Stationen

Samstag, 11. Februar 2023

Am Arsch

Das ist eine Abwärtsspirale. Ein kostbares Gut ist der bewährte, auf stillschweigenden Übereinkünften beruhende Konsens, für dessen Anfechtung allerseits niemand einen Anlass sieht, die jedem fern liegt, weil der Konsens geradezu als natürlich empfunden wird, weil sich alle seit  langer Zeit darauf verlassen können. Dies kostbare Gut, ist kaum wieder herzustellen, wenn es erst einmal verloren ging. Aber dennoch entledigte man sich leichtsinnig des Bewährten. Das sogenannte "Qualitätsmanagement" hat eine Qualität zerstört, die auf einem in Jahrhunderten gewachsenen Konsens und entsprechenden Gleichgewichten beruhte. Wenn so etwas einmal verloren ist, bekommt man es nicht einfach so wieder hin, durch eine Rolle rückwärts. Hans-Werner Sinn hat recht, aber was seine Analyse ergab, hätte ich ihm schon 1997 sagen können, weil ich sah, dass einerseits Privatisierungen gewachsene Strukturen zerrissen (und selbst, wenn dadurch Wettbewerb gewährleistet war, zumindest in Italien dieser Wettbewerb kaum mal Qualität gewährleistete und wenn, nur dort, wo ein lange bestehender Konsens die Grundlage eines sozialen Mythos bildete), andererseits staatliche Unternehmen zu Verschwendung und Missmanagement neigen, weil Funktionäre das Geld anderer Leute ausgeben. Aber Volkswagen, ein Unternehmen mit Topmanagern aus der Privatwirtschaft mit einem staatlichen Mehrheitseigentümer funktionierte! Dennoch wäre dieses Modell nicht nach Italien importierbar gewesen, weil es nicht auf den "Naturgesetzen" der Wirtschaft beruht (das, was Adam Smith die "unsichtbare Hand" nannte), sondern auf einem Konsens, den in Niedersachsen niemand in Frage stellte. Abgesehen davon funktionierte auch die "unsichtbare Hand", die Smith pries nur deshalb, weil ein Rechtssystem vorhanden war, das nicht nur Instrumente zur Geltendmachung der Gesetze besaß, sondern auch Bürger mit einer Mentalität, die zur Einhaltung der Gesetze drängte, und zwar auf Grund von Schuldgefühlen, die den Bürgern während der Feudalherrschaft andressiert wurden. Kurz gesagt: das Böckenförde-Diktum ist, was Smith übersah, und seine Bedeutung zu unterschätzen, führt in die Abwärtsspirale. Aber darauf kommen unsere Experten immer erst, wenn es schwarz auf weiß in einer Studie steht, die rückblickend angefertigt wurde, wenn es längst zu spät ist. Und auch dann hat ein Experte wie Sinn es schwer, seine Kollegen davon überzeugen. Ganz zu schweigen von den Politikern und Journalisten. Und am Ende werden Gestalten wie Marcel Fratzscher zu Anführern. Es ist grauenhaft.


 

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