Krah fasst sehr gut zusammen, was mir vor 50 Jahren vorschwebte. Nur war dies vor 50 Jahren völlig aussichtslos, denn die CDU dachte nie einen Gedanken zuende, obwohl es damals so kluge Köpfe wie Dregger und Biedenkopf gab.
Patzelt ist ein brillanter Mann, dessen Pauluszitat aus dem Thessalonicherbrief auch mein Motto seit 50 Jahren ist (womöglich stieß er darauf sogar im selben Text wie ich, nämlich in einem Essay von Muschg?), aber ich habe die Wertschätzung, die ich ihm entgegenbrachte, mit der Zeit gemindert. Ich habe mir nämlich die Mühe gemacht, das Gutachten zu lesen, das er über Höcke schrieb, nachdem dieser in Schnellroda eine Rede gehalten hatte. Patzelt bezog sich darin auf Standardliteratur zum Rassismus, die in meinen Augen unwissenschaftlich ist und mit unsauberen, irreführenden Begriffsdefinitionen arbeitet, die von vorne herein nicht korrekt sind und nicht zielführend sein können. Er übernahm diese abwegige Begrifflichkeit völlig unkritisch, machte sie sich zu eigen und drehte einen Strick daraus, mit dem Höcke aufgehängt werden soll.
Einige Jahre dachte ich, genau wie Patzelt, die AfD müsse wie einst die Grünen, einen Prozess durchmachen, bei dem sich die Realos gegenüber den Fundis durchsetzen, bis mir klar wurde, dass es bei der AfD genau umgekehrt ist. Es ist nicht nur deshalb umgekehrt, weil die Grünen die Mehrheit der Journalisten auf ihrer Seite hatten und haben, während die AfD fast sämtliche Journalisten gegen sich hat, sondern auch weil in der AfD die Fundis die wahren Realos sind!! Dies hat Patzelt bis heute nicht begriffen, wie es auch Klonovsky nicht begriffen hat.
Ohne die Erfurter Resolution wäre die AfD längst in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Höcke wird seit er in der PEGIDA-Zeit dazu bereit war, dem unsäglichen Jauch die Stirn zu bieten (damals noch linkisch und unprofessionell) verleumdet und mit abscheulicher Arroganz und Niedertracht behandelt (und schon bevor die Erfurter Resolution veröffentlicht wurde, begann Lucke ihn zu verleumden, weil Höcke den Nagel auf den Kopf traf, als er feststellte, dass Wähler, die aus Verzweiflung NPD gewählt hatten, wieder resozialisiert werden können durch ein konservatives Angebot).
Aber die Leute spüren im Verlauf der Zeit, dass er ein ehrlicher Mann ist und man ihm vertrauen kann. Die meisten seiner Anhänger würden sich bei einer Meinungsumfrage nie zu ihm bekennen, aber ohne Höcke hätte die AfD nicht die Zustimmung, die sie hat.
Krah könnte immer noch scheitern, denn dass sich mit Martin Wagener und Joachim Fest zwei Männer, die ich besonders schätze, gegen ihn positionieren, heißt für mich, dass sich im "gärigen Haufen" zum ersten Mal ein wirklich gefährlicher Konflikt anbahnt.
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