Stationen

Sonntag, 11. Dezember 2022

Squalidus

Vor 50 Jahren gab es an den Adventssonntagen zwar auch Programme, die es sich zu gute hielten, unbedingt Weihnachten verhöhnen zu müssen, aber daneben gab es immerhin noch wundervolle Familienprogramme, nachmittags die Augsburger Puppenkiste und abends Tom Sawyer, Lederstrumpf oder Schatzinsel.  

Aber jetzt gibt es Heimatkrimis, in denen die Ossis dämonisiert werden, die Heterosexuellen als fragwürdig hingestellt, wenn nicht lächerlich gemacht werden, die Kirchen durch den Dreck gezogen, die Schwuchteln als empathische Übermenschen verklärt und bornierte Zeitgeistrepräsentanten mit psychoanalytischer forma mentis als besonders herausragend verherrlicht werden. All das mit eiskalter Gefühllosigkeit, weil Gefühle in Deutschland als lächerlich und vor allem verfänglich gelten (wenn es nicht die Gefühle von woken Homosexuellen sind, die als Experten des Gefühlslebens geframet werden).

Die Herabsetzung und Verunglimpfung von Gefühlen gab es vor 50 Jahren auch schon, aber damals war sie noch explizit, und ich hatte eigentlich erwartet, dass Deutschland mit der Zeit gesunden würde. Aber Deutschland gesundete nicht, es ist heute alles noch schlimmer als damals, was schon daran ersichtlich ist, dass die Verunglimpfung heute implizit ist: man kann also darauf bauen, dass Bemerkungen ja sogar filmische Einstellungen, die indirekt darauf anspielen, verstanden werden. Jahrzehnte des Framings vergingen nicht ohne Wirkung.

Das ist also alles sehr gut gemacht (ganz im Sinne von Gaetano Mosca).

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