In den vergangenen fünfzig Jahren hat der Rassismus in der westlichen
Welt in einem einzigartigen Maße abgenommen, er ist nicht nur so gut wie
verschwunden, sondern auf autoaggressive Weise invers geworden, er hat
sich gegen den Westen selber gerichtet, aber man dankt es den
selbstkritischen Okzidentlern nicht; je weniger Rassismus existiert,
desto lauter wird das Geschrei über den angeblichen Alltags- und
Struktur-Rassismus, so wie das Geschrei über die schädliche Umweltbilanz
des Automobils immer lauter erklang, je weniger Schadstoffe im
Straßenverkehr frei wurden; angefeuert von westlichen Linken
crescendieren die Diskriminierungs- und Entschädigungklagen, und niemand
soll glauben, dass sie einmal von selbst enden, dass sie sozusagen wie
ein Feuer allmählich ausgehen, sondern im Gegenteil, der Rassismus gegen
die einstigen weißen Herren wird noch seine großen Zeiten erleben, er
wird wachsen und auflodern, seine Agenten werden das Geld, die Habe und
das Land der Nachkommen der einstigen Unterdrücker fordern, und es
werden womöglich auch "Ströme von Blut" (Enoch Powell) fließen.
Eine schwarze Virenforscherin unterstellt jetzt,
die Covid-19-Pandemie könne wegen "weißer Privilegien" und
"systematischer Unterdrückung" der Schwarzen auf einen "Genozid" an
Letzteren hinauslaufen. Ein weiteres
Steinchen wurde so in das Mosaik der Anklageschrift gegen die Weißen gefügt. Auch dies mal wird auf Beweisaufnahme verzichtet.
Die westliche Kultur "ist die einzige, die ihre 'Schuld' anderen
gegenüber eingesteht und obsessiv nach eigener Schuld sucht. Wenn in
anderen Kulturen von kollektiver 'Schuld' die Rede ist, dann fast
ausschließlich im Sinne von Ungehorsam gegenüber Gott oder seinen
Geboten. Dort begreifen die Eliten ihre eigenen Kollektive entweder als
unschuldige Opfer oder als glorreiche Sieger. In Europa hingegen
emergiert die Vorstellung, 'Täter' zu sein und ein
kulturübergreifendes 'Unrecht' begangen zu haben."
Diese
Einstellung "ist zur Achillesferse der westlichen Kultur geworden. Die
westliche Kultur insgesamt steht 'groupes mémoriels' gegenüber, die
überhaupt nicht daran denken, Schuld bei sich selber zu suchen. Unter
Bedingungen einer Globalisierung, die sich gegen den menschenrechtlichen
Universalismus entschieden sträubt – denn sie klagt dessen Klauseln
radikal einseitig nur gegen den Westen ein –, ist es selbstmörderisch
geworden, dieser geistigen Tendenz in unserer Kultur freien Lauf zu
lassen."
Egon Flaig, "Was nottut", Berlin 2019, S. 145/146
"Die Selbstkritik war immer die Stärke der westlichen Tradition. Damit sie nicht zur Schwäche wird, muss an die Stelle der Selbstkritik Wahrhaftigkeit treten". schrieb ich am 15. September 2011
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.