Ein paar Gedanken von Ranga Yogishwar.
"Unsere Gesellschaft wird zunehmend von Angstszenarien geprägt. Bei der anstehenden Sonnenfinsternis füllen vielfältige
Warnungen die Schlagzeilen: Niemals in die Sonne schauen!! Nur mit
Schutzbrille. Die Energieversorger warnen:“ Droht uns jetzt der
Strom-Blackout?“. Schulkinder dürfen nicht vor die Tür, Eltern sind
besorgt. Unsere Medien warnen so sehr, dass die Sonnenfinsternis zur
herannahenden Bedrohung wird. Schade!
Gestern habe ich ein kleines
Video erstellt um all jenen, die keine Spezialbrille kaufen konnten,
eine Alternative zu bieten: Mit einer Handy-Kamera.
Prompt reagierten manche Medien erneut mit Angst:
Fachredakteure schreiben mich an und fragen: Verbrennt da nicht die
Handy-Kamera?
Offensichtlich scheinen unsere Medien aus der Spirale
der ewigen Panikmache nicht mehr herauszufinden, dabei sind die Sorgen
überzogen:
Beispiel Blackout:
Die Schlagzeilen lauten u.a.: „Droht jetzt der doppelte
Energie-Blackout?“, „Werden die Lichter ausgehen?“,“Testfall für die
Energiewende“ , „Droht Deutschland ein Stromausfall?“
In Deutschland
gibt es inzwischen viele Photovoltaik Anlagen die Strom produzieren.
Die installierte Nennleistung beträgt hierzulande immerhin über 36 000
MW.
Verdunkelt sich die Sonne, dann reduziert sich die eingespeiste
Strommenge und dieser Leistungsabfall könnte – so die Argumentation in
den Schlagzeilen - das Stromnetz schädigen.
ABER:
Der Abfall
geschieht nicht „plötzlich“ sondern über einen längeren Zeitraum. Das
Spektakel dauert hierzulande von dem Beginn der Verfinsterung bis zum
Ende über zwei Stunden! Selbst am Höhepunkt der Finsternis beträgt die
Abdeckung etwa 77% . Das bedeutet die Sonne ist für diesen kurzen Moment
immer noch etwa ein viertel so hell wie sonst. Zudem ist diese
Schwankung sehr genau berechenbar und somit auch kalkulierbar. In
solchen Fällen kann man planen und über das Management von
Stromabnehmern und der Zuschaltung von Reservekapazitäten ist das kein
Problem.
Die Sonne geht schließlich täglich unter, daher gibt es
inzwischen eine Routine, was solche Schwankungen angeht. Fazit: Die
mediale Panik ist unbegründet!
Beispiel Handykamera:
Ja, gebündeltes Sonnenlicht kann Brandschäden verursachen – wer hat nicht als Kind das Experiment mit der Lupe probiert.
ABER: Schauen Sie sich einmal an, wie winzig die Handykamera ist. Der
Durchmesser, je nach Modell, gerade Mal wenige Millimeter. Bei meinem
Handy besitzt die Linse eine Fläche von etwa 1 Quadratmillimeter. Die
Sonne schenkt uns rund 1000 Watt pro Quadratmeter. Oder 0,001Watt pro
Quadratmillimeter. In anderen Worten, die Lichtleistung, die auf den
Chip des Handys fällt beträgt schlappe 0,001Watt – und das reicht nicht
aus, um Schäden zu verursachen. Abgesehen von dieser simplen
physikalischen Überlegung kann man sich auch verdeutlichen, dass unsere
Handykamera, die ohnehin keinen mechanischen Verschluss besitzt, sehr
häufig der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Die
Sonnenfinsternis ist also kein Sonderfall. Ansonsten hätten die
Hersteller ein Problem, denn die Kameras würden beim alltäglichen
Gebrauch reihenweise ausfallen und das tun sie offensichtlich nicht. Die
Sorge vor einer Zerstörung der Handykamera ist also unbegründet.
Natürlich ließe sich diese Liste unbegründeter Panikmache beliebig
erweitern, denn unsere Medien sind voll mit solchen Angstschlagzeilen.
Vielleicht hat sich inzwischen bei uns ein Denken etabliert, das ich
erstmals vor einigen Jahrzehnten in den USA beobachtete. Damals
schüttelte ich den Kopf als ich zum ersten Mal ein Schild sah mit der
Aufschrift „Vorsicht – nasser Boden!!“.
Damals fragte ich meinen
Bekannten, warum man solche Warnschilder überhaupt aufstelle, denn ich
würde doch sehen dass der Boden nass sei. Seine Antwort war kurz:
„Versicherungen und Schadenersatz!“
Wenn jemand hinfällt, dann kann man
den Betreiber auf eine hohe Geldsumme verklagen. In den USA ist daraus
inzwischen ein Sport geworden.
Wir erinnern uns an den Fall von Stella
Liebeck. Sie verklagte die Fastfood Kette MacDonalds auf 640 000 US
Dollar, nachdem sie heißen Kaffee verschüttet hatte. Aus dieser Haltung
erwächst zunehmend eine Verantwortungslosigkeit: Niemand will
Verantwortung übernehmen aus Angst vor möglichen Klagen, und so versteckt
sich jeder hinter der vermeintlich sicheren Variante. Hinzu kommt eine Verrechtlichungsmanie.
Unsere
Sicherheitsparanoia an Flughäfen oder die absurden und undemokratischen
Vorkehrungen bei der Terrorismusbekämpfung haben genau mit diesem Mangel
an Verantwortung zu tun, denn wenn etwas passiert, ist der Mutige der
Schuldige.
Diese Haltung erzeugt auf Dauer eine kollektive Feigheit.
Niemand traut sich, und so sperren wir heute unsere Kinder in
Klassenzimmern und sorgen uns.
Unser selbstständiges Denken weicht
dem Mainstream der Angstmache und unser Blick für Relevanz und Schönheit
wird getrübt. Wir blicken auf unsere Welt nur noch
mit Schutzbrille....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.