Stationen

Mittwoch, 25. November 2020

Nach dem 8. September 1943

 Nachdem Mussolini vom Großen Rat des Faschismus abgesetzt worden war (später wurde er dann von deutschem Militär aus seinem Gefängnis auf dem Gran Sasso befreit und die Repubblica Sociale gegründet, zu deren einstigen Anhängern auch Dario Fo gehörte, der diese zeitbedingten Irrläufe im Gegensatz zu Günter Grass aber nie vertuschte; was wiederum ein besonderes Licht nicht auf Grass wirft, sondern auf den unwirschen Umgang, den wir in Deutschland miteinander pflegen), nach dieser Absetzung also, wurden die regulären italienischen Truppen, die nun Badoglio unterstanden, plötzlich von Verbündeten zu Feinden. Infolgedessen wurden 650000 italienische Soldaten (nochmal: sechshundertfünfzigtausend!! Zum Vergleich: die Bundeswehr hatte nie ehr als 585000 Soldaten) nach Deutschland deportiert und in Lagern gefangen gehalten. 

Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber dagegen, dass es in deutschen Schulbüchern auch Jahrzehnte nach dem Krieg mit keinem Wort erwähnt wurde (und wie ich argwöhne: weiterhin nicht wird), sehr wohl. Umso mehr, insofern ungefähr 50000 dieser Kriegsgefangenen (die genaue Bezeichnung für sie lautete "Italienische Militärinternierte") in dieser Gefangenschaft ums Leben kamen. Als mir meine italienische Schwiegermutter erzählte, ein Onkel von ihr sei Kriegsgefangener in Deutschland gewesen (er überlebte Gott sei Dank), wusste ich zuerst gar nicht, was ich davon halten sollte. Ich wusste ja nur, dass Mussolini Hitlers Vorbild gewesen war und beide gemeinsame Sache gemacht hatten.

Die Wikipedia erklärt uns, dass "Militärinternierte" im Vergleich zu "Kriegsgefangenen" einen privilegierten Status besaßen. Wenn man sich weigerte, für den Endsieg Hitlerdeutschlands zu arbeiten, verlor man diesen Status und wurde expressis verbis Kriegsgefangener. Wenn man großes Glück hatte, gehörte man dann zu denjenigen, gegenüber welchen die Genfer Konvention eingehalten wurde. Meistens wurde sie jedoch nicht eingehalten. Aber deren Übertretung ist nicht für Deutschland kennzeichnend, sondern wurde allgemein praktiziert, wie Alfred de Zayas belegte. Auch die Alliierten begangen Kriegsverbrechen, nur spricht außer de Zayas niemand darüber. Wobei der größte Skandal die Kriegsverbrechen sind, die erst NACH dem Krieg an den Deutschen begangen wurden (und besonders von den Deutschen selbst verschwiegen wurden, vor allem von der sozialdemokratischen Variante der Deutschen, deren Moral nie konsequent in der Anwendung allgemeingültiger Maximen besteht, sondern immer auf das Verschweigen unmoralischer Aspekte hinausläuft, die den Sozialdemokraten nicht ins Konzept passen wollen).

De Zayas brachte die Verhältnismäßigkeit auf den Punkt, als er bereits vor der Jahrhundertwende sagte, eigentlich müsse den deutschen Vertriebenenverbänden der Friedensnobelpreis verliehen werden, weil sie keine Terrororganisation geworden sind. 

Soweit sind wir nämlich schon, seit langem schon. In einer Welt, in der sich jeder vom Schicksal Benachteiligte dazu berechtigt fühlt, eine Terrororganisation zu gründen, müsste derjenige eigentlich belohnt, gerühmt und als Beispiel und Vorbild gepriesen werden, der es nicht tut. Statt Obama für schöne Reden und einen geschickten Wahlkampf damit zu beglücken.

Übrigens ein typisches Beispiel für deutsche Passivität. Und für deutschen Gehorsam: denn die SS, die alle Voraussetzungen besaß, die für eine Terrororganisation notwendig sind, machte ja keinen Gebrauch davon. So ist er, der deutsche Michel. Er nimmt hin. Und er verdrängt ins Unbewusste. Und irgendwann ist er nur noch der Kaschper seines Unbewussten an dessen Fäden er hängt.

Obwohl Begin damals, als der Krieg eigentlich vorbei war und trotzdem Verbrechen an Millionen Deutschen verübt wurden und dabei 2 Millionen ums Leben kamen (das ist ein bisschen mehr als 50000 Italiener), einer Terrororganisation angehörte und versuchte, Adenauer umzubringen und die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden zu verhindern, wurden die Vertriebenenverbände nie zu einer Terrororganisation. Der selbe Begin, der später mit Sadat Frieden schloss und Israel vor Saddam Hussein schützte, indem er die irakenischen Atomkraftwerke zerstörte. Also auch Unholde haben ihre holden Seiten.

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