Stationen

Mittwoch, 4. November 2020

Merkels erstes Mal

Nach dem Anschlag eines "zwanzig Jahre alten Österreichers, der auch den nordmazedonischen Pass besitzt", der während seiner Haft ein Deradikalisierungsprogramm unbeschadet überstanden hatte, verwendet Merkel plötzlich klare Wörter wie „Feind“, „Kampf“ und "Islam", wenn auch das letztere nur in der Variante "Islamismus"; womit suggeriert werden soll, dass nicht der Islam das Problem sei, sondern nur seine fanatische Übertreibung. Aber die fanatische Übertreibung ist seit 1400 Jahren nun mal immer wieder das eigentlich Typische am Islam und gleichzeitig auch sein Erfolgsmodell, während am deutschen Wesen nur 12 Jahre fanatische Übertreibung gezählt werden können (und vielleicht ein paar besonders unerfreuliche Episoden im 30-jährigen Krieg). Anders als Mosleme sind Deutsche jedoch, seit diese 12 Jahre vorbei sind (von denen eigentlich nur die letzten 6 so richtig fanatisch übertrieben waren) Tag und Nacht mit Exorzismus beschäftigt. Wobei nicht der Teufel ausgetrieben werden soll, sondern das Deutsche an und für sich. Man hat sogar damit angefangen, die Matthäuspassion umzuschreiben, aus Angst, irgendein beleidigter Nichtsnutz könne uns die Ohren lang ziehen. Die Feigheit ist ein Meister aus Deutschland.
Keine andere Kultur widersteht der Dynamik des Westens mit mehr Kraft als der Islam, keine andere Religion versteht es gleichermaßen, Versager in Rebellen zu verwandeln und klagende Jammerer zu erbarmungslosen Anklägern zu machen.

Merkel nimmt also plötzlich Wörter in den Mund, die sonst in der weichgespülten deutschen Politik-Sprache tabu sind. Werden wir Zeugen eines Paradigmenwechsels? Tritt Angela Merkel den Gang nach Canossa an? Gesteht sie ein, wie unüberlegt, dumm, anmaßend, an allen demokratischen Regeln vorbei ihre generöse, durch keine Infrastruktur gedeckte Einlass-Politik ist, wie sie damit Deutschland spaltet, die öffentliche Sicherheit außer Kraft setzt, das demokratische Klima ruiniert, die Juden vertreibt, die Schulen in gefährliche Orte verwandelt? Gibt sie wenigstens nachträglich zu, dass sie verstanden hat, was ihre Erklärung, der Islam gehöre zu Deutschland, in der Realität, in der alltäglichen, rauhen Realität der Städte Europas wirklich bedeutet?

Angesichts ihrer unerschütterlichen Selbstgefälligkeit ist damit nicht zu rechnen. Dass sie das Wort immerhin ausgesprochen hat, ist dennoch ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ob sie diesen Weg weiter beschreiten wird oder ob es nur, wie so oft, eine taktische Finte war, wird auch von uns abhängen, vom Druck, den wir ausüben, vom Protest, zu dem wir uns aufraffen, von unserem Mut im Umgang mit der werdenden Autokratin.   (mehr hier)

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