Stationen

Montag, 15. Juli 2024

Religion (in unserer atheistischen Theokratie)

 Bolz hat viel von dem großen Jakob Taubes gelernt. Anders als dieser beginnt Bolz seine Überlegungen aber fast immer mit einer durchaus erfreulichen Aneinanderreihung kluger Gedanken, die aber bald in belangloses und abwegiges Geschwafel mündet, in das er noch ein paar Rosinen durchaus sehr guter Beobachtungen streut, bevor man ihn wegklickt. Unter dem Strich ist es am Ende Zeitverschwendung, seine Überlegungen nachzuvollziehen. Aber sie sind andererseits ein guter Ausgangspunkt für eigene Überlegungen! Anders gesagt: Er redet wenigstens über die richtigen Themen, auch wenn seine Schlussfolgerungen meistens falsch, ungenau, belanglos oder langweilig sind. Das, was Bolz "Zivilreligion" nennt, ist ja gerade keine Religion, sondern Idolatrie, Götzendienst. Und die prätentiösen Spezialeffekte, mit denen Bolz uns beeindrucken möchte, indem er Zusammenhänge herstellt oder Parallelen und Analogien ins Feld führt, die ungewöhnliche Blickwinkel ermöglichen, aber die Sachlage nicht sonderlich erhellen, könnte er sich sparen, wenn er dem Beispiel Taubes' folgen würde. Zum Beispiel beeindruckt Bolz uns mit der Behauptung, Nietzsche habe das Wort "Gott ist tot" gegen die Atheisten in die Welt gesetzt. Also wenn das tatsächlich der Fall ist, dann hätte Bolz aber eine Stunde lang darüber referieren müssen, inwiefern dies der Fall ist, was Nietzsche damit bezweckte und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind. Und keiner wage es - am allerwenigsten Bolz selbst! -  sich jetzt darauf zu versteifen, genau das habe er doch in diesem Vortrag getan!! Vaffanculo!!!

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