White
Anglo-Saxon
Protestant
1828 schrieb Washington Irving sein Buch über Kolumbus, durch welches das Märchen Verbreitung fand, im Mittelalter habe man die Erde für eine Scheibe gehalten. Ohne die selbstgefällige, engstirnige, ignorante Überheblichkeit der protestantischen forma mentis hätte dieser Irrglaube (der selbst von professionellen Historikern immer noch verbreitet wird, z.B. von Karlheinz Weißmann, der nicht zufällig auch evangelischer Theologe ist) sich nie so rückhaltlos durchsetzen können, wie es tatsächlich geschehen ist.
Wenn Dantes "Göttliche Komödie" in den protestantischen Ländern zum Literaturkanon gehörte auch nicht, denn Dante beschreibt in diesem utopischen Gedicht, Louis Vierne vorwegnehmend, eine Reise zum Mittelpunkt der Erde, und er beschreibt sogar, wie sich beim Überschreiten des Erdmittelpunkts die Richtung der Erdanziehungskraft umkehrt. Das war fast 200 Jahre vor Kolumbus und mehr als 200 Jahre, bevor Luther seinem Ärger über Rom Luft machte.
Wenn die Menschen andere Menschen anschwärzen, tun sie dies meistens, um von ihren eigenen Schwächen und Lastern abzulenken. Zum Beispiel gibt es kaum Apulier und Kalabresen, die nicht davon überzeugt sind, die wahre Mafia seien die Schweizer Banken. Auch der Amerikaner Washington Irving versuchte von der obskurantistischen Rückständigkeit seines eigenen ach so modernen Landes abzulenken, denn nur 130 Jahre zuvor kam es in Massachusetts zu Hexenprozessen und der Ku-Klux-Klan, der sofort nach dem Sezessionskrieg gegründet wurde (Irving war schon seit 6 Jahren gestorben), fiel auch nicht vom Himmel.
Wenn man Onkel Toms Hütte oder das herrliche Buch über Tom Sawyer und Huckleberry Finn liest, sollte man sich nicht gedankenlos in eine Scheinwelt hineinträumen, zumal man diese schönen Bücher immer wieder lesen kann. Und man sollte Dantes Commedia lesen, immer wieder.
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