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Mittwoch, 9. Oktober 2024

"Die israelischen Geiseln sind eingepreist"

Der Erfolg der Hamas besteht darin, dass sie Israel dazu gezwungen hat, ein Massaker durchzuführen, um überleben zu können. Und noch schwerer wiegt, dass sie Israel dazu gezwungen hat, die immer noch als Geiseln in den Händen der Hamas befindlichen Israelis dieser Staatsräson zu opfern. Übrigens zeigte schon Ben Gurion keinerlei Interesse für Auschwitz während des Zweiten Weltkriegs! Gegenüber der Priorität, Hitler zu besiegen, war es eben zweitrangig, so bitter dies auch ist.

Aber Michael Lüders quittiert diese Tragödie mit den Worten "die israelischen Geiseln sind eingepreist" (in das Projekt, ein Großisrael zu schaffen). Mehr Niedertracht geht nicht. So borniert wie Lüders vorgibt zu sein, kann man gar nicht sein. Dass der 7. Oktober "auch ein Versuch der Hamas" gewesen sei "eine neue Situation zu schaffen", ist die groteske Behauptung eines unerschütterlichen,  unverbesserlichen Judenhassers Soviel klugscheißernde Kaltschnäuzigkeit ist selbst in Deutschland einmalig. Der tut einfach so, als könne es eine friedliche, gerechte und unblutige Lösung geben und verschanzt sich hinter deliranten Moralpredigten. Er ist der Typ des rechtskonservativen, antijüdischen Schwätzers, der auf den Schulterschluss zwischen islamistischem Judenhass und deutschem Revanchismus hinarbeitet: genau die Gestalt, die dem unbedarften Schuster schlaflose Nächte bereitet, und der sie - schematisch, wie er ist - in der AfD zu erkennen meint (Paranoia statt Dejàvue). Das Umfeld der Jüdischen Allgemeinen wimmelt von Trotteln dieser Art, kluge Juden findet man in der Jüdischen Rundschau. Männer wie Lüders sind eine Schande für Deutschland. Da lob' ich mir dann doch Avraham Stern. Wenn Lüders unbedingt an Juden rummäkeln muss, soll er sich gefälligst an Selenskij und Blackrock abarbeiten. Wo er doch Mitglied der BSW ist!

Darüber, dass Israel von Anfang an zu klein war, um sich unter Wahrung der Menschenrechte schützen zu können, habe ich in den letzten 50 Jahren kein Wort gehört. Auch die Israelis und Juden wie Wolffsohn sind diesbezüglich in ihrer Heuchelei unerträglich. Die Wahrheit hört man eben nicht gern und mindestens so ungern spricht man sie aus. Man hat ja gesehen, wie mit Günter Grass umgesprungen wurde, nachdem er "Was gesagt werden muss" veröffentlicht hatte. Das muss sich jetzt also ausbluten.

Dass die Palästinenser nicht wollten, dass aus Europa ein paar Millionen Juden in diesen winzigen Flecken Erde einwanderten, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber nach der Shoah mussten die Palästinenser in diesen sauren Apfel beißen. Dafür sind sie jetzt unter den Arabern auch am gebildesten, dank Israel! Wären sie Teil des Osmanischen Reichs geblieben, würden sie sich heute nicht so aufführen. Wären sie Teil des Britischen Herrschaftsgebiets geblieben, auch nicht. Aber als die Juden, die dem Sultan viel Land abgekauft hatten (angeblich zu völlig überteuerten Preisen), einen Staat dort gründeten, da war Sizilien das einzige arabische Land, das diesen Staat nicht angriff. Israel ist seit seiner Gründung 1948 eine Totgeburt. Und solange es so klein wie Hessen bleibt, bleibt es auch eine Totgeburt. Anders als Baerbock und ihre Kumpane meinen, ist die Ära der Eroberungskriege eben nicht vorbei. Die Frage ist nur, wer wen erobert. Wenn die EU etwas taugte, hätten wir längst ein europäisches Heer, ein europäisches Fernsehprogramm, undurchdringbare europäische Grenzen und Israel als EU-Mitglied in Übersee.

Die Juden sind unvermeidlich zu Virtuosen des Rumopferns geworden, sozusagen die Aristokratie unter den Victimisten. Unvermeidlich, weil sie nicht nur eine lange Geschichte als Opfer haben, sondern tatsächlich immer noch Opfer sind. Das kann man nicht ausblenden, wenn man sich ein Selbstverständnis als Jude zimmert. Sie könnten, auch wenn sich an der Gefahr, zum Opfer zu werden etwas änderte, gar nicht mehr ohne Opfermentalität leben. Und ich fürchte, auch ohne "Antisemitismus" nicht. "Den alten Esau" nennen sie die Antisemiten. Die Fähigkeit zu Selbstkritik und die, Kritik von anderen zu ertragen und anzunehmen, haben sie vorerst verloren. Daran wird sich in den kommenden Jahrzehnten nichts ändern. Die Angst, jemandem wie Lüders den kleinen Finger zu reichen, ist dafür zu groß.


 

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