Überraschung!! Krah hat Gricigliano erwähnt. Ich kannte diesen Ort, bevor er renoviert wurde, als zwei alte, fromme, ledige Schwestern ihre Villa einem sehr konservativen, ja mittelalterlichen, armen (1989 sah ich einen der Mönche in geflickter Mönchskutte unter einem VW-Bus liegen, um ihn zu reparieren), französischen Orden vererbt hatte, bei dem man für wenig Geld wunderbaren Wein und schönen Salat und Gemüse kaufen konnte. Damals hatte der Bischof von Florenz ein feindseliges Auge auf diese Franzosen, las man in La Nazione. Sie mussten Jahre später offenbar ausziehen, und ein anderer, sehr viel vornehmerer, ebenfalls französischer Orden zog ein (oder der vornehme Flügel desselben Ordens, so genau weiß ich das nicht). Dass Krah nun diesen Orden als besten Bewahrer christlicher Ethik entdeckt... Mir fallen die Worte Ottfried Fischers ein, die er als Pfarrer Braun aussprach: "Alle Wege führen in den Weinberg des Herrn".
Interessant ist übrigens, dass ausgerechnet aus Frankreich, dem traditionell atheistischsten Land Europas, die frömmsten katholischen Orden (aber auch Taizé) hervorgehen. Und dass einige von ihnen sich in der Toscana ansiedeln, ist auch der Beachtung wert. Wundervoll z.B. ist das Wirken der Fraternité de Jerusalem, die in der Badia Fiorentina die schönsten Gottesdienste zelebriert und dabei eine Stimmung der Ruhe und Ergriffenheit ausstrahlt, die man sonst nur aus den Bildern Raffaels kennt. In der Badia Fiorentina hielt schon Boccaccio seine Lectura Dantis, und Giannozzo Pandolfinis Grabmal befindet sich dort.
Ein bizarres Pendant zur Frömmigkeit, die wie ein Phönix dem atheistischen Frankreich entsteigt, ist der Atheismus Deutschlands, der die spätmittelalterliche Frömmigkeit Luthers von sich wirft und die Kirchen zu Sprachrohren des woken Zeitgeistes umfunktioniert.
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