Sieferles Opus "Epochenwechsel" (hier sein Gesamtwerk) prophezeite Mitte der 1990er mit
bestürzender Hellsichtigkeit die Konfliktlinien, welche unsere heutige
Welt spalten und auch künftig spalten werden; das posthum erschienene "Migrationsproblem"
beschreibt die Folgen des bis heute nicht korrigierten deutschen
Migrationssonderwegs so luzide und trotz seiner Bündigkeit umfassend wie
kein zweiter Text zum Thema.
Auf der Manuscriptum-Webseite gibt es ein Interview
mit dem Verleger Thomas Hoof, Ur-Grüner, Gründer der "Manufactum"-Kette
und inzwischen wie manch anderer Zurechnungsfähige im heiteren
Hyperboräum* der Reaktion angekommen, aus dem ich zwei Passagen zitieren
möchte:
1. "Es ist klar, daß die 68er funktionell nur die Abräumer
kultureller Barrieren und Grenzsteine gegen die folgende
hedonistisch-industrialistische Expansion waren. Aber man sollte nicht
unterschätzen, daß der politische Kern in Teilen hochaufgeladen war mit
einem heftigen antimperialistischen Affekt, in dem man durchaus auch
einen Nachklang der Ideen von 1914 sehen kann. Insofern kann man die
später massenhaft in den Kissen des Establishments versunkenen 68er für
die eigentlichen Konvertiten halten und nicht die Maschkes, Böckelmanns,
Rabehls, Sieferles u.a."
2. "Wenn Europa zum Invasionsziel für
den männlichen Teil der afrikanischen Überbevölkerung wird, dann gibt es
zwei abzuwägende politische Optionen: a) reaktiv: Europa mit allen zur
Verfügung stehenden technischen Mitteln an den Außengrenzen der EU oder
an den Außengrenzen abwehrwilliger Staaten zu verteidigen, oder b)
proaktiv: Afrika – was ja schon auch von afrikanischen Intellektuellen
gefordert wird – zu rekolonialisieren und für den Fall, daß Europa dazu
zu schwach sein sollte, sich der Hilfe der Chinesen zu versichern."
* Nein, nicht "Hyperborea", dafür sind wir zu wenige
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