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Samstag, 20. Juli 2024

Planwirtschaft

 Merkwürdig war, dass mein Vater einerseits die Planwirtschaft ablehnte (er hatte durchaus begriffen, dass Planwirtschaft im Lauf der Zeit immer mehr Chaos hervorbringen muss und spätestens dann, wenn die Not den Unwillen des Volkes weckt, unvermeidlich zu verbrecherischer Unterdrückung führen muss), mir andererseits aber davon erzählte, dass das Fehlen von "Planstellen" schicksalhaft für ihn wurde und nicht einmal merkte, dass Hitlers Wirtschaftssystem ebenfalls eine Planwirtschaft war (wenn auch so ähnlich wie die heutige chinesische, also eine, die zwar Vorgaben macht, privaten Unternehmen aber freie Hand dabei lässt, wie sie diese Vorgaben erfüllt). Er war nicht einmal in der Lage, mir zu erklären, was eine Planstelle ist, als ich ihn in meiner kindlichen Unwissenheit danach fragte und reagierte sogar gereizt auf meinen Wissensdrang.

Ernst Jünger sagte einmal über die Treffen mit Ernst Niekisch: "Wir sagten uns damals, Russland hat zwar keine Verfassung, aber es hat immerhin einen Plan". Das stimmte nicht. Schon 1918 - als die eigentliche Sowjetunion noch gar nicht gegründet worden war - hatte das Russland der Sowjets (Sowjet = Rat) durchaus eine Verfassung, und zwar eine, in der kurioserweise der Apostel Paulus zitiert wurde: "Wer nicht arbeitet, bekommt nichts zu essen" (2. Thessalonicher 3,10 “Si quis non vult operari nec manducet”).

Übrigens: "Die Menschen wollen keine bewaffneten Missionare", sagte ausgerechnet Robespierre


Luciano Canfora ist zwar ein unverbesserlicher Kommunist und rigoroser Marxist, aber er ist auch ein brillanter Altphilologe und Historiker mit einem hervorragenden Gedächtnis, enormem Wissen und, hinsichtlich der Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, geradezu genialer Begabung. Außerdem hält er unerschütterlich an der Unterscheidung zwischen wahr und falsch fest, die von "postmodernen" Dekonstruktionisten, Relativisten und woken Aktivisten auf den Müll geworfen wurde. Im Vergleich mit den inkompetenten Pfuschern, die heute das große Wort führen, ist jemand wie Canfora geradezu ein Aristokrat des Geistes.

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