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Samstag, 26. Juni 2021

Eins kommt zum anderen

Nachdem zuerst A. Merkel die deutsche Schuld bis zurück auf den Ersten Weltkrieg ausgedehnt und sodann H. Maas die Vertreibung der Herero bzw. Nama in die Omaheke-Steppe als Völkermord anerkannt und samt Milliardenversprechen an die Nachkommen auf den sich demütig in alle Himmelsrichtungen neigenden deutschen Scheitel gehäuft hat, scheint ein tieferer Blick in den Schuldbrunnen der deutschen Vergangenheit geboten, dessen Sohle noch lange nicht erreicht sein kann. Vor Jahren schlug ein Freund vor, den Geschichtsunterricht in „Deutsche Verbrechenskunde” umzubenennen – merke Jean-Paul Sartre: "Wir bekommen unsere Vergangenheit nicht, sondern wir wählen sie"; merke Günter Maschke: "In Deutschland erhält nur Macht, wer an der Verstetigung der deutschen Ohnmacht arbeitet" –, und es ist in der Tat nicht einzusehen, warum sich dEUtschland noch nicht für die Emser Depesche und ihre schrecklichen Folgen oder für die eindeutig von einem Deutschen verursachten Reformationskriege entschuldigt und die Nachkommen der nichtdeutschen Opfer entschädigt hat. Auch in China leben Millionen Nachfahren der von scheelsüchtigen deutschen Truppen niedergemachten Boxer, die auf Entschädigungszahlungen dringend angewiesen sind!

Ein ebenfalls noch viel zu wenig beleuchtetes düsteres Kapitel in der Geschichte des deutschen Nationalhanges zur Diskriminierung und Ausgrenzung anderer Gruppen ist die Sverigophobie. Sie begann im 17. Jahrhundert und reicht bis in die Gegenwart, wie das Fortleben von Begriffen wie „Schwedenschanze”, „Schwedenlöcher”, „Schwedenbäume”, „Schwedenhöhlen”, „Schwedentürme”, „Schwedenkreuze”, „Schwedensagen”, des hetzerischen „Schwedentrunks” und überhaupt einer im Tätervolksmund so genannten „Schwedenzeit” beweist. Lieder und Gedichte, in denen gegen die Nordeuropäer mit gruppenbezogenen Vorurteilen gehetzt wurde, leben bis heute im kollektiven Gedächtnis, sie werden ungeniert zitiert und unzensiert gedruckt, etwa die berüchtigten Verse:

Bet, Kindlein, bet,
Morgen kommt der Schwed’!

Oder:

Schweden Krieg in fremden Landen
Macht das Teutsche Landt zu schanden.
Nirgendts Ruh noch Frieden bleibt,
Wo der Geitz den Schweden treibt.

Oder:

D’ Schweden san kumma,
ham alles mitgnumma.
(niederösterreichisch)

Diese Schwedenlieder – wie auch die sogenannten Schwedensagen, die schwedenfeindliche Stereotype verbreiten –, wurden jahrhundertlang gesungen oder erzählt, um Kinder zu erschrecken und ihnen zu drohen, weil es damals in Europa noch keine Afrikaner gab. Die Schweden wurden einerseits als böse, gewalttätig und religiös fanatisch beschrieben, andererseits als dumm und ungebildet. Wie heute die Muslime oder die Flüchtlinge verkörperten sie damals das Fremde, Bedrohliche und Parasitäre; nur durch ihren rechtzeitigen Rückzug entgingen sie der Vernichtung.

Deshalb leben heute auch kaum noch Schweden oder deren Nachkommen in Deutschland. Die beiden bekanntesten sind Heinrich Bedford-Strohm und Margot Kässmann.

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