Dienstag, 2. Juni 2015
Verwandte Seele
Eine Jugend an der Don-Au
In Brittings Werk vollzieht sich die Auswanderung der poetischen Sprache aus der Welt des Gesellschaftlich-Zivilisatorischen in die „chlorophyllgrüne“ Wildnis der heimischen Landschaft. Diese Erneuerung der Idylle hat nichts mit der illusionären Verherrlichung einer „Heilen Welt“ zu tun.
Hans Egon Holthusen schreibt dazu: „Heil ist allein der Vers, den Britting zu bauen versteht; durchaus nicht heil aber ist die Welt, die er beschreibt: eine Welt der kämpfenden Kräfte, der Leben-Tod-Entscheidungen, das Zueinander von Jagen und Gejagtwerden, Fressen und Gefressenwerden nach den unerbittlich-unheiligen Gesetzen der Natur, und alles andere als heil ist es um die Welt des Menschen bestellt, wo es so wagend und gewagt, so im buchstäblichen Sinne wag-halsig zugeht wie unter den Tieren des Waldes und der offenen Flur. Man würde sie vielleicht böse, man würde sie dämonisch nennen dürfen, diese Brittingsche Idylle, wenn da nicht der panegyrisch preisende Unterton wäre, das Pathos der Freude an und der Liebe zu allem, was auf Erden in Erscheinung tritt, was dort wächst und blüht und kreucht und fleucht und welkt und stirbt: dieses zutiefst affirmative Einverständnis mit den Dingen, wie sie sind, weil sie eben sein müssen, wie sie sind: noch der Schnee vom Himmel fällt wohin er muß [sic].
Georg Britting gestaltet eine Poesie der Wallungswerte, hinreißend üppig und luxuriös, mit einem späten Perlmutterglanz von Belle Epoque darüber, eine Poesie, die ausgreift in die weiteste Ferne der Welt und ins Uralt-Älteste der Zeit.“
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