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Dienstag, 7. April 2020

Das hat was

Die Corona-Pandemie hat den seit Langem schwelenden Konflikt zwischen den Generationen aktualisiert. Auf Twitter lässt er sich unter dem Hashtag #BoomerRemover verfolgen. Da herrscht große Freude, dass das Virus eine Arbeit erledigt, die bei den Seniziden Jahrtausende lang in Handarbeit verrichtet wurde.
Das hat schon was: Eine Generation, die einst mit dem Slogan „Trau keinem über 30“ gefahrlos gegen ihre Väter und Großväter rebelliert hatte, ist selbst zur Zielscheibe des generationellen Hasses geworden. Es ist die Generation, die als erste die Familie abschaffen wollte, die die Abtreibung für ein Recht und die Sterbehilfe für einen akzeptablen „stillen Senizid“ hält. Vielleicht hatte Kardinal Christoph Schönborn auch das im Sinn, als er sagte, dass „Gott durch Krisen bei uns anklopft und uns zum Nachdenken einlädt“.
Möglicherweise aber ist die Diskussion über das Alter der Seuchenopfer schon nicht mehr aktuell. Am Montag brachte der „Corriere della Sera“ ein Interview mit Antonio Pesenti, dem Koordinator für Intensivtherapien in der Krisenregion Lombardei. Er stelle fest, sagte Pesenti, dass die Zahl der 40- bis 50-Jährigen unter den Covid-19-Patienten zunehme: „Es ist, als ob das Virus sich in einer ersten Phase die Schwächsten ausgesucht hätte.“ Boris Johnson ist übrigens erst 55.
Eine weitere Nachricht sollte jene interessieren, die Covid-19 immer noch für nicht wesentlich gefährlicher halten als eine saisonale Grippe. Gezählt wurden die Todesfälle, die lombardische Gemeinden jeweils in den ersten drei Märzwochen 2020 und 2019 registrierten. In Bergamo waren das 446 in diesem Jahr gegenüber 98 im Vergleichszeitraum des Vorjahres, in Alzano 62 (9), in Nembro 110 (14), in Caravaggio 50 (6), in Dalmine 70 (18).   Karl-Peter Schwarz

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