Stationen

Mittwoch, 20. September 2023

Im Gespräch mit Dummköpfen

 

Man sieht es kommen und befürchtet, dass es unabwendbar ist. Und so bemüht man sich, vor allem stoisch zu bleiben angesichts dessen, was kommen wird, wie es kommen muss. Ich klopfe mir ab und zu selber auf die Schulter, weil es sonst niemand tut, weil ich den Weltverbesserern in Deutschland (andere Freunde hatte ich nicht) schon in den 70-ern sagte, dass sie übersahen, dass sie gerade die Zeit der fetten Kühe erlebten bzw. versäumten, da sie es übersahen. Aber ich versäumte es auch, denn den Genuss verleidete mir die Gewissheit, dass er nicht anhalten konnte.

Ähnlich weltfremd wie die linken Weltverbesserer waren die rechten Optimisten, die sich auf den Beistand der USA verließen, die nicht in der Lage waren zu sehen, wie stickig, dürr, schematisch, unsouverän, unsachlich, ängstlich und engstirnig der öffentliche Meinungsaustausch damals in Deutschland war, als NPD und DKP geächtet wurden und diese einfältigen Optimisten glaubten, der General Dalla Chiesa werde die Mafia besiegen. Heute bewegen frei denkende Menschen in Deutschland sich in engen Meinungskorridoren, damals saßen sie in eine stickige Ecke des Hauses gedrängt.

Ich mochte die Italiener nicht besonders. Schon in Bozen beobachtete ich entsetzt, wie ein Terrone mit seiner Familie ausstieg und selbstgefällig in sich versunken auf dem Bahnsteig stand, während seine Frau mit zwei Koffern beladen den beiden Kindern Anweisungen gab. Aber die Entscheidung nach Italien zu gehen, war instinktiv dennoch richtig. Trotz des vielen leeren Geschwafels, das ich auf mich zukommen sah, war ich wenigstens der stickigen Engstirnigkeit entwichen und konnte Freimut und echte Meinungsfreiheit genießen, wütende Auseinandersetzungen, aber in gegenseitiger Achtung, statt Verachtung und Ächtung.

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