Ehrlich gesagt, habe ich in Deutschland noch nie Glühwürmchen gesehen, obwohl es einen Wikipediaartikel über sie gibt. Allein auf Grund der Tatsache, dass ich auf den Wiesen um Florenz in mehreren Sommernächten das zauberhafte Umherfliegen dieser Käfer erlebt habe, hat es sich für mich gelohnt auszuwandern. Die dort beobachteten Glühwürmchen (über die Pasolini einen herzzerreißenden unwahren Artikel schrieb) gehören einer anderen Käferart an, bei der - genau wie bei den Menschen, die in Italien anzutreffen sind - der Kontrast zwischen weiblich passivem Prinzip und männlich aktivem Prinzip stärker ausgeprägt ist: die Weibchen ruhen nicht nur am Boden (flugunfähig und zu faul, um an Halmen emporzuklettern), sondern sie senden ein gleichförmig konstantes Licht aus (wie in Deutschland beide Geschlechter bzw. alle 72 Geschlechter), während die Männchen nicht nur in ungefähr 60 cm Durchschnittshöhe umherfliegen, sondern dabei etwa im Sekundentakt blinken. Dieser Anblick gehört zum Schönsten, was ich je in meinem Leben gesehen habe.
Aber auch aus einem anderen Grund hat sich die Auswanderung gelohnt: in Italien gibt es die verbissene, selbstmörderische Weltfremdheit nicht.
20 Jahre Energiewende" in Stuttgart, eine Veranstaltung, auf der Wissenschaftler eine Art Bilanz der Energie-Transformation der letzten zwei Jahrzehnte aufstellten. Und das außerordentlich sachlich und faktenunterfüttert. Organisiator der Tagung war Professor André Thess vom Lehrstuhl für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart; zu den Referenten gehörten: der Ökonom Björn Lomborg (über die Effizienz von Klimapolitik), Professor Michael Beckmann (TU Dresden) über Plan und Realität in der deutschen Energiepolitik), Professor Harald Schwarz (Brandenburgische Technische Universität Cottbus) über Netzstabilität, Anna Veronika Wendland über die deutsche Kernenergie-Debatte und Fritz Vahrenholt über die Folgen der Energiekrise für Industrie und Gesellschaft (nur eine Auswahl aus der Referentenliste der zwei Tage).
Ich (als Journalist, der das Thema seit 2012 verfolgt – in einem Buch und dutzenden Beiträgen) konnte einen kleinen Vortrag zu Energiewende und Medienberichterstattung beisteuern und am Samstag in der Podiumsrunde mit der Ex-Grünenpolitikerin Antje Hermenau, Anna Veronika Wendland und Fritz Vahrenholt zum Thema Gesellschaftstransformation und Demokratie diskutieren.
Auf dem Kongress kam mir der Gedanke: Erstens, keiner der sehr fachkundigen und eloquenten Fachwissenschaftler hätte vermutlich eine Chance, zu Will oder Maischberger eingeladen oder in den Tagesthemen zur Energiewende interviewt zu werden.
Aber was wäre, wenn diese Demarkationslinie rund um die öffentlich-rechtlichen Medien auch nur an einer Stelle durchbrochen würde? Vielleicht von Markus Lanz?
Man darf ja noch Szenarien entwickeln, auch wenn ihre Wahrscheinlichkeit gering ist.
Das Wissen über die Energie-Realität in Deutschland gibt es an Universitäten, Hochschulen und in vielen mittelständischen Unternehmen in konzentrierter Form. Gegenüber diesem Wissen haben ARD und ZDF eine Art antirealistischen Schutzwall errichtet.
Der Westen macht spätestens seit 2009 alles falsch, was er falsch machen kann. Und jetzt, wo Deutschland am Tiefpunkt abwegigster Verirrung angelangt ist, ausgerechnet jetzt segelt es im Hochgefühl endlich auf der richtigen Seite der Geschichte zu sitzen, "da wo Gott hockt!", mit geblähten Segeln in den Untergang. Seit 50 Jahren warte ich auf eine Kurskorrektur (von 2000 bis 2014 lebte ich in der Illusion, sie stehe bevor!!), aber es wird immer schlimmer. Resümierend kann man es auf die Formel bringen: Versailles führte zu Hitler, Auschwitz führte zu Merkel. Beides zusammen bricht uns das Genick.
Gelebte Solidarität und Nächstenliebe in der BRD! Bin sooo stolz auf dieses
fortschrittliche Land, das seine Bürger in Kollektivunterkünften,
sicherlich unter 2G oder noch besser 1G Bedingungen (aber mit
5G-Netz!!), vor dem sicheren Kältetod rettet, nachdem es Putin, dem
bösesten Diktator der Menschheitsgeschichte, verboten hat, bereits
bezahltes Gas zu liefern wegen eines Krieges, den er in der Ukraine
führt.
Und so wie die
Wohlstandsansprüche des BRDlers angesichts dieses Horrors bescheidener
werden, so werden auch die geopolitischen Ansprüche der BRD
bescheidener: Verteidigte die BRD noch vor wenigen Jahren ihre Grenzen
am Hindukusch, hat jetzt das reale Leben dafür gesorgt, dass die BRD
ihre Außengrenze auf die Ukraine zurückdimensionieren musste.
Glücklicherweise
hilft Indien ein bisschen aus, das von Putins Ukraine-Feldzug erzeugte
Leid in der BRD zu lindern. Die aufstrebende Macht aus Asien kauft das
eigentlich für die BRD vorgesehene russische Gas zum Schnäppchenpreis
auf und exportiert es teuer in die BRD. So gibt es einen eindeutigen
Verlierer, Putin, der nicht in die BRD exportieren darf, und sonst
lauter Gewinner: Indien, das billig Gasreserven anlegt und einen Teil
davon teuer an die BRD verkauft und die BRD, die zu einem überhöhten
Preis mehr als kein russisches Gas bekommt. Welch ein Land!! Man hat
Jahrzehnte lang die deutsche Grammatik und Semantik verkannt! Die
adverbiale Bestimmung "über alles" kommt in der deutschen Sprache nur im
Zusammenhang mit Liebe vor. Außer in der Redensart "über alles lieben",
womit überschwengliche, rückhaltlose, begeisterte Liebe gemeint ist,
gibt es diese adverbiale Charakterisierung gar nicht. Es war immer
verlogene Bosheit, den Deutschen eine imperialistische Nationalhymne
anzudichten. Es war einfach unbefangene Liebe zum eigenen Land. Jetzt,
wo Deutschland für die Banderas bereit ist zu frieren, kommt die Liebe
zum eigenen Bauchnabel vielleicht endlich wieder zurück.
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