Si fractus illabatur orbis,
impavidum ferient ruinae
Der frühe Vogel fängt die Katze
Eine raspelkurze Anmerkung pro domo zu Herrn Marcus Pretzell
Wer sich mit fremden Federn schmückt, sollte immerhin nicht behaupten, der Vogel, von dem sie stammen, existiere gar nicht – oder, wie unsere Kanzlerin formulieren würde: Wer im Glashaus sitzt, fällt selbst hinein. Der Europa-Abgeordnete und NRW-Spitzenkandidat der AfD Marcus Pretzell (Betonung auf dem zweiten e) behauptet aus Gründen, über die momentan in den Medien spekuliert wird, ich hätte nie für ihn gearbeitet. Bei einer solch eindeutigen Aussage genügt ein Gegenbeispiel, und um niemanden zu langweilen, will ich es bei einem Exempel belassen. (Einschaltung für Esel: Dieser Eintrag verfolgt keinerlei unlautere Absichten gegenüber der AfD, sie möge gedeihen, sondern richtet sich einzig und allein gegen den in Rede stehen Herren, der seine Hanswurstiaden leider Gottes in dieser Partei aufführt. Was aber kein Naturgesetz ist.)
Zum Tag der deutschen Einheit hielt Pretzell diese rundum hörenswerte und amüsante Rede, die durchaus ein größeres Publikum verdiente als das weiland zu Bad Canstatt versammelte.
Angehängt folgt das Original der Rede, direttissimo einkopiert von meiner gedächtnisstarken Festplatte. Bin gespannt, ob Sie die zehn versteckten Unterschiede finden. Viel Vergnügen!
Meine Damen und Herren,
der Tag der deutschen Einheit ist ein Feiertag der Selbstbefreiung. Die Völker Osteuropas und die Menschen in Ostdeutschland haben damals ein Gewaltregime abgeschüttelt, das wie ein riesiger Parasit auf ihnen lag. Dieses Regime lähmte die Eigeninitiative, verbot das freie Denken, bespitzelte die Menschen, verhöhnte das Recht und saugte die Ressourcen der Länder in zukunftsblinder Rücksichtslosigkeit aus. Und während sie einen Teil Europas in den Ruin wirtschafteten und den Menschen dort das Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben nahmen, verkündeten die führenden Vertreter dieses Regimes, sie besäßen das Mandat der Geschichte. Sie verkörperten den Menschheitsfortschritt. Ihnen gehöre die Zukunft. Wenn die Völker ihrer weisen Lenkung folgten – und man alle diejenigen, die dies nicht tun, einfach umerzieht –, stünde der idealen Gesellschaft nichts mehr im Wege.
Meine Damen und Herren, halten wir uns, auch wenn der Anlass es gebietet, nicht lange mit der Erinnerung an ein Gesellschaftssystem auf, das völlig verdient auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist. Ich möchte nur eine Formulierung wiederholen, die Sie mir eben als reine Selbstverständlichkeit durchgehen ließen, obwohl sie so selbstverständlich überhaupt nicht ist. Ich sprach vom „Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben“. Wie Sie alle wissen, existiert ein solches Recht in weiten Teilen der Welt überhaupt nicht – in jenem Weltteil etwa, aus welchem heute die meisten Einwanderer nach Europa kommen, existiert es nicht einmal als Ideal. Und auch in der Weltgeschichte war jahrtausendelang von einem solchen Recht nicht die Rede.
Woher stammt die Idee, dass der Mensch so groß und stolz und verwegen sein könnte, ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Sie stammt aus Europa. Es ist die Idee des Individuums. Sie wurde geboren in Griechenland, wo uns im Menschheitsfrühling der Antike erstmals das europäische Individuum entgegentritt. Sie lud sich auf mit der christlichen Verkündigung, dass jeder Mensch eine unsterbliche Seele besitzt. Sie verschmolz mit dem römischen Recht, das die Institution des Eigentums verkündete, ohne die es keine Freiheit geben kann. Die Rechtsordnungen, die ab der frühen Neuzeit auf dem europäischen Kontinent galten, darf man bis heute getrost als römisches Recht bezeichnen. Die Idee des freien Individuums erblühte in der italienischen Renaissance, und sie erhielt ihr philosophisches Fundament durch die Denker der Aufklärung. Das waren überwiegend Franzosen, Engländer und Deutsche. Sie sehen, meine Damen und Herren, die Individualisierung des Menschen, seine Befreiung zum selbstbestimmten Leben, ist ein gesamteuropäisches Projekt. Und es wurde ab dem 18. Jahrhundert zum europäischen Exportschlager.
Und heute? Heute erleben wir genau die gegenteilige Tendenz. Die Freiheit des Individuums, das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, sind bedroht wie seit realsozialistischen Tagen nicht mehr. Im Gegensatz zur plumpen und unverhohlenen Unterdrückung der Menschen im Ostblock naht die moderne Knechtschaft gleichsam auf Taubenfüßen. Die heutige Gehirnwäsche ist smarter als die SED-Propaganda, und wieder behaupten ihre Agenten, dem Menschheitsfortschritt zu dienen.
Während Technokraten und Sozialingenieure die Macht über unser Denken und Fühlen übernehmen und die Menschen zu bindungslosen, beliebig verschiebbaren Figuren auf dem globalen Spielbrett erniedrigen wollen, singen uns ihre angestellten Sirenen fromme Lieder von „Teilhabe“ und „Diversity“. Sie behaupten, es sei gestrig und unmodern, an seinen Sitten und Traditionen festzuhalten, zumindest sofern man ein weißer Europäer ist. Sie wollen uns einreden, dass die sogenannte traditionelle Familie ein Gefängnis ist, aus dem der moderne Karrieremensch jederzeit ausbrechen kann. Während hunderttausende meist analphabetische junge Männer aus einer fernen und in Teilen gewalttätigen Kultur unseren Kontinent invadieren, predigen Politik und Medien in einem fort „Willkommen“ und „Toleranz“. Der Widerspruch, dass gerade diese Einwanderer beharrlich an ihren vormodernen Traditionen und Familienwerten festhalten, scheint ihnen nicht aufzufallen. Die massenhafte Einwanderung von Menschen, denen unsere Werte vollkommen egal sind, wird bizarrerweise mit der Universalität dieser Werte begründet. Darauf wäre doch kein Marxist gekommen! Nach dieser Logik ist es auch keine Überraschung mehr, dass man uns die schrittweise Schleifung aller Unterschiede zwischen den europäischen Kulturen – unter Indienstnahme eben jener Masseneinwanderung, aber vor allem als Folge von Technokratenträumen in Brüsseler Büros – als „Vielfalt“ verkauft.
Ich will Ihnen also von der europäischen Freiheit sprechen. Damit stehen wir unweigerlich vor der Frage: Wer bedroht die europäische Freiheit? Und wie können wir sie zurückgewinnen?
Zunächst einmal: Europa bedeutet seit Jahrhunderten „Vielfalt“. Was dieser Kontinent an kultureller, sprachlicher, geistiger, lebensartlicher und, ja, auch kulinarischer Vielfalt zu bieten hat, ist in dieser Kombination weltweit völlig einzigartig. Die gesamte Neuzeit ist von drei Einflüssen geprägt: der europäischen Art zu wirtschaften, der europäischen Technik und vom europäischen Denken. Zusammen ergeben sie den europäischen Menschen. Eben weil Europa ein Kontinent der Vielfalt, des Wetteiferns, der Konkurrenz war, blühte der europäische Geist. Eben weil keine Zentralmacht es unter seine lähmende Herrschaft zwang, brachte Europa diese prägenden Ideen hervor. „Vielfalt“ ist wirklich das Letzte, was Good Old Europe lernen müsste.
Aber Europa war immer auch ein Erdteil der Allianzen. Die alteuropäische Diplomatie achtete penibel darauf, dass ein Gleichgewicht zwischen den Mächten herrschte. Europa hat nie lange eine eine Vormacht geduldet, weder das napoleonische Frankreich, noch Nazi-Deutschland, noch Sowjetrussland – und es wird auch die EU nicht lange dulden.
Ich höre schon den Vorwurf: Sie wollen doch nicht etwa Nazi-Deutschland oder das kommunistische Russland mit der EU vergleichen? Ich will sie keineswegs gleichsetzen. Aber was spricht gegen Vergleiche? Bolschewismus und Nationalsozialismus waren verbrecherische, massenmörderische Regime, insofern sind sie natürlich mit der EU nicht im Ansatz vergleichbar. Aber wenn wir als einziges Kriterium die Frage nehmen, wer den Bürgern Europas, wer Ihnen, meine Damen und Herren, heute das Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben streitig macht, dann sind sie es auf einmal doch.
Weder die deutsche Kanzlerin noch die Grünen noch die EU-Vögte und -Kommissare würden sich doch für ein solches Recht einsetzen. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine europäische Führungsfigur in letzter Zeit davon auch nur gesprochen hätte. Der einzige Anlass, für den das Recht auf Selbstbestimmung noch regelmäßig reklamiert wird, ist beim Recht auf Abtreibung. Oder beim Recht der Ukraine, sich gegen den russischen Einfluss zu behaupten. Ansonsten ist die westeuropäische und speziell deutsche politische Öffentlichkeit geradezu durchdrungen von Misstrauen gegen jede Art von Selbstbestimmung, sei es nun die individuelle und die der europäischen Völker. Wenn der ungarische Staatschef Victor Orban eine Volksabstimmung zur Einwanderung ankündigt, behandeln ihn die Medien des europäischen Westens, als habe er einen Feldzug gegen ihre heiligsten Werte angekündigt.
Sozialingenieure – höhere Kindergärtner – wollen nämlich nicht, dass ihre Betreuungsobjekte selbstbestimmt handeln. Ihr Ideal ist der gelenkte, entmündigte, materiell halbwegs gesättigte Mensch, der sich für frei hält. Sie wollen keine Völker, sondern nur Bevölkerungen, lose, bindungslose Einzelne, die allen anderen gleich fremd sind und sich beliebig vermischen lassen. Sozialingenieure träumen vom Nanny-Staat, der den Menschen nicht direkt diktiert, was sie zu tun haben, sondern sie in die gewünschte Richtung schubst. „Nudge“ heißt ein neues soziologisches Trendwort dafür. „Nudging“ diktiert das politisch korrekte Verhalten: Du sollst keinen Alkohol trinken, nicht zu viel Fett und Zucker und vor allem nur wenig Fleisch essen. Du sollst eine Riester-Rente abschließen, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen und deine Organe spenden. Du sollst deinen Müll trennen und Energie sparen. Du sollst dich von Rechten, Rassisten, EU-Gegnern, Leugnern der menschengemachten Erderwärmung, Windkraftgegnern und Sexisten fernhalten und sie auf Facebook melden. Du sollst nicht die falschen Bücher lesen und dich nicht auf den falschen Webseiten herumtreiben. Du sollst dir genau überlegen, was du bei Facebook in die Tasten haust. Du sollst kein teuflisches Kohlendioxid freisetzen. Du sollst dich in regelmäßigen Abständen für die Untaten deiner Vorfahren schämen. Du sollst nicht glauben, dass du klüger bist als die Partei. Du sollst Einwanderern und ihren Sitten gegenüber tolerant sein und ihnen auch dann kultursensibel begegnen, wenn sie dir aggressiv und fordernd entgegentreten. Du sollst Frauen nicht anstarren als wüsstest du nicht, dass es nur ein soziales Konstrukt ist, was du anstarrst. Und so weiter.
„Nudging“ bedeutet: Die Leute wissen eh nicht, was gut für sie ist, deswegen brauchen sie kompetente Vormünder, die ihre Entscheidungen in die richtige Richtung lenken. Der einstige Vater Staat ist inzwischen ein mütterlicher, ein bemutternder Staat geworden, worauf zuletzt der Schriftsteller Michel Houellebecq in seiner Rede zur Überreichung des Schirrmacher-Preises hingewiesen hat. Er schreibt: „Die Bürger werden in einem Zustand fortgesetzter Kindheit gehalten, und der erste Feind, den unsere westliche Gesellschaft versucht auszurotten, ist das männliche Zeitalter, ist die Männlichkeit selbst.“
Dieser Staat will seinen Untertanen die Sorgen des Denkens abnehmen und die Mühen der Entscheidungen. In diesem modernen Paternalismus, der eigentlich Maternalismus heißen müsste, vereinen sich die neoliberalen Ideologen des One-World-Kapitalismus mit den linken Ideologen des One-World-Multikulturalismus zu einem bizarren Paarlauf. Der Einzelne ist für die einen nur noch ein Produzent und Konsument, für die anderen nur noch ein Betreuungs- und Emanzipationsobjekt. Aber kein Wesen mehr, das aus einer Tradition wächst, sich einem Volk, einer Heimat, einer Kultur zugehörig fühlt. Kein Wesen mehr, das sein Leben selbst in die Hand nehmen will und weit mehr Ansprüche hat, als ein bloßer Marktteilnehmer oder Gleichstellungsfall zu sein. Mit einem Wort: Sie bekämpfen den freien Menschen als freien Entscheider über sein Schicksal.
Der technokratische Menschenschlag dominiert längst die meisten Entscheidungen in den EU-Gremien und in den westeuropäischen Regierungen. Dieser Menschenschlag hat für Kulturen und regionale Eigenarten überhaupt kein Organ mehr, weil er ausschließlich in den Kriterien der Machbarkeit und der Berechenbarkeit denkt. Er will die Bürger nicht verschiedener und vielfältiger machen, sondern immer ähnlicher, verwechselbarer, austauschbarer, und er hat die gewaltigen Kräfte der wirtschaftlichen und medialen Globalisierung auf seiner Seite.
Die Antwort der heutigen EU auf die drängenden Fragen ist immer dieselbe: Vereinheitlichung. Vereinheitlichung der Währung, Vereinheitlichung der Bildung, Vereinheitlichung der Universitäten, Vereinheitlichung der Sprache, Vereinheitlichung der Einwanderungsbestimmungen. Heute steht die Homogenisierung der Völker, ihre Umwandlung in Bevölkerungen auf dem Plan. Übrigens nur im Westen – niemand fordert, dass Ägypter, Saudis oder Nigerianer ihre Kultur ablegen und „bunt“ werden sollten. Am Anfang haben die EU-Kommissare die Krümmung der Gurken normiert, und am Ende normieren sie die Gedanken.
Dieser Menschenschlag möchte die Vielfalt und Eigenart der europäischen Kulturen überwinden. Es sind Anti-Europäer, die mit glühenden Wangen „Europa!“ rufen.
Meine Damen und Herren, wenn Sie an den europäischen Geist denken, welche Gesichter stehen Ihnen da vor Augen? Vielleicht Erasmus von Rotterdam, Leonardo da Vinci, Beethoven? Vielleicht Konrad Adenauer, Charles de Gaulle? Oder Martin Schulz, José-Manuel Barroso, Viviane Reding und Jean-Claude Juncker? Nein, meine Damen und Herren, das ist nicht Europa, und das wird es hoffentlich niemals sein!
Ich habe gefragt, wer die europäische Freiheit bedroht, und die ersten Kollektive genannt: die derzeitige Führung der EU, die Technokraten in den Bürotürmen und die europäische Gleichstellungs-Linke. Zusammen mit zahllosen NGOs, Stiftungen, Verbänden, Lobbygruppen und unter dem Dauerfeuer der Medien vermischt sich das alles zu einem verwirrenden Ganzen. Es gibt am Ende aber eine vergleichsweise klare Scheidung der Gesellschaft, nämlich in Geschröpfte und Alimentierte, in Betreuer und Betreute. Frei und selbstbestimmt ist keiner von ihnen.
Jetzt kommt die Massenmigration ins Spiel. Vor 500 Jahren brachen die Europäer auf, die Welt zu erobern und zu kolonialisieren. Dabei sind viele Grausamkeiten geschehen, die kein vernünftiger Mensch wegdiskutieren möchte. Doch es gab noch die andere Seite der Medaille. Ich möchte dazu eine Stelle aus dem Monty Python-Film „Das Leben des Brian“ zitieren.
Dort zürnt ein jüdischer Rebell: „Die Römer haben uns ausbluten lassen, sie haben uns alles genommen, was wir hatten. Und unseren Vätern! Was haben sie dafür als Gegenleistung erbracht?“
Nach einer kurzen Pause kommen die Antworten: „Den Aquädukt. – Und die sanitären Einrichtungen. Weißt Du noch, wie es früher in der Stadt stank? – Und die schönen Straßen. –Medizinische Versorgung. – Schulwesen. – Und den Wein. – Die öffentlichen Bäder. – Und jede Frau kann es wagen, nachts die Straße zu überqueren. Die können Ordnung schaffen, denn wie es hier vorher ausgesehen hat, davon wollen wir ja gar nicht reden.“
Heute ist die große Kolonial- und Ausstrahlungsmacht Europa dabei, sich selber kolonialisieren zu lassen. Und zwar von Menschen, die zu erheblichen Teilen die Gesetze ihrer Religion für bindender halten als die Gesetze der Staaten, in die sie eingewandert sind. Zehntausende von ihnen leben geistig im 7. Jahrhundert. Von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Frauengleichstellung, Religionsfreiheit und Freiheit der Rede halten viele der Einwanderer aus der orientalischen Weltgegend nichts. Den westlichen Lebensstil finden die meisten dekadent. Ein Bildungs- und Leistungsethos kennen die meisten nicht. Sie bringen weder Aquädukte noch Wein, dafür aber Analphabetismus, verschleierte Frauen und den Dschihad nach Europa.
Und nun passiert das Merkwürdige: Europa – und Deutschland an der Spitze – seufzt ihnen entgegen. Alle Bundestagsparteien mit der Kanzlerin voran heißen die Einwanderer willkommen und fordern nicht etwa von ihnen, dass sie sich integrieren, sondern verlangen von den Deutschen, dass sie diese Leistung zu erbringen haben. Viele Fernstenliebende, die keine Nächsten mehr haben, die sie lieben können, begrüßen die Fremden mit Teddys, und die auf Steuerzahlerkosten unerbittlich tätige Sozialindustrie streckt gierig die Hände nach den neuen Betreuungsfällen aus. Unternehmerverbände applaudieren dem Massenzustrom, weil er angeblich der Wirtschaft nutzt; einen Beleg dafür bleiben sie schuldig, speziell die Dax-Konzerne stellen niemanden ein, weil sie für Analphabeten keine Planstellen haben.
Die europäische emanzipatorische Linke entdeckt plötzlich ihr Herz für die Religionsfreiheit, in welches sie die Vollverschleierung von Frauen als Ausdruck der Vielfalt einschließt. Es finden sich willige Intellektuelle, die in Leitartikeln darauf hinweisen, dass es im 9. Jahrhundert in der arabischen Welt hygienischer zuging als in Europa, und wir den Arabern heute noch dafür dankbar sein müssten, dass sie die antiken Autoren für uns bewahrt haben.
Was sich hier tatsächlich austobt, ist der westliche kulturelle Selbsthass. Auch er ist ein originär europäisches Phänomen. Keine andere Weltkultur hat die Fähigkeit zur Selbstkritik in einem solchen Maße entwickelt wie die abendländische, und irgendwann, ich würde sagen um 1968 herum, ist sie ins Maßlose umgeschlagen. Es ist hier nicht der Platz, darüber nachzugrübeln, woher dieser Selbsthass seine Kraft bezieht, inwieweit der Kulturprotestantismus involviert ist, der Marxismus, inwiefern er sich in Deutschland speziell als Reaktion auf die Untaten der Nazis versteht und wieder in anderen Ländern als Reaktion auf den Kolonialismus – es genügt, ihn zu konstatieren.
Wir befinden uns in einem Zangengriff. Die einen wollen uns entmündigen, weil wir im tiefsten Wesen schlecht sind und angeblich jederzeit ein Rückfall in die Exzesse des Nationalismus und der Selbstsucht droht, die anderen wollen uns nach und nach infiltrieren, uns ihre Sitten aufzwingen und uns schließlich erobern.
Die Leute, die heute Toleranz rufen, meinen ja nicht die Freiheit. Die Leute, die Diversity fordern, meinen ja nicht Freiheit. Die nach sozialer Gerechtigkeit rufen, ebensowenig. Sie wollen den europäischen Menschen „sozialisieren“, das Individuum mit seinen unverschämtem Freiheitswunsch abschaffen. Und diejenigen, die „Allahu akbar“ rufen, wollen uns unterwerfen.
Während die Osteuropäer aus ihrer leidvollen Erfahrung mit Sozialisierung und Unterwerfung verstehen, was die Stunde geschlagen hat, ist Westeuropa eine Anstalt zur Alimentierung von immer mehr unselbständigen Menschen geworden. Während die Osteuropäer ihren Selbsterhaltungswillen wiederentdecken, halten viele Westeuropäer das elementarste Bestreben eines Volkes, nämlich sich im Leben zu halten, für Rassismus. Natürlich nur, wenn es sich um ein westliches Volk handelt. Fragen Sie mich nicht nach dem Sinn dieses Prozesses, ich verstehe ihn nicht. Niemand, der klaren Sinnes ist, versteht Menschen, die an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Die sukzessive Zerstörung der westlichen Familie mag mit den zentrifugalen Kräften des Marktes, der Emanzipation und der Mobilität zu tun haben, doch die Gleichgültigkeit, mit welcher viele Westler ihrer eigenen Verdrängung zusehen, ist im höchsten Grade dekadent.
Ich zitiere noch einmal aus Houellebecqs Rede, die von deutschen Feuilletonisten geradezu reflexhaft verrissen und mit den üblichen Vokabeln bedacht wurde: „Der Djihadismus wird ein Ende finden, denn die menschlichen Wesen werden des Gemetzels und des Opfers müde werden. Aber das Vordringen des Islams beginnt gerade erst, denn die Demographie ist auf seiner Seite und Europa hat sich, indem es aufhört, Kinder zu bekommen, in einen Prozess des Selbstmords begeben. Und das ist nicht wirklich ein langsamer Selbstmord. Wenn man erst einmal bei einer Geburtenrate von 1,3 oder 1,4 angekommen ist, dann geht die Sache in Wirklichkeit sehr schnell.“
Meine Damen und Herren, als sich vor 26 Jahren der eine Teil Europas von der Knechtschaft befreite, waren im anderen Teil Europas die Weichen für den Weg in eine neue Knechtschaft bereits gestellt. Der wüsteste Zentralismus in der Geschichte unseres Kontinents hatte sein Planungsstadium längst verlassen. Die Technokraten hatten die Ideen der 68er im Kopf, und zwar nicht, weil sie deren Pamphlete gelesen hatten, sondern weil sie allesamt in der Brühe gegart worden sind, die diese Gesellschaftsumstürzer angerührt haben. Es genügt auf solch „überzeugte Europäer“ wie Barroso oder Joseph Fischer hinzuweisen, ein überzeugter Maoist der eine, ein deutschlandhassender Linksradikaler der andere, um zu verstehen, wohin die Reise gehen würde.
Wir haben gefragt: Wer bedroht die europäische Freiheit?
Und jetzt fragen wir: Wer verteidigt sie?
Die Antwort liegt auf der Hand: Wir müssen es selber tun. Wir alle, die wir gute Europäer sind, aber zugleich wissen, dass der Nationalstaat auf absehbare Zeit der Rahmen bleiben wird, in dem Recht und Gesetz – und damit die Freiheit des einzelnen – wirklich durchgesetzt werden können. Wir, die wir die Vielfalt der europäischen Kulturen für einen Wert an sich halten, und davon ausgehen, dass dieser Vielfalt der einzige Weg ist, um wieder neue Vielfalt zu produzieren.
Der Staat muss seinen Bürgern ein sicheres Leben ermöglichen, also ihre körperliche Unversehrtheit und Rechtssicherheit garantieren sowie ihr Eigentum schützen. Das ist alles. Sobald er anfängt, vormundschaftlich zu werden, sobald er zu diktieren versucht, was Menschen denken und tun sollen, sobald er beginnt, Zensur auszuüben, Gesetze zu brechen, den Folgegenerationen im großen Stil Staatschulden zu hinterlassen und die Zustimmung zu einer unkontrollierbaren Bevölkerungsumschichtung zu fordern, muss man ihm Widerstand leisten. Wenn er das Recht und die Unversehrtheit nicht mehr garantieren kann, tritt das Naturrecht der Selbstverteidigung in Kraft.
Meine Damen und Herren, noch ist Europa nicht verloren. Noch haben die Europäer ihr Schicksal selbst in der Hand. Noch können sie den Zentralismus abschütteln und, jedes Land für sich, zuerst das eigene Haus in Ordnung bringen und dann schauen, wer Hilfe braucht. Noch können sie die Europäische Gemeinschaft neu definieren und auf eine Grundlage stellen, in der das Gemeinsame und das Trennende besser ausbalanciert sind. Noch können sie die Integration der muslimischen Einwanderer erzwingen, die weitere Einwanderung stoppen und diejenigen des Landes verweisen, die zu Unrecht hier sind. Noch können sie den Dschihadisten die Geschichte erzählen, wie es den Nationalsozialisten und den Kommunisten ergangen ist, als sie Europa unter ihr Joch zwingen wollten. Noch kann die europäische Erfolgsgeschichte, die auf die Geschichte des freien, selbstbestimmten Individuums hinausläuft, fortgeschrieben werden.
Aber wir haben gewissermaßen die Schwerkraft gegen uns, die immer auf Seiten der Sozialisten und der Freiheitsbeschneider steht, weil viele Menschen die Unselbständigkeit der Selbstbestimmung vorziehen. Aber es ist zugleich eine der vornehmsten und reizvollsten Aufgaben, die sich Menschen stellen können: die Abschüttelung von Knechtschaft, das Zertrümmern von Ideologien und erstarrten Herrschaftssystemen, die Befreiung zur Selbstständigkeit. Lassen wir uns unser gutes europäisches Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben von niemandem nehmen! Michael Klonovsky
Heute habe ich die angekündigte Erklärung zu meinem nunmehr ehemaligen Arbeitsverhältnis mit dem AfD-Powerpaar Petry/Pretzell abgegeben (hier und hier). Prompt trudelte die fristlose Kündigung der sächsischen AfD-Fraktion ein, die natürlich unter der Fuchtel der Vorsitzenden steht. Es ist kurios: Diese beiden, die nur auf eigene Rechnung wirtschaften und zutiefst illoyal gegenüber der Gesamtpartei sind, zeihen nunmehr mich der Illoyalität. Aber so komme ich wenigstens dazu, an meinem Buch weiterzuschreiben. Selbstverständlich stünde ich der Partei, wenn sie nicht mehr von den Intrigen eines erweiterten Familienclans am Arbeiten gehindert wird, wieder beratend oder anderweitig hilfreich zur Verfügung. MK am 13. 4. 2017
Wer sich mit fremden Federn schmückt, sollte immerhin nicht behaupten, der Vogel, von dem sie stammen, existiere gar nicht – oder, wie unsere Kanzlerin formulieren würde: Wer im Glashaus sitzt, fällt selbst hinein. Der Europa-Abgeordnete und NRW-Spitzenkandidat der AfD Marcus Pretzell (Betonung auf dem zweiten e) behauptet aus Gründen, über die momentan in den Medien spekuliert wird, ich hätte nie für ihn gearbeitet. Bei einer solch eindeutigen Aussage genügt ein Gegenbeispiel, und um niemanden zu langweilen, will ich es bei einem Exempel belassen. (Einschaltung für Esel: Dieser Eintrag verfolgt keinerlei unlautere Absichten gegenüber der AfD, sie möge gedeihen, sondern richtet sich einzig und allein gegen den in Rede stehen Herren, der seine Hanswurstiaden leider Gottes in dieser Partei aufführt. Was aber kein Naturgesetz ist.)
Zum Tag der deutschen Einheit hielt Pretzell diese rundum hörenswerte und amüsante Rede, die durchaus ein größeres Publikum verdiente als das weiland zu Bad Canstatt versammelte.
Angehängt folgt das Original der Rede, direttissimo einkopiert von meiner gedächtnisstarken Festplatte. Bin gespannt, ob Sie die zehn versteckten Unterschiede finden. Viel Vergnügen!
Meine Damen und Herren,
der Tag der deutschen Einheit ist ein Feiertag der Selbstbefreiung. Die Völker Osteuropas und die Menschen in Ostdeutschland haben damals ein Gewaltregime abgeschüttelt, das wie ein riesiger Parasit auf ihnen lag. Dieses Regime lähmte die Eigeninitiative, verbot das freie Denken, bespitzelte die Menschen, verhöhnte das Recht und saugte die Ressourcen der Länder in zukunftsblinder Rücksichtslosigkeit aus. Und während sie einen Teil Europas in den Ruin wirtschafteten und den Menschen dort das Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben nahmen, verkündeten die führenden Vertreter dieses Regimes, sie besäßen das Mandat der Geschichte. Sie verkörperten den Menschheitsfortschritt. Ihnen gehöre die Zukunft. Wenn die Völker ihrer weisen Lenkung folgten – und man alle diejenigen, die dies nicht tun, einfach umerzieht –, stünde der idealen Gesellschaft nichts mehr im Wege.
Meine Damen und Herren, halten wir uns, auch wenn der Anlass es gebietet, nicht lange mit der Erinnerung an ein Gesellschaftssystem auf, das völlig verdient auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist. Ich möchte nur eine Formulierung wiederholen, die Sie mir eben als reine Selbstverständlichkeit durchgehen ließen, obwohl sie so selbstverständlich überhaupt nicht ist. Ich sprach vom „Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben“. Wie Sie alle wissen, existiert ein solches Recht in weiten Teilen der Welt überhaupt nicht – in jenem Weltteil etwa, aus welchem heute die meisten Einwanderer nach Europa kommen, existiert es nicht einmal als Ideal. Und auch in der Weltgeschichte war jahrtausendelang von einem solchen Recht nicht die Rede.
Woher stammt die Idee, dass der Mensch so groß und stolz und verwegen sein könnte, ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Sie stammt aus Europa. Es ist die Idee des Individuums. Sie wurde geboren in Griechenland, wo uns im Menschheitsfrühling der Antike erstmals das europäische Individuum entgegentritt. Sie lud sich auf mit der christlichen Verkündigung, dass jeder Mensch eine unsterbliche Seele besitzt. Sie verschmolz mit dem römischen Recht, das die Institution des Eigentums verkündete, ohne die es keine Freiheit geben kann. Die Rechtsordnungen, die ab der frühen Neuzeit auf dem europäischen Kontinent galten, darf man bis heute getrost als römisches Recht bezeichnen. Die Idee des freien Individuums erblühte in der italienischen Renaissance, und sie erhielt ihr philosophisches Fundament durch die Denker der Aufklärung. Das waren überwiegend Franzosen, Engländer und Deutsche. Sie sehen, meine Damen und Herren, die Individualisierung des Menschen, seine Befreiung zum selbstbestimmten Leben, ist ein gesamteuropäisches Projekt. Und es wurde ab dem 18. Jahrhundert zum europäischen Exportschlager.
Und heute? Heute erleben wir genau die gegenteilige Tendenz. Die Freiheit des Individuums, das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, sind bedroht wie seit realsozialistischen Tagen nicht mehr. Im Gegensatz zur plumpen und unverhohlenen Unterdrückung der Menschen im Ostblock naht die moderne Knechtschaft gleichsam auf Taubenfüßen. Die heutige Gehirnwäsche ist smarter als die SED-Propaganda, und wieder behaupten ihre Agenten, dem Menschheitsfortschritt zu dienen.
Während Technokraten und Sozialingenieure die Macht über unser Denken und Fühlen übernehmen und die Menschen zu bindungslosen, beliebig verschiebbaren Figuren auf dem globalen Spielbrett erniedrigen wollen, singen uns ihre angestellten Sirenen fromme Lieder von „Teilhabe“ und „Diversity“. Sie behaupten, es sei gestrig und unmodern, an seinen Sitten und Traditionen festzuhalten, zumindest sofern man ein weißer Europäer ist. Sie wollen uns einreden, dass die sogenannte traditionelle Familie ein Gefängnis ist, aus dem der moderne Karrieremensch jederzeit ausbrechen kann. Während hunderttausende meist analphabetische junge Männer aus einer fernen und in Teilen gewalttätigen Kultur unseren Kontinent invadieren, predigen Politik und Medien in einem fort „Willkommen“ und „Toleranz“. Der Widerspruch, dass gerade diese Einwanderer beharrlich an ihren vormodernen Traditionen und Familienwerten festhalten, scheint ihnen nicht aufzufallen. Die massenhafte Einwanderung von Menschen, denen unsere Werte vollkommen egal sind, wird bizarrerweise mit der Universalität dieser Werte begründet. Darauf wäre doch kein Marxist gekommen! Nach dieser Logik ist es auch keine Überraschung mehr, dass man uns die schrittweise Schleifung aller Unterschiede zwischen den europäischen Kulturen – unter Indienstnahme eben jener Masseneinwanderung, aber vor allem als Folge von Technokratenträumen in Brüsseler Büros – als „Vielfalt“ verkauft.
Ich will Ihnen also von der europäischen Freiheit sprechen. Damit stehen wir unweigerlich vor der Frage: Wer bedroht die europäische Freiheit? Und wie können wir sie zurückgewinnen?
Zunächst einmal: Europa bedeutet seit Jahrhunderten „Vielfalt“. Was dieser Kontinent an kultureller, sprachlicher, geistiger, lebensartlicher und, ja, auch kulinarischer Vielfalt zu bieten hat, ist in dieser Kombination weltweit völlig einzigartig. Die gesamte Neuzeit ist von drei Einflüssen geprägt: der europäischen Art zu wirtschaften, der europäischen Technik und vom europäischen Denken. Zusammen ergeben sie den europäischen Menschen. Eben weil Europa ein Kontinent der Vielfalt, des Wetteiferns, der Konkurrenz war, blühte der europäische Geist. Eben weil keine Zentralmacht es unter seine lähmende Herrschaft zwang, brachte Europa diese prägenden Ideen hervor. „Vielfalt“ ist wirklich das Letzte, was Good Old Europe lernen müsste.
Aber Europa war immer auch ein Erdteil der Allianzen. Die alteuropäische Diplomatie achtete penibel darauf, dass ein Gleichgewicht zwischen den Mächten herrschte. Europa hat nie lange eine eine Vormacht geduldet, weder das napoleonische Frankreich, noch Nazi-Deutschland, noch Sowjetrussland – und es wird auch die EU nicht lange dulden.
Ich höre schon den Vorwurf: Sie wollen doch nicht etwa Nazi-Deutschland oder das kommunistische Russland mit der EU vergleichen? Ich will sie keineswegs gleichsetzen. Aber was spricht gegen Vergleiche? Bolschewismus und Nationalsozialismus waren verbrecherische, massenmörderische Regime, insofern sind sie natürlich mit der EU nicht im Ansatz vergleichbar. Aber wenn wir als einziges Kriterium die Frage nehmen, wer den Bürgern Europas, wer Ihnen, meine Damen und Herren, heute das Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben streitig macht, dann sind sie es auf einmal doch.
Weder die deutsche Kanzlerin noch die Grünen noch die EU-Vögte und -Kommissare würden sich doch für ein solches Recht einsetzen. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine europäische Führungsfigur in letzter Zeit davon auch nur gesprochen hätte. Der einzige Anlass, für den das Recht auf Selbstbestimmung noch regelmäßig reklamiert wird, ist beim Recht auf Abtreibung. Oder beim Recht der Ukraine, sich gegen den russischen Einfluss zu behaupten. Ansonsten ist die westeuropäische und speziell deutsche politische Öffentlichkeit geradezu durchdrungen von Misstrauen gegen jede Art von Selbstbestimmung, sei es nun die individuelle und die der europäischen Völker. Wenn der ungarische Staatschef Victor Orban eine Volksabstimmung zur Einwanderung ankündigt, behandeln ihn die Medien des europäischen Westens, als habe er einen Feldzug gegen ihre heiligsten Werte angekündigt.
Sozialingenieure – höhere Kindergärtner – wollen nämlich nicht, dass ihre Betreuungsobjekte selbstbestimmt handeln. Ihr Ideal ist der gelenkte, entmündigte, materiell halbwegs gesättigte Mensch, der sich für frei hält. Sie wollen keine Völker, sondern nur Bevölkerungen, lose, bindungslose Einzelne, die allen anderen gleich fremd sind und sich beliebig vermischen lassen. Sozialingenieure träumen vom Nanny-Staat, der den Menschen nicht direkt diktiert, was sie zu tun haben, sondern sie in die gewünschte Richtung schubst. „Nudge“ heißt ein neues soziologisches Trendwort dafür. „Nudging“ diktiert das politisch korrekte Verhalten: Du sollst keinen Alkohol trinken, nicht zu viel Fett und Zucker und vor allem nur wenig Fleisch essen. Du sollst eine Riester-Rente abschließen, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen und deine Organe spenden. Du sollst deinen Müll trennen und Energie sparen. Du sollst dich von Rechten, Rassisten, EU-Gegnern, Leugnern der menschengemachten Erderwärmung, Windkraftgegnern und Sexisten fernhalten und sie auf Facebook melden. Du sollst nicht die falschen Bücher lesen und dich nicht auf den falschen Webseiten herumtreiben. Du sollst dir genau überlegen, was du bei Facebook in die Tasten haust. Du sollst kein teuflisches Kohlendioxid freisetzen. Du sollst dich in regelmäßigen Abständen für die Untaten deiner Vorfahren schämen. Du sollst nicht glauben, dass du klüger bist als die Partei. Du sollst Einwanderern und ihren Sitten gegenüber tolerant sein und ihnen auch dann kultursensibel begegnen, wenn sie dir aggressiv und fordernd entgegentreten. Du sollst Frauen nicht anstarren als wüsstest du nicht, dass es nur ein soziales Konstrukt ist, was du anstarrst. Und so weiter.
„Nudging“ bedeutet: Die Leute wissen eh nicht, was gut für sie ist, deswegen brauchen sie kompetente Vormünder, die ihre Entscheidungen in die richtige Richtung lenken. Der einstige Vater Staat ist inzwischen ein mütterlicher, ein bemutternder Staat geworden, worauf zuletzt der Schriftsteller Michel Houellebecq in seiner Rede zur Überreichung des Schirrmacher-Preises hingewiesen hat. Er schreibt: „Die Bürger werden in einem Zustand fortgesetzter Kindheit gehalten, und der erste Feind, den unsere westliche Gesellschaft versucht auszurotten, ist das männliche Zeitalter, ist die Männlichkeit selbst.“
Dieser Staat will seinen Untertanen die Sorgen des Denkens abnehmen und die Mühen der Entscheidungen. In diesem modernen Paternalismus, der eigentlich Maternalismus heißen müsste, vereinen sich die neoliberalen Ideologen des One-World-Kapitalismus mit den linken Ideologen des One-World-Multikulturalismus zu einem bizarren Paarlauf. Der Einzelne ist für die einen nur noch ein Produzent und Konsument, für die anderen nur noch ein Betreuungs- und Emanzipationsobjekt. Aber kein Wesen mehr, das aus einer Tradition wächst, sich einem Volk, einer Heimat, einer Kultur zugehörig fühlt. Kein Wesen mehr, das sein Leben selbst in die Hand nehmen will und weit mehr Ansprüche hat, als ein bloßer Marktteilnehmer oder Gleichstellungsfall zu sein. Mit einem Wort: Sie bekämpfen den freien Menschen als freien Entscheider über sein Schicksal.
Der technokratische Menschenschlag dominiert längst die meisten Entscheidungen in den EU-Gremien und in den westeuropäischen Regierungen. Dieser Menschenschlag hat für Kulturen und regionale Eigenarten überhaupt kein Organ mehr, weil er ausschließlich in den Kriterien der Machbarkeit und der Berechenbarkeit denkt. Er will die Bürger nicht verschiedener und vielfältiger machen, sondern immer ähnlicher, verwechselbarer, austauschbarer, und er hat die gewaltigen Kräfte der wirtschaftlichen und medialen Globalisierung auf seiner Seite.
Die Antwort der heutigen EU auf die drängenden Fragen ist immer dieselbe: Vereinheitlichung. Vereinheitlichung der Währung, Vereinheitlichung der Bildung, Vereinheitlichung der Universitäten, Vereinheitlichung der Sprache, Vereinheitlichung der Einwanderungsbestimmungen. Heute steht die Homogenisierung der Völker, ihre Umwandlung in Bevölkerungen auf dem Plan. Übrigens nur im Westen – niemand fordert, dass Ägypter, Saudis oder Nigerianer ihre Kultur ablegen und „bunt“ werden sollten. Am Anfang haben die EU-Kommissare die Krümmung der Gurken normiert, und am Ende normieren sie die Gedanken.
Dieser Menschenschlag möchte die Vielfalt und Eigenart der europäischen Kulturen überwinden. Es sind Anti-Europäer, die mit glühenden Wangen „Europa!“ rufen.
Meine Damen und Herren, wenn Sie an den europäischen Geist denken, welche Gesichter stehen Ihnen da vor Augen? Vielleicht Erasmus von Rotterdam, Leonardo da Vinci, Beethoven? Vielleicht Konrad Adenauer, Charles de Gaulle? Oder Martin Schulz, José-Manuel Barroso, Viviane Reding und Jean-Claude Juncker? Nein, meine Damen und Herren, das ist nicht Europa, und das wird es hoffentlich niemals sein!
Ich habe gefragt, wer die europäische Freiheit bedroht, und die ersten Kollektive genannt: die derzeitige Führung der EU, die Technokraten in den Bürotürmen und die europäische Gleichstellungs-Linke. Zusammen mit zahllosen NGOs, Stiftungen, Verbänden, Lobbygruppen und unter dem Dauerfeuer der Medien vermischt sich das alles zu einem verwirrenden Ganzen. Es gibt am Ende aber eine vergleichsweise klare Scheidung der Gesellschaft, nämlich in Geschröpfte und Alimentierte, in Betreuer und Betreute. Frei und selbstbestimmt ist keiner von ihnen.
Jetzt kommt die Massenmigration ins Spiel. Vor 500 Jahren brachen die Europäer auf, die Welt zu erobern und zu kolonialisieren. Dabei sind viele Grausamkeiten geschehen, die kein vernünftiger Mensch wegdiskutieren möchte. Doch es gab noch die andere Seite der Medaille. Ich möchte dazu eine Stelle aus dem Monty Python-Film „Das Leben des Brian“ zitieren.
Dort zürnt ein jüdischer Rebell: „Die Römer haben uns ausbluten lassen, sie haben uns alles genommen, was wir hatten. Und unseren Vätern! Was haben sie dafür als Gegenleistung erbracht?“
Nach einer kurzen Pause kommen die Antworten: „Den Aquädukt. – Und die sanitären Einrichtungen. Weißt Du noch, wie es früher in der Stadt stank? – Und die schönen Straßen. –Medizinische Versorgung. – Schulwesen. – Und den Wein. – Die öffentlichen Bäder. – Und jede Frau kann es wagen, nachts die Straße zu überqueren. Die können Ordnung schaffen, denn wie es hier vorher ausgesehen hat, davon wollen wir ja gar nicht reden.“
Heute ist die große Kolonial- und Ausstrahlungsmacht Europa dabei, sich selber kolonialisieren zu lassen. Und zwar von Menschen, die zu erheblichen Teilen die Gesetze ihrer Religion für bindender halten als die Gesetze der Staaten, in die sie eingewandert sind. Zehntausende von ihnen leben geistig im 7. Jahrhundert. Von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Frauengleichstellung, Religionsfreiheit und Freiheit der Rede halten viele der Einwanderer aus der orientalischen Weltgegend nichts. Den westlichen Lebensstil finden die meisten dekadent. Ein Bildungs- und Leistungsethos kennen die meisten nicht. Sie bringen weder Aquädukte noch Wein, dafür aber Analphabetismus, verschleierte Frauen und den Dschihad nach Europa.
Und nun passiert das Merkwürdige: Europa – und Deutschland an der Spitze – seufzt ihnen entgegen. Alle Bundestagsparteien mit der Kanzlerin voran heißen die Einwanderer willkommen und fordern nicht etwa von ihnen, dass sie sich integrieren, sondern verlangen von den Deutschen, dass sie diese Leistung zu erbringen haben. Viele Fernstenliebende, die keine Nächsten mehr haben, die sie lieben können, begrüßen die Fremden mit Teddys, und die auf Steuerzahlerkosten unerbittlich tätige Sozialindustrie streckt gierig die Hände nach den neuen Betreuungsfällen aus. Unternehmerverbände applaudieren dem Massenzustrom, weil er angeblich der Wirtschaft nutzt; einen Beleg dafür bleiben sie schuldig, speziell die Dax-Konzerne stellen niemanden ein, weil sie für Analphabeten keine Planstellen haben.
Die europäische emanzipatorische Linke entdeckt plötzlich ihr Herz für die Religionsfreiheit, in welches sie die Vollverschleierung von Frauen als Ausdruck der Vielfalt einschließt. Es finden sich willige Intellektuelle, die in Leitartikeln darauf hinweisen, dass es im 9. Jahrhundert in der arabischen Welt hygienischer zuging als in Europa, und wir den Arabern heute noch dafür dankbar sein müssten, dass sie die antiken Autoren für uns bewahrt haben.
Was sich hier tatsächlich austobt, ist der westliche kulturelle Selbsthass. Auch er ist ein originär europäisches Phänomen. Keine andere Weltkultur hat die Fähigkeit zur Selbstkritik in einem solchen Maße entwickelt wie die abendländische, und irgendwann, ich würde sagen um 1968 herum, ist sie ins Maßlose umgeschlagen. Es ist hier nicht der Platz, darüber nachzugrübeln, woher dieser Selbsthass seine Kraft bezieht, inwieweit der Kulturprotestantismus involviert ist, der Marxismus, inwiefern er sich in Deutschland speziell als Reaktion auf die Untaten der Nazis versteht und wieder in anderen Ländern als Reaktion auf den Kolonialismus – es genügt, ihn zu konstatieren.
Wir befinden uns in einem Zangengriff. Die einen wollen uns entmündigen, weil wir im tiefsten Wesen schlecht sind und angeblich jederzeit ein Rückfall in die Exzesse des Nationalismus und der Selbstsucht droht, die anderen wollen uns nach und nach infiltrieren, uns ihre Sitten aufzwingen und uns schließlich erobern.
Die Leute, die heute Toleranz rufen, meinen ja nicht die Freiheit. Die Leute, die Diversity fordern, meinen ja nicht Freiheit. Die nach sozialer Gerechtigkeit rufen, ebensowenig. Sie wollen den europäischen Menschen „sozialisieren“, das Individuum mit seinen unverschämtem Freiheitswunsch abschaffen. Und diejenigen, die „Allahu akbar“ rufen, wollen uns unterwerfen.
Während die Osteuropäer aus ihrer leidvollen Erfahrung mit Sozialisierung und Unterwerfung verstehen, was die Stunde geschlagen hat, ist Westeuropa eine Anstalt zur Alimentierung von immer mehr unselbständigen Menschen geworden. Während die Osteuropäer ihren Selbsterhaltungswillen wiederentdecken, halten viele Westeuropäer das elementarste Bestreben eines Volkes, nämlich sich im Leben zu halten, für Rassismus. Natürlich nur, wenn es sich um ein westliches Volk handelt. Fragen Sie mich nicht nach dem Sinn dieses Prozesses, ich verstehe ihn nicht. Niemand, der klaren Sinnes ist, versteht Menschen, die an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Die sukzessive Zerstörung der westlichen Familie mag mit den zentrifugalen Kräften des Marktes, der Emanzipation und der Mobilität zu tun haben, doch die Gleichgültigkeit, mit welcher viele Westler ihrer eigenen Verdrängung zusehen, ist im höchsten Grade dekadent.
Ich zitiere noch einmal aus Houellebecqs Rede, die von deutschen Feuilletonisten geradezu reflexhaft verrissen und mit den üblichen Vokabeln bedacht wurde: „Der Djihadismus wird ein Ende finden, denn die menschlichen Wesen werden des Gemetzels und des Opfers müde werden. Aber das Vordringen des Islams beginnt gerade erst, denn die Demographie ist auf seiner Seite und Europa hat sich, indem es aufhört, Kinder zu bekommen, in einen Prozess des Selbstmords begeben. Und das ist nicht wirklich ein langsamer Selbstmord. Wenn man erst einmal bei einer Geburtenrate von 1,3 oder 1,4 angekommen ist, dann geht die Sache in Wirklichkeit sehr schnell.“
Meine Damen und Herren, als sich vor 26 Jahren der eine Teil Europas von der Knechtschaft befreite, waren im anderen Teil Europas die Weichen für den Weg in eine neue Knechtschaft bereits gestellt. Der wüsteste Zentralismus in der Geschichte unseres Kontinents hatte sein Planungsstadium längst verlassen. Die Technokraten hatten die Ideen der 68er im Kopf, und zwar nicht, weil sie deren Pamphlete gelesen hatten, sondern weil sie allesamt in der Brühe gegart worden sind, die diese Gesellschaftsumstürzer angerührt haben. Es genügt auf solch „überzeugte Europäer“ wie Barroso oder Joseph Fischer hinzuweisen, ein überzeugter Maoist der eine, ein deutschlandhassender Linksradikaler der andere, um zu verstehen, wohin die Reise gehen würde.
Wir haben gefragt: Wer bedroht die europäische Freiheit?
Und jetzt fragen wir: Wer verteidigt sie?
Die Antwort liegt auf der Hand: Wir müssen es selber tun. Wir alle, die wir gute Europäer sind, aber zugleich wissen, dass der Nationalstaat auf absehbare Zeit der Rahmen bleiben wird, in dem Recht und Gesetz – und damit die Freiheit des einzelnen – wirklich durchgesetzt werden können. Wir, die wir die Vielfalt der europäischen Kulturen für einen Wert an sich halten, und davon ausgehen, dass dieser Vielfalt der einzige Weg ist, um wieder neue Vielfalt zu produzieren.
Der Staat muss seinen Bürgern ein sicheres Leben ermöglichen, also ihre körperliche Unversehrtheit und Rechtssicherheit garantieren sowie ihr Eigentum schützen. Das ist alles. Sobald er anfängt, vormundschaftlich zu werden, sobald er zu diktieren versucht, was Menschen denken und tun sollen, sobald er beginnt, Zensur auszuüben, Gesetze zu brechen, den Folgegenerationen im großen Stil Staatschulden zu hinterlassen und die Zustimmung zu einer unkontrollierbaren Bevölkerungsumschichtung zu fordern, muss man ihm Widerstand leisten. Wenn er das Recht und die Unversehrtheit nicht mehr garantieren kann, tritt das Naturrecht der Selbstverteidigung in Kraft.
Meine Damen und Herren, noch ist Europa nicht verloren. Noch haben die Europäer ihr Schicksal selbst in der Hand. Noch können sie den Zentralismus abschütteln und, jedes Land für sich, zuerst das eigene Haus in Ordnung bringen und dann schauen, wer Hilfe braucht. Noch können sie die Europäische Gemeinschaft neu definieren und auf eine Grundlage stellen, in der das Gemeinsame und das Trennende besser ausbalanciert sind. Noch können sie die Integration der muslimischen Einwanderer erzwingen, die weitere Einwanderung stoppen und diejenigen des Landes verweisen, die zu Unrecht hier sind. Noch können sie den Dschihadisten die Geschichte erzählen, wie es den Nationalsozialisten und den Kommunisten ergangen ist, als sie Europa unter ihr Joch zwingen wollten. Noch kann die europäische Erfolgsgeschichte, die auf die Geschichte des freien, selbstbestimmten Individuums hinausläuft, fortgeschrieben werden.
Aber wir haben gewissermaßen die Schwerkraft gegen uns, die immer auf Seiten der Sozialisten und der Freiheitsbeschneider steht, weil viele Menschen die Unselbständigkeit der Selbstbestimmung vorziehen. Aber es ist zugleich eine der vornehmsten und reizvollsten Aufgaben, die sich Menschen stellen können: die Abschüttelung von Knechtschaft, das Zertrümmern von Ideologien und erstarrten Herrschaftssystemen, die Befreiung zur Selbstständigkeit. Lassen wir uns unser gutes europäisches Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben von niemandem nehmen! Michael Klonovsky
Heute habe ich die angekündigte Erklärung zu meinem nunmehr ehemaligen Arbeitsverhältnis mit dem AfD-Powerpaar Petry/Pretzell abgegeben (hier und hier). Prompt trudelte die fristlose Kündigung der sächsischen AfD-Fraktion ein, die natürlich unter der Fuchtel der Vorsitzenden steht. Es ist kurios: Diese beiden, die nur auf eigene Rechnung wirtschaften und zutiefst illoyal gegenüber der Gesamtpartei sind, zeihen nunmehr mich der Illoyalität. Aber so komme ich wenigstens dazu, an meinem Buch weiterzuschreiben. Selbstverständlich stünde ich der Partei, wenn sie nicht mehr von den Intrigen eines erweiterten Familienclans am Arbeiten gehindert wird, wieder beratend oder anderweitig hilfreich zur Verfügung. MK am 13. 4. 2017
Schade, es wär so schön gewesen, es hat nicht sollen sein. Das einzige, was Frauke Petry jetzt noch für die AfD tun könnte, wäre der Verzicht auf sämtliche Ämter. Und selbst dann ist es unwahrscheinlich, dass die AfD sich jemals wieder von Pretzell erholen wird. Mit Pretzell entartet die AfD zu einer zwielichtigen Halunkenpartei von Blendern (ganz wie Höcke am 17. Februar anno currente vorhersagte), während sie ohne Petry auf lange Zeit zu einer politisch unbedeutenden Größe im einstelligen Bereich verkommen wird. Petrys Schwangerschaft war eine ihrer nicht wenigen Stärken, aber jetzt ist Fraukes Baby plötzlich Rosemaries Baby. Der böse, männliche Pretzellbuhl reißt mit seinem Charme Frauke Petry und die gesamte AfD in den Abgrund. Die Festlegung auf Marine Le Pen, statt auf Fillon, war bereits das erste beunruhigende Signal übereilter Entscheidungen. Leider muss ich Pretzell in einer Sache recht geben: wir haben nicht die viele Zeit, die den 68-ern um Klaus Wagenbach, Enzensberger und Joschka Fischer zur Verfügung stand, um Konsens zu gewinnen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Politik in der Demokratie wie ein Pizzateig ist, der erst mal lange genug gären muss, bevor mit dem Backen angefangen werden kann und dass jede Beschleunigung dieses Gärungsprozesses nur auf Kosten der Qualität möglich ist. Die Qualitätseinbuße, die sich jetzt offenbart, trifft allerdings selbst mich unvorbereitet, obwohl mein skeptischer, konstruktiver Pessimismus immer pessimistischer wurde. Eine demokratische, konservative Partei des Anstands rechts von der CDU wird immer mehr zu dem monströsen Tier von Aretium. Wie wollen wir dem Epochenproblem Glaubwürdigkeit beikommen?
Was ich im Zorn vollbracht,
wuchs voll Pracht,
über Nacht - und ward verregnet.
Was ich aus Liebe gesät,
keimte stet,
reifte spät - und ist gesegnet. (Peter Rosegger)
Gaulands Strategie ist bisher immer noch die am wenigsten verkehrte. Aber wir haben, wie gesagt, eigentlich keine Zeit für die richtige Strategie, bzw. wir haben (anders als Berlusconi 1994) zu wenig brillante Köpfe, um dieser richtigen Strategie und der Wahrheit - die eigentlich unsere unschlagbare Waffe sein könnte - zum Sieg zu verhelfen. Was sollen wir denn bitte schön ohne Petry anfangen? Sie ist die einzige Figur in der ganzen Partei, die ein bisschen Charisma besitzt. Wer kann denn jetzt noch zum Hoffnungsträger werden? Von Storch? Meuthen?? Bystron? Ja, vielleicht der vom bayerischen Verfassungs"schutz" belästigte Bystron. Oder der bewundernswert geduldig in Talkshows Provokationen ertragende Poggenburg? Ja, vielleicht Poggenburg. Meuthen ist zu schwerfällig und verklemmt. Nicolaus Fest und Marc Jongen sind wichtige Analytiker und ihre richtungsweisenden Kommentare sind kostbar. Aber beide sind zu sensibel fürs harte Geschäft der Politik. Das gilt auch für Weidel. Eine in Pretzell verknallte Petry ist jedoch unbrauchbar für Deutschland, für die Wahrheit und die Rückkehr zu Rechtlichkeit. Da kann ich Merkel auch behalten. Ich befürchte, der bürgerliche Flügel innerhalb der AfD, auf den Klonovsky hofft, existiert gar nicht. Wir bräuchten einen Gauland, der 25 Jahre jünger ist. Aber genau der existiert nicht. Was existiert, ist ein durcheinandergewürfeltes Heer und eine Hand voll unbeholfener Unteroffiziere.
Am Rande: der wortgewandte, scharfsinnige Pretzell ist der bisher einzige AfD-Politiker, dem es gelang, mit Michel Friedmann fertig zu werden. Ist es nicht bezeichnend, dass der einzige AfD-Politiker, der Michel Friedmann gewachsen ist, ein Halunke ist?
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