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Freitag, 20. März 2015

Nur noch mit Schutzbrille!

Ein paar Gedanken von Ranga Yogishwar.

"Unsere Gesellschaft wird zunehmend von Angstszenarien geprägt. Bei der anstehenden Sonnenfinsternis füllen vielfältige Warnungen die Schlagzeilen: Niemals in die Sonne schauen!! Nur mit Schutzbrille. Die Energieversorger warnen:“ Droht uns jetzt der Strom-Blackout?“. Schulkinder dürfen nicht vor die Tür, Eltern sind besorgt. Unsere Medien warnen so sehr, dass die Sonnenfinsternis zur herannahenden Bedrohung wird. Schade! 

Gestern habe ich ein kleines Video erstellt um all jenen, die keine Spezialbrille kaufen konnten, eine Alternative zu bieten: Mit einer Handy-Kamera.


Prompt reagierten manche Medien erneut mit Angst: Fachredakteure schreiben mich an und fragen: Verbrennt da nicht die Handy-Kamera?
Offensichtlich scheinen unsere Medien aus der Spirale der ewigen Panikmache nicht mehr herauszufinden, dabei sind die Sorgen überzogen:



Beispiel Blackout:
Die Schlagzeilen lauten u.a.: „Droht jetzt der doppelte Energie-Blackout?“, „Werden die Lichter ausgehen?“,“Testfall für die Energiewende“ , „Droht Deutschland ein Stromausfall?“
In Deutschland gibt es inzwischen viele Photovoltaik Anlagen die Strom produzieren.
Die installierte Nennleistung beträgt hierzulande immerhin über 36 000 MW.
Verdunkelt sich die Sonne, dann reduziert sich die eingespeiste Strommenge und dieser Leistungsabfall könnte – so die Argumentation in den Schlagzeilen - das Stromnetz schädigen.

ABER:
Der Abfall geschieht nicht „plötzlich“ sondern über einen längeren Zeitraum. Das Spektakel dauert hierzulande von dem Beginn der Verfinsterung bis zum Ende über zwei Stunden! Selbst am Höhepunkt der Finsternis beträgt die Abdeckung etwa 77% . Das bedeutet die Sonne ist für diesen kurzen Moment immer noch etwa ein viertel so hell wie sonst. Zudem ist diese Schwankung sehr genau berechenbar und somit auch kalkulierbar. In solchen Fällen kann man planen und über das Management von Stromabnehmern und der Zuschaltung von Reservekapazitäten ist das kein Problem.

Die Sonne geht schließlich täglich unter, daher gibt es inzwischen eine Routine, was solche Schwankungen angeht. Fazit: Die mediale Panik ist unbegründet!


Beispiel Handykamera:
Ja, gebündeltes Sonnenlicht kann Brandschäden verursachen – wer hat nicht als Kind das Experiment mit der Lupe probiert.
ABER: Schauen Sie sich einmal an, wie winzig die Handykamera ist. Der Durchmesser, je nach Modell, gerade Mal wenige Millimeter. Bei meinem Handy besitzt die Linse eine Fläche von etwa 1 Quadratmillimeter. Die Sonne schenkt uns rund 1000 Watt pro Quadratmeter. Oder 0,001Watt pro Quadratmillimeter. In anderen Worten, die Lichtleistung, die auf den Chip des Handys fällt beträgt schlappe 0,001Watt – und das reicht nicht aus, um Schäden zu verursachen. Abgesehen von dieser simplen physikalischen Überlegung kann man sich auch verdeutlichen, dass unsere Handykamera, die ohnehin keinen mechanischen Verschluss besitzt, sehr häufig der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Die Sonnenfinsternis ist also kein Sonderfall. Ansonsten hätten die Hersteller ein Problem, denn die Kameras würden beim alltäglichen Gebrauch reihenweise ausfallen und das tun sie offensichtlich nicht. Die Sorge vor einer Zerstörung der Handykamera ist also unbegründet.


Natürlich ließe sich diese Liste unbegründeter Panikmache beliebig erweitern, denn unsere Medien sind voll mit solchen Angstschlagzeilen. Vielleicht hat sich inzwischen bei uns ein Denken etabliert, das ich erstmals vor einigen Jahrzehnten in den USA beobachtete. Damals schüttelte ich den Kopf als ich zum ersten Mal ein Schild sah mit der Aufschrift „Vorsicht – nasser Boden!!“.

Damals fragte ich meinen Bekannten, warum man solche Warnschilder überhaupt aufstelle, denn ich würde doch sehen dass der Boden nass sei. Seine Antwort war kurz: „Versicherungen und Schadenersatz!“

Wenn jemand hinfällt, dann kann man den Betreiber auf eine hohe Geldsumme verklagen. In den USA ist daraus inzwischen ein Sport geworden.

Wir erinnern uns an den Fall von Stella Liebeck. Sie verklagte die Fastfood Kette MacDonalds auf 640 000 US Dollar, nachdem sie heißen Kaffee verschüttet hatte. Aus dieser Haltung erwächst zunehmend eine Verantwortungslosigkeit: Niemand will Verantwortung übernehmen aus Angst vor möglichen Klagen, und so versteckt sich jeder hinter der vermeintlich sicheren Variante. Hinzu kommt eine Verrechtlichungsmanie.

Unsere Sicherheitsparanoia an Flughäfen oder die absurden und undemokratischen Vorkehrungen bei der Terrorismusbekämpfung haben genau mit diesem Mangel an Verantwortung zu tun, denn wenn etwas passiert, ist der Mutige der Schuldige.

Diese Haltung erzeugt auf Dauer eine kollektive Feigheit. Niemand traut sich, und so sperren wir heute unsere Kinder in Klassenzimmern und sorgen uns.
Unser selbstständiges Denken weicht dem Mainstream der Angstmache und unser Blick für Relevanz und Schönheit wird getrübt. Wir blicken auf unsere Welt nur noch
mit Schutzbrille....

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