Stationen

Dienstag, 24. März 2015

Taedium futile

Da seh sich einer diese Rezension an.

Mir graut davor, dass sie von jungen Leuten gelesen wird, wenn selbst hochgebildete Menschen völlig den Sinn fürs rechte Maß verlieren. Es gibt offenbar Themen, bei denen die Hoffnung, dass Vernunft und gesunder Menschenverstand sich am Ende schon durchsetzen werden, vergeblich ist und auch vergeblich sein muss: wir sind nun einmal davon überfordert. Wir könnten schon froh sein, wenn wir uns mehrheitlich dieser Unzulänglichkeit bewusst wären.

Die hier nicht erwähnte Lingua Reipublicae Democraticae Germaniae war nämlich mindestens genauso zum Kotzen (hoffentlich wird sie nicht auch noch irgendwann von einem Spätheimkehrer beschrieben, der sich einredet, Sternberger/Süßkind nacheifern zu müssen). Die LRFG  hat als erschwerenden Umstand allerdings, dass ihr Zustandekommen auf Dummheit und Freiwilligkeit beruht.
In der Summe haben wir jedenfalls dreimal kläglich versagt. Das sind also nicht mehr nur les deux sans les trois. Wir kriegen offenbar überhaupt nichts auf die Reihe und sind völlig fehl am Platz. Und vor 33, wie war es da? Das Männlein in meinem Ohr sagt mir, dass Lichtmesz und andere Sensibelchen die LRWG als genauso abscheulich empfunden hätten wie die drei Nachfolgemodelle, und dass er und Cumpar' Manfredo sich zu Kaisers Zeiten, zu Gevatter Marxens und Richard Wagners, zu Mendelssohns (Felix wie Abraham), zu Goethens, Megerles, Lutherns, Vogelweides, Widukinds, des Deutschen Notkers, Wulfilas, Arminii... genauso angeekelt weggedreht und die Ohren zugehalten hätten wie heute. Das immerwiederkehrende Konstante sind nämlich Leute wie er und die ganze Bagage seines Entourage (die anderen Sensibelchen, denen es nie je einer recht machen können wird).
Selbst bei einem bilderreichen Tagtraum sind am Ende alle Katzen grau, wenn man nicht von der Grauen Muse loskommt. Aber das ist das genaue Gegenteil dessen, was Klemperer über sich ergehen lassen musste. In seiner Nacht war Sprache noch das Allergeringste, was es galt auszuhalten, und es eignete sich genau deshalb zu identitären Gleichgewichtsübungen und Ablenkungsmanövern, die das Leiden verflüchtigen, abstrahieren und in Bahnen lenken und Begriffe setzen konnte und entfernen konnte, ohne es gänzlich zu verdrängen.

Wenn das intellektuelle EEG erst mal platt ist, dann kann jeder Dreck die Funktion übernehmen, die seit 1830 der Mythos von der flachen Erde innehat.

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