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Samstag, 16. September 2023

Jetzt, wo die Religionsfreiheit für die Juden unbrauchbar geworden ist

weil sie ihnen keinen Schutz mehr bietet, sondern insofern zur Gefahr wurde, als sie auch für Muslime gilt und immer mehr Muslime nach Europa kommen, wo sie sich gerne an Juden vergreifen, tauchen immer mehr Rabbiner auf, die die Behauptung aufstellen, das Judentum sei keine Religion.

Aber dass das Judentum keine Religion sei, behaupten nicht erst "Schickimicki-Rabbiner" (wie sie eine konservative, gebildete jüdische Diplompsychologin bezeichnet). Hier einige ältere Stimmen:


Rabbiner Samson Raphael Hirsch [19. Jh.] (''Jeschurun'', Ausgabe 10 /Juni 2022):
„Das Judentum ist keine Religion.
Das Judentum ist k e i n Zubehör zum Leben, Jude sein ist k e i n Teil der Lebensaufgabe, Judentum umfasst das ganze Leben, Jude sein ist die Summe unserer Lebensaufgabe, … ‒ ein ganzes vom Gottesgedanken getragenes, dem Willen Gottes gemäß vollendetes Leben – das heißt Judentum.“


In der jüd. Zeitschrift ''L’Arche'' (Januar 1957) bezeichnete Emmanuel Levinas das Judentum sehr schön als ''Vollkostkultur'' («culture complète, comme il existe des nourritures complètes»).
Mathematiker und Levinas-Schwiegersohn Georges Hansel («Mikhtav Hadash», 09.07.2015):
«Le judaïsme n’est pas une religion. Se représenter le judaïsme comme un élément particulier de l’ensemble des religions est une falsification de sa nature. Les rites religieux et les idées religieuses ne constituent qu’un aspect particulier du judaïsme. On s’en rend compte immédiatement si l’on observe que la loi juive traite de tous les aspects de la vie sociale et inclut un système juridique complet (droit civil, droit familial, droit du travail, droit administratif, loi sociale, droit pénal, etc.). Maïmonide, dans son ouvrage Michné Tora en a donné une synthèse magistrale. De plus, le fondement visible de cette loi, comme on va le voir dans une minute, est de nature éthique et non à proprement parler religieux.»

Jede Religion hat ihre obsessiven Fundamentalisten, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Bei den Juden kommt hinzu, dass sie trotzdem Humor haben.

Ich vermute, Hirsch wollte mit seiner extremistischen Positionierung dem damaligen im deutschen Judentum verbreiteten Trend, zum Christentum überzutreten, entgegenwirken. Ein Teil der frommen Juden trat aus Überzeugung zum Christentum über, z.B. die Vorfahren von Peter L. Berger, viele der Übertreter traten aber aus Opportunismus über. Mit seiner Positionierung festigte Hirsch die Identität derer, die am jüdischen Glauben festhielten, die - wie du es nennst - Gott gewählt hatten, auf Gedeih und Verderb. Denjenigen, die übertraten, stärkte er insofern den Rücken, als er ihnen offiziell verkündete, ihr Übertritt habe nichts zu bedeuten, denn das Judentum ist ja gar keine Religion nach Ansicht eines für die Notwendigkeit (in der Not wird die Wendigkeit zur Notwendigkeit) aufgeschlossenen Rabbiners, und das verringert die schmerzend zwischen person und personnage klaffende innere Wunde dessen, der sich für eine Lebenslüge entschieden hat. Den Frommen, die aus Überzeugung übertraten, rief er sozusagen hinterher, dass sie nicht aufhörten, Juden zu sein, bloß weil sie Christen wurden, denn da handele es sich nur um eine Religion, während das Judentum keine Religion ist. Also gute Gründe hatte Hirsch. Aber um den Preis, die Vollkostkultur um die Dimension der Verlogenheit und Überheblichkeit bereichert zu haben, indem er den Begriff "Religion" eigenwillig umdefinierte, um sie herabzusetzen, zu entwerten, als Zubehör zu verunglimpfen und jüdische Recht- und Rechtsgläubigkeit als über solche Niederungen erhaben festzulegen. Ein in Iudaica spezialisierter Verleger, den ich fragte, ob er nicht genau das tue, was er an Treitschke bemängele, antwortete mir sehr aufrichtig, ja, das tue er, es komme aber nur darauf an, nicht zu übertreiben. Ein jüdischer Dichter sagte einmal zu mir, er habe eine sehr intime Beziehung zur Lüge, aber seine Lügen seien immer sehr korrekt. Er log sozusagen, um der Ehre Gottes willen. Aber mir ist es lieber, wenn man die intellektuelle Unredlichkeit nicht zur Tradition macht.


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