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Donnerstag, 24. Juni 2021

Matteo Pessina

 

Aus Gründen, die mit Fußball nichts zu tun haben, ist dies derzeit mein Lieblingsspieler. Zum Beispiel, weil eins seiner Hobbys die lateinische Sprache ist (er selbst teilt mit, die Lektüre lateinischer Texte sei ein mentales Training, das ihm helfe, taktische Prioritäten beim Fußballspiel zu setzen).

Es ist unerträglich geworden, Fußballspiele im deutschen Fernsehen zu verfolgen. Schon in den 70er Jahren drehte mein Vater den Ton des Fernsehgeräts leise und schaltete die Radioübertragung ein, weil das lahme, lustlose, langweilige, belanglose Geschwafel des TV-Moderators nicht zu ertragen war, im Radio dagegen die Spiele noch hervorragend beschrieben und gleichzeitig blitzschnell und informativ kommentiert wurden. Das war regelrecht eine eigene Literaturgattung!!

Inzwischen hat sich die Situation in Deutschland weiter verschlechtert. Unsäglich das kumpelhaft plumpe Geröhre, mit dem sich diese "Journalisten" bei den proletarischen Fans anbiedern, schlimmer noch, wenn es eine Frau ist, die mit kehliger Stimme zu verstehen gibt, dass sie mehr Testosteron im Blut hat als alle gerade auf dem Platz herumlaufenden Spieler. Und dieses konfuse Brunftgebaren spielt sich auch noch vor dem Hintergrund einer Ideologisierung des Alltags ab, wo alle und jeder zu bunten Kälbern werden sollen. Peinlicher geht nicht.

Ganz anders - wenigstens während dieser Meisterschaften - ist es in Italien, wo die wichtigen Spiele immer von zwei Moderatoren kommentiert werden, die plaudernd, einander ergänzend das Geschehen auf dem Rasen lebhaft, kompetent, sympathisch kommentieren und taktisch-technische Details erläutern und dabei wie normale Menschen reden, ohne anlassbedingt ihren Kehlkopf unter Druck zu setzen. Übrigens, oft bestehen diese Duos aus einem Mann und einer Frau! Besonders angenehm  Stefano Bizzotto und Katia Serra, er männlich, sie weiblich.

Und ein Mann und eine Frau sind auch Paola Ferrari und Marco Tardelli, die die Spiele danach kompetent, nüchtern und doch passioniert besprechen. Oder Danielle Madame mit Marco Lollobrigida. Alles sehr fein und angemessen und ohne vermännlichte Pseudofrauen mit Transgendersendungsbewusstsein. Zusammenfassend ist festzustellen, so unseriös und ineffizient die italienische Politik ist, so ernst und effizient (wenn auch nicht seriös) ist der italienische Fußball. Allein das ist ein sonderlicher Albtraum. Schlimmer ist aber, dass die deutsche Politik mittlerweile noch unseriöser ist als die italienische. Man könnte meinen, Deutschland existiere nur, um sich von Italien verarschen zu lassen.

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