahrscheinlich aus Platzgründen.
Was steckt dahinter, wenn sich ein Medienvertreter derart plakativ
entsolidarisiert?
Zunächst muß man festhalten, daß diese
Verachtungsbekundung kein Einzelfall ist, sondern Teil einer Struktur:
Man denke an die Klage eines Zeit-Redakteurs über nervende
deutsche Spießer, nachdem zwei Jugendliche in der Münchner U-Bahn einen
Rentner beinahe totgetreten hatten, weil der ihnen das Rauchen in der
Bahn untersagen wollte. Oder an die Bemerkung von Wolfgang Schäuble,
Europa würde ohne Einwanderer aus Afrika und dem Orient „in Inzucht
degenerieren“ oder den Bekenntnisaufsatz eines Welt-Autors mit der Kernaussage: „Etwas Besseres als Deutschland findet sich allemal.“
Daß die AfD in Köln ihren nächsten Parteitag abhalten wird, ruft in
der Domstadt stärkere Abscheubekundungen hervor als jene
nordafrikanischen Kriminellen, die sich in der Silvesternacht 2015 dort
über einheimische Frauen hermachten und 2016 nur durch extreme
Polizeipräsenz an der Wiederholung der Unterwäsche-Spontanparty
gehindert werden konnten.
Bezeichnenderweise schrieben sich damals wiederum zwei Tagesspiegel-Redakteurinnen
mit Blick auf die Gruppenvergewaltiger folgenden Altjungfernporno von
der Seele: „Daß sie die Urangst des älteren weißen Mannes – die nehmen
uns unsere Frauen weg – auf der Domplatte in der Silvesternacht
ausagiert haben, war die größtmögliche Provokation einer Gesellschaft,
die sie nicht aufnehmen will.“
In den Reigen paßt auch, daß der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz in
derselben Woche, in welcher der türkische Sultan Deutschland und Europa
mit Krieg drohte und in London der nächste islamische Anschlag
stattfand – worüber „Mister 100 Prozent“ kein Wort verlor –, im Saarland
Wahlplakate vorstellte, auf welchen der AfD originellerweise die „rote
Karte“ gezeigt wird. Die AfD, das haben wir immer wieder gehört, ist im
wesentlichen die Partei der alten weißen Männer. Sie sind der Feind.
Aber warum? Eine Antwort gab der Historiker Rolf Peter Sieferle in
seinem nachgelassenen Buch „Das Migrationsproblem“ (JF 13/17).
Nietzsches Figur des „letzten Menschen“ aufgreifend, also jenes
westlichen Massenmenschen, der nach einem möglichst risikoarmen, langen
und glücklichen Leben ohne Konflikte verlangt, notierte Sieferle:
„Die letzten Menschen werden erstaunt sein, wie viele
Alltagskonflikte plötzlich mit ungewohnter Gewalt ausgetragen werden“,
und prognostizierte als Reaktion: „Sie werden die Verunsicherung in
innere Konfliktlinien transformieren, sie werden in den eigenen Reihen
Feinde identifizieren, die leicht zu bekämpfen sind, da sie aus dem
gleichen Holz geschnitzt sind wie sie selbst.“
Das ist des Pudels Kern. Die westlichen Antirassisten in Zeiten der
neuen Völkerwanderung sind degenerierte Weiße, die sich den schwächsten
Gegner ausgesucht haben: ihresgleichen.
Es liegt in der Logik der Dinge, daß letzte Menschen nur gegen einen
Feind mobil machen, von dem wenig Gefahr droht. Der wohlfeile Mut der
Couragierten, der Gesicht-gegen-Rechts-Zeiger, der
Kein-Bier-an-Nazis-Ausschenker, ist ja sofort dahin, wenn sie es mit
juvenilen Testosteronbomben zu tun bekommen, die Naziparolen wie „Hamas,
Hamas – Juden ins Gas!“ skandieren. Ihr simulierter Schneid ist reine
Kompensation.
Ein feiger Journalist tut gut daran, sich als mutig zu präsentieren,
und Mut simuliert sich am leichtesten, indem man ohnehin zum Verleumdet-
und Angepöbeltwerden freigegebene Gruppen mit ganz besonderer
Aggressivität niederschreibt. Deswegen stellt sich der Tagesspiegel-Maulheld
auf die Seite von hochaggressiven Sekundäranalphabeten, anstatt nach
jungen ausländischen Unternehmensgründern oder Naturwissenschaftlern zu
rufen.
Die Jugendbanden, für die er wirbt, sind freilich Speerspitzen der
Verwandlung eines ethnisch relativ homogenen Landes in einen
Vielvölkerstaat. Daß diese Transformation konfliktfrei abläuft, glaubt
niemand, doch in weiten Teilen der politisch-medialen Klasse ist man
offenbar der Ansicht, sie lasse sich am besten durch repressive
Maßnahmen gegen diejenigen Einheimischen, die das nicht klaglos
hinnehmen wollen, bewerkstelligen.
Natürlich ist das ein extrem kurzsichtiges Verhalten. Auch
journalistische Lemminge wie Lehming werden sich entscheiden müssen, ob
dieses Land ein wirtschaftlich leistungsfähiger Rechtsstaat bleiben oder
ob es sich in ein halb multitribales, halb theokratisches Beuteland für
aggressive Migranten verwandeln soll. Auch ihnen wird es im
Kapitulationsfall an den Kragen gehen. Sofern sie nicht an die Seite der
neuen Herren wechseln. Und sofern diese sie nicht angeekelt beiseite
schieben. MK am 3. 4. 2017
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