Als ich 10 Jahre alt war, hörte ich im Musikunterricht zum ersten Mal in meinem Leben ein paar Takte Purcell. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mir klassische Musik gefiel. Unser Musiklehrer war auch Englischlehrer und hatte in England studiert. Das war der Grund, weshalb er uns glaubte, mit englischer Musik bekannt machen zu müssen. Benjamin Britten stellte er uns vor, und ich war entsetzt und sehr verwundert, dass es offenbar Menschen gab, die so scheußliche Klänge schön finden konnten. Und dann, kutz vor Ende des Unterrichts legte er nur für ein paar Sekunden lang Purcell auf. Aber diese paar Takte klangen in meinen Ohren so vertraut, dass ich Herzklopfen bekam. Noch Jahre danach trauerte ich dieser schönen Musik nach, denn im Radio war Purcell nicht nur 1967, sondern während der ganzen 70er Jahre nie zu hören. Den unsympathischen Musiklehrer zu fragen, welches Stück er uns da aufgelegt hatte, traute ich mich nicht. Auch in Plattenläden stieß ich nie auf Purcell damals. Merkwürdig. Besonders merkwürdig ist, dass diese wenigen Takte, die sich mir ins Gedächtnis einprägten, reichten, um mich meine Seelenverwandtschaft mit Purcell spüren zu lassen, als ich ein Kind von 10 Jahren war. Meine Liebe zu Purcell überdauerte all die Jahrzehnte, in denen er kaum mal zu hören war (nicht in Deutschland und auch in Italien nicht).
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