Sogar Greta Thunberg muß sich dem Coronavirus geschlagen geben. Die
Klima-Propagandistin hat ihre Aktivitäten ins elterliche Wohnzimmer
verlegt und will nun digital für eine bessere Welt kämpfen. Doch selbst
Thunberg-Nachrichten schlagen keine Wellen mehr. Nur die
Frauen-Zeitschrift Brigitte heuchelt Sorge: „Droht die Bedeutungslosigkeit?“.
Mit dem Bedeutungsverlust kämpft auch Luisa Neubauer, Deutschlands „Fridays for Future“-Heroine.
„(…) einerseits bleibe ich zu Hause, habe Dutzende Termine, Lesungen,
Reisen bis nach dem Sommer gecancelt“, erklärte sie der Frankfurter Rundschau.
Nun gehe es „darum, den Protest einzubetten in eine Erzählung, die
Menschen berührt. Wir haben eine große, unfaßbar starke politische Masse
in Deutschland, die bereit ist, sich zur Wehr zu setzen, sei es gegen
rechts außen oder die Klimakrise oder jetzt auch gegen diese Pandemie.“
Die Bewegung ist alles, das Ziel austauschbar. Doch halt, nicht ganz.
Im Kampf gegen den Klimawandel oder gegen Rechts ist der apokalyptische
Grusel- in Wahrheit ein Spaß-Faktor. Bei Corona dagegen könnte es ernst
werden. Vor die Wahl gestellt, sich im umweltschonenden öffentlichen
Nahverkehr vielleicht zu infizieren oder im privaten PKW gesund zu
bleiben um den Preis, den Klimawandel voranzutreiben, siegt sogar bei
Umwelt-Karrieristen der Überlebensinstinkt.
Schwere Zeiten sind auch für den Feminismus und Genderismus
angebrochen: „Gibt es unter Virologen eigentlich auch Frauen oder ist
das ein rein männlicher Ausbildungsberuf?“, twitterte eine halbwegs
bekannte Journalistin – und erntete Hohn und Spott von ihrer Gemeinde.
Erstens sei das kein Ausbildungsberuf, sondern ein Spezialbereich der
Medizin. Zweitens gäbe es hochqualifizierte Virologinnen, doch weil sie
mit ernsthafter Arbeit beschäftigt seien, hätten sie keine Zeit für
dumme Fragen, lautete der Tenor. Genauso wenig übrigens wie ihre
männlichen Kollegen, die sich ebenfalls nicht empören, weil durchweg von
„Krankheitserregern“, doch nie von „Krankheitserregerinnen“ die Rede
ist.
Noch ärger hat es die linksradikale Feministin und Ökosozialistin Jutta Ditfurth
getroffen. Nicht genug damit, daß ihre Themen antiquiert erscheinen,
mußte sie ihre Twitter-Gemeinde auch um finanziellen Beistand angehen:
„Ich schaff’s nicht ohne Eure Hilfe. Erst wochenlang grippekrank, jetzt
3. Tag Covid19. Durch Corona alle 15 Jobs bis Juni verloren (Vorträge,
Lesungen).“ Natürlich war es bösartig und ungehörig, ihr zur
Kompensation des Verdienstausfalls das Spargelstechen zu empfehlen, doch
die Häme ist das Echo ihrer eigenen bösartigen Rhetorik.
Außerdem konfrontiert die Pandemie sie konkret mit den Konsequenzen
sowohl ihres Lebensentwurfs als auch ihres politisch-ideologischen
Programms. 1988 erklärte die damals 36jährige, ihre zwei Abtreibungen
seien für ein „lustvolles, knapp zwanzigjähriges Geschlechtsleben
relativ wenig“. 2015 beschwerte sie sich über die „auf verrückte Weise
niedrige Zahl“ der Abtreibungen, die sie auf gesellschaftliche
Repression zurückführte. Jetzt fehlen der mittlerweile 68jährigen, die
keine Mutter und Oma werden wollte, die Kinder und Enkel, die ihr unter
die Arme greifen. Natürlich wird Ditfurth ihre politische Haltung nicht
mehr ändern, denn in ihrem Alter hieße das, einen Lebensirrtum
einzugestehen. Doch selbst für ihre Anhänger dürfte ihr ein Zacken aus
der Krone gebrochen sein. Für ihre Gegner ist sie künftig weniger ein
Streitfall als ein Fall für die Seelsorge.
Die lange Zeit gottgleich verehrte Globalisierung zeigt nun ihre
lebensgefährliche Kehrseite. Vom romantisch beschworenen EU-Europa
bleibt übrig, was vor hundert Jahren in Versailles beschlossen wurde:
Deutschland muß zahlen! Das Loblied auf die bunte, vielfältige
Gesellschaft ist merklich leiser geworden. Wenn überhaupt, registrieren
die Medien die Berichte aus den Pariser Banlieues weit hinten. Dort
ignorieren diverse Gruppen die Quarantäne-Vorschriften, und die Polizei
erklärt sich machtlos.
Auch in Deutschland geht der Zerfall des öffentlichen Raums in
Segmente unterschiedlichen Rechts weiter. Wenn sich in Berlin vor einer
Moschee 300 Gläubige versammeln und dem Kontaktverbot trotzen, wird das
zum Werk von „Provokateuren“ herabgestuft, was an jugendliche Halbstarke
denken läßt. In Wahrheit wird Macht zelebriert: Souverän ist, wer den
staatlichen Ausnahmezustand ignoriert, ohne Sanktionen fürchten zu
müssen.
Ein Verhaltensmodell, das sich auf weitere Bereiche übertragen läßt.
Das Wort „Triage“ klingt politisch korrekter als „Selektion“, doch genau
darum geht es bei der Entscheidung, welcher Kranke bei einer begrenzten
Zahl von Beatmungsgeräten am Leben gehalten wird. Ein 30köpfiger
Familienclan, der im Krankenhaus vorstellig wird, könnte leicht für
Entscheidungshilfe sorgen.
Die Corona-Krise markiert vielleicht keine Wende, doch immerhin ein
retardierendes Moment, in dem sich die geringe Halbwertzeit und
Belanglosigkeit der gesellschaftspolitischen Debatten erweist, deren
Wortführer so getan haben, als drehten sie sich um die letzten Dinge.
Die Diskurse implodieren, sie fallen lautlos in sich zusammen. Corona
wird damit zum Purgatorium für die Antidiskriminierer, die Diversitäts-,
Gender-, Extremismus- und Friedensforscher, die
Vergangenheitsbewältiger, die Kommunikations- und Medienwissenschaftler,
die Journalisten, Intellektuellen, für das ganze klebrige Geflecht aus
Gremien, Lehrstühlen, Stiftungen, Kommissionen, Beauftragtenwesen, das
sich über die öffentliche Meinungsproduktion gelegt hat.
Ein besonders eindrucksvolles Dokument thematischer und
intellektueller Nichtigkeit hat kürzlich der Soziologe Matthias Quent
vorgelegt. Quent wird als „Gründungsdirektor des Instituts für
Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena“ vorgestellt und gilt den
Medien als Bezugsgröße in Sachen Rechtsradikalismus, Radikalisierung und
Haßkriminalität. In einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung Die Zeit
analysierte er Mitte März die vermeintlichen Zusammenhänge zwischen
Rechtsradikalismus und der Corona-Pandemie. Dankenswerterweise faßte die
Redaktion den Aufsatz in zwei Sätzen zusammen: „Sie fordern
Grenzschließungen, horten Lebensmittel und träumen vom Ende der
Demokratie: Wie Rechtsradikale versuchen, die Corona-Pandemie für ihre
Ziele zu nutzen.“
Hinzuzufügen wäre allenfalls, daß Quent unter Berufung auf den
amerikanischen Historiker Timothy Snyder die „apokalyptische Propaganda“
als Vorbereitung zum Holocaust ausmacht. Der Text war kaum erschienen,
als er schon ad absurdum geführt wurde: Die Grenzen waren geschlossen,
normale Bürger wurden zu Preppern, die Lebensmittel und Toilettenpapier
horteten, und im Grundgesetz nicht vorgesehene Virologen präjudizierten
die Politik.
Der Aufsatz ist ein Beispiel dafür, wie die öffentliche Meinung
weitgehend von substanzlosen Schwätzern bestimmt wird, die durch
realitätsfremde Themensetzung schweren gesellschaftlichen Schaden
anrichten. Dieses Prekariat im Geiste ist jetzt tief besorgt, daß seine
Inkompetenz und Irrelevanz offenkundig wird und materielle Folgen hat.
Als systemrelevant, als „Helden des Alltags“, werden jetzt Menschen
herausgestellt, auf die die politisch-mediale Funktionselite lange keine
Rücksicht nehmen zu müssen glaubte und die bei Widerspruch als
beschränkte Spießer verhöhnt und gedemütigt wurden. Nun erkennen die
Kanzlerin und der Bundestag parteiübergreifend an, daß es schlecht
bezahlte Ärzte, Kranken- und Altenpfleger, Verkäufer, Bus-,
Kraftfahrzeug- und Zuglenker sowie Polizisten beiderlei Geschlechts
sind, die das Land „buchstäblich am Laufen halten“. (Angela Merkel).
Zahlreiche Bundeswehr-Reservisten sind umgehend und ohne Aufhebens dem
Ruf der Verteidigungsministerin gefolgt und haben sich zum Dienst in
medizinischen Einrichtungen gemeldet. Für die Verwalter der Großdiskurse
waren in der Vergangenheit die „Soldaten sind Mörder“-Schreier stets
die interessanteren Figuren gewesen.
Falls die Corona-Krise dazu führt, daß die öffentlichen
Kommunikationskanäle gereinigt werden, hätte sie wenigstens einen
positiven Nebeneffekt gehabt. Hinz
Die Krankheitserregerinnen schweigen also, aber Heiko Maas kann seinen Mund nicht halten.
Australien hat jetzt eine unabhängige Untersuchung des weltweiten Umgangs mit der Corona-Krise gefordert, meldet dtoday.de.
Auch das Vorgehen der Weltgesundheitsorganisation WHO müsse auf den
Prüfstand, habe Außenministerin Marise Payne dem öffentlich-rechtlichen
Sender ABC am Sonntag gesagt. Zudem müsse das Krisenmanagement der
chinesischen Regierung zu Beginn des Ausbruchs untersucht werden, hieß
es weiter. Die australische Regierung wolle Details über den Ursprung
des Virus, den Umgang mit der Pandemie und die Transparenz bei der
Informationsweitergabe wissen.
Als US-Präsident Donald Trump der WHO kürzlich Missmanagement in der
Corona-Krise vorwarf und die US-Zahlungen an die UN-Einrichtung gestoppt
hatte, wurde er dafür von EU- und insbesondere deutschen Politikern,
wie Außenminister Heiko Maas (SPD), hart kritisiert (siehe hier). Man solle sich jetzt in der Krise hinter die WHO stellen hieß es.
Nach der Meldung von dtoday.de
habe Außenministerin Payne hingegen erklärt, dass Australien diese
Bedenken teile. Sie sei „nicht sicher“, ob die WHO die geforderte
Überprüfung leiten sollte. „Das kommt mir vor, als würde man den Bock
zum Gärtner machen“, habe die Ministerin wörtlich erklärt. Australien
sei es gelungen, die Ausbreitung des Virus im Land einzudämmen, weil es
sich teilweise nicht an die WHO-Empfehlungen gehalten habe, habe
Gesundheitsminister Greg Hunt ergänzt. Australien war eines der ersten
Länder weltweit, das ein Einreiseverbot für Reisende aus China verhängt
hatte, obwohl dies von der WHO damals „erheblich“ kritisiert wurde. Das
Vorgehen der WHO bei der Bekämpfung von Krankheiten wie Polio, Masern
und Malaria sei gut gewesen, aber ihr Umgang mit der Corona-Pandemie
„hat der Welt nicht geholfen“, habe Hunt hinzugefügt.
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