Stationen

Dienstag, 9. Februar 2016

Pluralismus BRD 2016

Anne Will: links von links und sooo merkeltreu, dass ihr vor Wonne der Speichel aus den Mundwinkeln trieft, wenn sie von Merkel spricht; fingiert regierungskritische Objektivität, indem sie sich zum Sprachrohr des unleugbar Offensichtlichen macht: 81% zweifeln daran, dass die Regierung die Flüchtlingssituation im Griff hat (eigentlich müsste Will nur moderieren, ist aber immer links; wie Jauch, wie Maischberger, wie Lanz, wie Plasberg, wie Kerner).
Peter Schneider: linker als links, aber derartig merkeltreu, dass er gerne eine Rede für Merkel schreiben möchte, mit der sie sich für die vielen Fehler der letzten Monate entschuldigen könnte.
Oskar Lafontaine: links von links (aber derzeit geradezu behäbig merkeltreu, wenn auch mit einem Finger in Merkels Hintern; die macht schließlich im Moment genau das, was er und Matteo Renzi seit langem fordern).
Hans-Ulrich Jörges: links und auf jeden Fall vehement merkeltreu.
Ursula von der Leyen: aktuell auf jeden Fall linksstromlinienförmig genug, um aktuell vehement merkeltreu zu sein.


Von der Leyen: "...an der Grenze schießen, das kanns ja wohl nicht sein...." (Applaus brandet plötzlich auf an diesem ungewöhnlich applausarmen Abend).

Aber hat Merkel nicht gerade bei ihrem Besuch heute in Ankara dafür gesorgt, dass die Türkei genug Geld von Deutschland und der EU bekommt, um (menschenwürdige Verhältnisse in den Flüchtlingslagern zu gewährleisten und) die Grenze zu sichern, an der selbstverständlich auch geschossen wird, sobald  jemand wagt, sie eigenmächtig gegen den Willen der Türkei zu überschreiten: die Europa-Außengrenze (eines Europas, zu dem offenbar nun auch die Türkei gehört)? Nein?

Dennoch: Nicht daran, dass einer Merkels Politik rechtfertigt, erkennt man einen Opportunisten, sondern daran, wie er es tut!


Was den deutschen Journalismus angeht: einige, ganz wenige herausragende Persönlichkeiten hat es manchmal gegeben. Aber generell war der deutsche Journalismus bisher im besten Fall nicht mehr als bleiche Informationsbürokratie, die einst die Extreme rechts und links tabuisierte und jetzt nur noch die rechte Seite tabuisiert, selbst dann wenn sie nicht extrem ist, dafür aber linke, linkere und linksradikale sogenannte Autoren in Redaktionsstuben, Fernsehstudios, Literaturpreiskomitees und sonstigen Denkpanzern und Showproduktionszentren platziert hat und die bleiche Informationsbürokratie durch Spektakularisierung aufgepeppt hat.

20 Jahre lang hat man verzückt "Gorby, Gorby, Gorby" gerufen. Aber jetzt, wo Gorbatschow - der einst nicht ohne guten Grund im Baltikum ein Massaker vom Zaune brach - auf einmal Putins Politik gut heißt, hält man sich auf einmal irritiert die Nase zu, und keiner der sogenannten Qualitätsjournalisten bringt es fertig, zur Hauptsendezeit ein ausführliches Interview mit ihm zu führen. Man schaut lieber traumselig Günther Jauch zu, wie der zur Feier des eigenen Abgangs Schäuble einlädt und macht sich dann herablassend über Seehofer lustig, weil er nach Moskau reist. So als sei es eine Ulknummer von Gerhard Polt aus der Zeit des Kalten Kriegs.

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