Stationen

Dienstag, 24. November 2015

Mitten ins Schwarze

Als habe das Presseamt des SED-Zentralkomitees zur allvormittäglichen Befehlsausgabe bei ihnen angerufen (aber das ist gar nicht mehr nötig, sie machen’s von ganz allein), tönen unsere Genossen Journalisten einstimmig und im Chor mit den führenden Genossen der Parteien- und Staatsführung, man dürfe, bei Strafe des Dunkeldeutschlandssympathisanten- wenn nicht Faschismusverdachts, keinesfalls den islamistischen Terror in irgendeine Verbindung mit der sogenannten Flüchtlingskrise bringen. Warum eigentlich nicht? Gehen wir die Argumente durch.

 1. Wer einen solchen Zusammenhang konstruiert, stellt sämtliche Flüchtlinge unter Terrorismusverdacht.

 Ich kenne viele Menschen, die das eine tun und das andere entschieden lassen, aber das nur beiseite gesprochen. Ansonsten träfe dieser Vorwurf lediglich in einer Öffentlichkeit zu, deren Lautsprecher jede Fähigkeit zur Differenzierung verloren haben, kann also unmöglich für die vorbildhaft pluralistische bundesdeutsche Diskurslandschaft gelten. Umgekehrt sei festgehalten, dass diejenigen, die jeglichen Zusammenhang zwischen Masseneinwanderung, Radikalislamisierung und Terrorismus bestreiten, sämtlichen Einwanderern eine Unbedenklichkeitserklärung austellen. Das ist aber aus zweierlei Gründen nicht möglich: zum einen, weil eine hohe sechsstellige Zahl von Eingedrungenen sich unregistriert, also illegal hier aufhält und sowohl für die Behörden als auch für die Diskursanten eine vollkommen unbekannte Größe darstellt. Zum zweiten sind bekanntlich Terroristen und für sie arbeitende Waffenschmuggler festgenommen worden, die sich unter die Flüchtlinge gemischt hatten oder deren Routen benutzten.

 1a: Man kann doch unmöglich alle Flüchtlinge unter Generalverdacht stellen, nur weil sich da und dort ein Terrorist unter ihnen versteckt.

 Auf eine angemessene Weise werden das der Innenminister und der Verteidigungsminister jedes geistig gesunden Staates tun, indem sie, gerade bei Terrorgefahr, jeden Einwanderer registrieren, kontrollieren, seinen Aufenthaltsort verfolgen und niemanden illegal ins Land lassen. Selbstverständlich muss auch das vielgeschmähte Racial Profiling zum Standardrepertoire der Sicherheitsbehörden gehören; die vielen Ausländer, die davon betroffen sind, ohne dafür einen festellbaren Anlass zu geben, werden diese Maßnahme, weil sie ja auch ihrem Schutz dient, gewiss zu würdigen wissen, und wenn nicht, ist es auch recht. Darf bei dieser Gelegenheit daran erinnert werden, dass im Kriegsfall Zivilisten aus dem Land des Gegners als mutmaßliche Kombattanten üblicherweise interniert werden? Und auch, wenn der IS kein Staat ist, also weder verhandlungs- noch friedensfähig – die Brüder wissen das auch ganz genau und stellen keinerlei politische Forderungen –, gilt gemäß der ewigen Rechtsnorm inter pacem et bellum nihil medium, dass wir uns im Krieg befinden, und im Ernstfall hat ein Staat eben auch präventiv zu handeln, um das Staatsvolk zu schützen. Wer das diskriminierend findet, muss sich diesen Staat ja nicht antun.

 2. Die Menschen, die zu uns kommen, fliehen vor demselben Terror, der vor wenigen Tagen Paris heimgesucht hat.

 Das trifft für einen Teil der Einwanderer zu, also jene, die tatsächlich syrische Flüchtlinge sind, das heißt etwa ein Fünftel bis allenfalls ein Viertel der Asylbewerber; da sich viele Ankömmlinge als Syrer ausgeben und überdies ein munterer Schwarzhandel mit gefälschten syrischen Pässen betrieben wird, befinden sich unter den „Syrern“ allerdings viele Nichtsyrer. Dieses vor allem von den Grünen als eine Art Monstranz in jedes mediale Treffen geführte Argument gilt demzufolge für die Mehrzahl der Einwanderer – Afghanen, Pakistanis, Eritreer, Somalier, Serben, Albaner etc. pp. – nicht.

 3. Die Attentäter von Paris waren Franzosen.

 Tut mir leid, Genossen, zum einen stimmt es auch pro forma nur zum Teil, zum anderen: Wer rund um die Uhr mit Allah und wenig außerdem im Kopf herumrennt, Frauen verschleiert, Wein und Musik für sündhaft hält, die europäische Literatur, den europäischen Geist und die europäische Lebensart geringschätzt, wer als Franzose nie den Louvre betreten, nie ein Konzert, nie eine Oper besucht hat und stattdessen glaubt, die Welt mit beduinischen Verhaltensvorschriften aus dem 7. Jahrhundert missionieren zu müssen, ist kein Europäer, selbst wenn seine Vorfahren im Frankreich Karl Martells geboren sein sollten. Es sind Fremde, die einer importierten Ideologie dienen und denen man auch in zweiter oder dritter Generation die gepflegte Fremdheit durchaus ansieht, weil die Angehörigen dieser Gruppe sich weder mit autochthonen Europäern kreuzen noch deren Kultur, obzwar sie in ihr leben, überhaupt zur Kenntnis nehmen. Es ist eine tiefe, monströse ethnisch-psychisch-soziale Fremdheit. Man sieht bei dieser Gelegenheit einmal mehr, in welche Sackgasse die Tabuisierung der ethnischen Unterschiede geführt hat, natürlich ohne dass ich diese gleich zum Universalschlüssel erheben will; ein Muslim mit einer Violine unterm Arm (viele gib's ja nicht davon) ist mir natürlich weit mehr Landsmann als ein Deutscher in zehnter Generation, der zu Mario Barth oder zur Grünen Jugend geht. Übrigens gibt es längst überall in Westeuropa Gebiete, in denen man als Araber geboren wird.

 3a: Es sind inzwischen so viele junge Männer aus Europa zur Unterstützung des IS gen Syrien aufgebrochen, dass dort eine europäische Fremdenlegion kämpft. Es sind also quasi Europäer, die die Menschen dort nach Europa vertreiben.

 Das ist das Wir sind selber schuld-Königsargument, wenngleich es auch nicht erklärt, warum wir Einwanderer aus Schwarzafrika oder Südasien aufnehmen sollten; gegen die Beherbergung von Bürgerkriegsflüchtlingen gibt es ja nicht einmal Widerspruch bei den schlimmsten Untermenschen von Pegida. Was im Zusammenhang mit den deutschstämmigen Kalifats-Touristen verblüffend selten angeprangert wird, sind die hiesigen muslimischen Milieus, aus denen diese Mordbuben stammen. Warum attackieren unsere Mitschuldprediger nicht abwechslungshalber bestimmte radikale muslimische Gemeinden, warum fordern sie nicht die Schließung von Moscheen, in denen islamistische Aufwiegler das Wort führen, warum stoppt der deutsche Staat nicht die Geldströme aus Saudi-Arabien, mit denen hier Salafisten und andere wahabitische Unfriedensstifter finanziert werden? Warum sind wir angeblich verantwortlich und die nicht?

 Diverse Kommentatoren und Vortragsreisende mit Parteiauftrag wollen dem Publikum derzeit außerdem weismachen, der IS sei daran interessiert, dass die EU ihre Freizügigkeit aufgebe und die Grenzen wieder schließe, was barer Unsinn ist. Dem IS sind die innereuropäischen Grenzen und Freizügigkeiten völlig schnuppe. Was diesen Gottesbarbaren in die (dortzulande sicherlich verbotenen) Karten spielt, ist die Vergrößerung des muslimischen Bevölkerungsanteils sowie die Zunahme von Unsicherheit und partieller Anarchie im europäischen Feindesland, denn in solchen Räumen ist der Staat geschwächt, dort gibt es zunehmend Kombattanten unter deklassierten, anpassungsunwilligen Muslimen, einen Resonanzraum für Propaganda sowie ein buntes Untertauch- und Rückzugsgebiet für Agitatoren und Schläfer, kurzum: Dort können die Gotteskrieger in ein Medium eintauchen, das sie birgt und verbirgt wie das chinesische Volk die Partisanen Maos.



[„Der Revolutionär schwimmt im Volk wie ein Fisch im Wasser“ Mao Zedong]

Kehren wir zur Ausgangsüberlegung zurück. Selbstverständlich gibt es Zusammenhänge zwischen der Flüchtlings- oder Einwandererflut, dem Erstarken islamistischer Strömungen und der wachsenden Terrorgefahr. Wenn sich nur jeder tausendste muslimische Einwanderer auf dem Kriegspfad befindet, wären das, bei zirka einer Million muslimischer BRD-Neuinsassen in 2015, bereits 1.000 Mann, also ein echtes Problem. Wenn nur jeder hundertste Willkommengeheißene salafismuskompatible Weltmissionsvorstellungen hegt, was geradezu grünstichig optimistisch geschätzt wäre, bekommen wir es mit einer kumulativen Radikalisierung des Problems zu tun – zumal ja der Kanzlerin zufolge nach wie vor mit einem Einwanderungsstopp nicht zu rechnen ist und es im nächsten Jahr womöglich noch ein oder zwei Milliönchen mehr sein sollen.

Man muss beim Anblick der über unsere Grenzen strömenden Scharen im Übrigen nicht einmal die Frage stellen, wie viele von diesen jungen Männern gefährlich sind, sondern wie viele es erst noch werden. Immerhin lauten selbst optimistische Schätzungen, dass nur jeder zehnte Einwanderer eine halbwegs qualifizierte Arbeit finden wird, man mag sich ausmalen, welche Belastungen zum einen auf die deutschen Sozialsysteme zukommen (auch wenn sie über Neuschulden auf die Enkelgeneration abgewälzt werden), und wie sich zum anderen das Ressentiment all derer aufblähen wird, die sich hier abgewiesen, enttäuscht, überflüssig, von der (bald über alle Berge entfleuchten) Verheißungskanzlerin im Stich gelassen fühlen, und die sich dann auf das ihnen Eigenste, die festeste Verbindung, das zuletzt einzig Erfolgversprechende zurückbesinnen, ihr ethnisch-religiöse Prägung. Die außerdem jung sind, kräftig, ungebildet, verführbar, zu allem bereit, manche längst geübt im Waffengebrauch – was für eine grandiose Rekrutenschar für die rauschebärtige Bruderschaft derer, die schwärmerisch von einem europäischen Kalifat träumen!

 Mögen das alles einstweilen düstere Spekulationen mit einem betrüblich soliden rationalen Kern sein, so darf doch immerhin der Import von arabisch-vorderasiatischen Gewaltgepflogenheiten samt der dazugehörigen kriminellen Clans und politisch-religiösen Bürgerkriegsparteien (oder umgekehrt) als im vollen Gange befindlich verzeichnet werden. Hatten wir bislang nur das Vergnügen, dem türkisch-kurdischen Konflikt sogar auf deutschen Straßen zu hospitieren, werden hier nun endlich auch sunnitisch-schiitische Schlachten ausgetragen, einstweilen noch überwiegend en miniature in Asylbeweberheimen, doch früher oder später auch in ausgewählten Innenstadtbereichen. Es liegen einige Berichte von Grenzschützern vor, die bezeugen, dass sie es keinesfalls nur mit verängstigten Schutzsuchenden, mit bedauernswerten Flüchtlingsfamilien, mit sichtlich Hilfsbedürftigten zu tun bekamen, sondern oft mit kompakten Kontingenten junger Männer, die zuweilen wie paramilitärisch organisiert auftraten. Sind alle längst im Lande! Wahrscheinlich ohne je am Bahnhof bejubelt worden zu sein, ein Heim gesehen und einen Teddy in die Hand gedrückt bekommen zu haben. Was eigentlich schade ist, so haben sie eine entscheidende Erfahrung versäumt, denn ein zweites Mal wird ihnen wohl niemand zujubeln, der vor ihnen hier gewesen ist. –

 Ich habe zu diesem Thema jetzt genug gesagt, und da ich kein Papagei oder Prantl bin, will ich’s damit bewenden lassen und in diesen Notaten allenfalls noch das eine oder andere wirkliche Haileid des hiesigen Bevölkerungsergänzungsexperiments für den nächsten Äon festhalten. Dass viele der hier Ankommenden arme Menschen sind, denen geholfen werden soll, ist unstrittig, dass sie und all die anderen Einströmenden diejenigen sein werden, die der deutschen Wirtschaft neuen Schwung bescheren und den deutschen Rentenkettenbrief in die nächste Zukunft verschicken, halte ich indes für einen Witz, den zynisch zu nennen mir eine gewisse Restsympathie gegenüber den wirklichen Kynikern verwehrt. Wenn ich falsch liegen sollte, wenn Frau Merkel nicht nur dereinst Physikerin gewesen sein sollte, sondern als die bedeutendste Alchemistin in die Geschichte eingeht, die Hunderttausende sekundäre Analphabeten oft gegen deren Willen in Ärzte, Ingenieure, Physiker, Genetiker, Nanotechnologen und Reizwäschedesigner verwandelt hat, dann will ich Gott oder Allah preisen und mich für meinen prognostischen Hochmut entschuldigen, der es wagte, am vernünftigen Gang und seligmachenden Verlauf aller irdischen Dinge zu zweifeln. Ihr Hochwohlgeboren am 21. 11. 2015

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