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Donnerstag, 16. September 2021

Nemi El-Hassan möchte einer positiven Auffassung von Dschihad in den Sattel helfen


 

 

Die Journalistin Nemi El-Hassan hat ihre positive Dschihad-Definition verteidigt. Sie sagte, man versuche ein Bild von ihr zu zeichnen, das nicht der Wahrheit entspreche. Wer im Dschihad nur den Kampf gegen Ungläubige sehe, vertrete nicht die Mehrheitsmeinung der Islamwissenschaftler in Deutschland. „In manchen arabischen Ländern ist Dschihad ein männlicher Vorname. Das ist ein Begriff, der natürlich im deutschen Kontext oder im westlichen Kontext negativ behaftet ist“, sagte die ausgebildete Ärztin mit libanesischen Wurzeln im Interview mit dem Spiegel.

Damit reagierte El-Hassan auf Vorwürfe, die seit dem Bekanntwerden ihrer Auftritte auf dem Al-Quds-Tag laut werden. Kritiker legen ihr zudem zur Last, in einem Video für die Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) eine verharmlosende Dschihad-Definition vertreten zu haben. In dem Film sagte sie: „Mein Dschihad heißt die Wahrheit sagen, egal wie unangenehm es dadurch wird und aufmerksam bleiben, wenn mir Freunde ihre Geschichten erzählen.“

Sie könne nicht ausschließen, beim Al-Quds-Marsch israelfeindliche Parolen gerufen zu haben: „In meiner Erinnerung habe ich lange geglaubt, nur Dinge wie ‘Free Gaza‘ gerufen zu haben. Jetzt, wo ich diese Zeit meines Lebens reflektiere, kann ich nicht ausschließen, Dinge gesagt zu haben, die antizionistisch sind und Israelfeindlichkeit bedienen.“ Auf den Tag genau könne sie die Ereignisse nicht rekonstruieren. Sie habe diese ganze Phase ihres Lebens „komplett verdrängt“. Sie entschuldigte sich für ihr damaliges Verhalten.

Zuvor hatte sich der Islamkritiker Ahmad Mansour in der Zeit der Kritik* angeschlossen. Das Dschihad-Video tauche zu einem Zeitpunkt auf, an welchem man sich in Deutschland über den Sieg der afghanischen Taliban echauffiere. Es sei legitim, in Deutschland auch die schöne Seite des Islams öffentlich darstellen zu wollen. „Nicht legitim ist es dagegen, die hässliche Seite des Islams zu ignorieren und so die Realität auszublenden. Das tun viele. Es hat mit Wahrheit nichts zu tun.“

Eigentlich sollte die funk-Journalistin Nemi El-Hassani Teil des Moderatorenteams in der Wissenschaftssendung „Quarks“ werden. Doch dann berichtete die Bild-Zeitung am Montag über das bpb-Video und die Teilnahme der jungen Frau am Al-Quds-Marsch im Jahr 2014. Inzwischen hat der WDR die Zusammenarbeit mit El-Hassan bis auf weiteres ausgesetzt.

*Der Kritik an Nemi? Oder der Kritik am WDR? Letztlich vor allem am WDR, denn Nemi geht es ja angeblich darum, aufmerksam zu sein und ganz gewiss darum, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Und dass die Europäer (und vor allem die Deutschen) für unbequeme Wahrheiten über sich selbst empfänglich sind, wissen alle sehr gut (sowohl Europäer als vor allem auch Nichteuropäer!), während von den Europäern kaum jemand weiß, wie unempfänglich für unbequeme Wahrheiten die Nichteuropäer sind! Mansour punktet letztlich für Nemi (und alle Muslime), selbst wenn er sich äquidistant gibt. Die Einfalt des Michels (ja sogar des Durchschnittseuropäers!) hilft ihm dabei.

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