Stationen

Mittwoch, 30. Juni 2021

Riccardo Muti hat fertig

 

Er sagt, er könne unserer Zeit nichts mehr abgewinnen, er könne sich darin nicht wiederfinden. Er sei als Gymnasiast von seinem Lateinlehrer einst gefragt worden, in welchem Fall das Wort "aqua" im Satz "pluit aqua" stehe. Und als er Nominativ statt Ablativ geantwortet habe, habe ihn der Lehrer an einem Ohr gefasst und daran gezogen, als wolle er eine Glocke läuten. Seit dem habe er nie wieder dumme Antworten gegeben, aber heute käme ein Lehrer wie dieser wegen Körperverletzung ins Kittchen oder müsste eine empfindliche Strafe zahlen.

Die jungen Dirigenten fuchtelten in der Luft herum und versuchten das Publikum mehr mit dem zu beeindrucken, was zu sehen sei als mit dem, was es zu hören gebe...

Strehler sei noch ein großartiger Regisseur gewesen, der immer die Schönheit gesucht habe, und zwar nicht als ästhetische Spielerei, sondern als Notwendigkeit wahrer Kunst.

Deshalb sage er manchmal, vielleicht übertreibend, er sei des Lebens überdrüssig. Er fühle sich als Fremder in einer Welt, die sämtliche Kultur und Ethik in der Kunst betreffende Prinzipien, die ihm seine Lehrer am Gymnasium und am Konservatorium vermittelt hätten, über den Haufen werfe.


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