1. Volk ist eine metaphysische Kraft, ein lebendiges Wir-Ich, ein Werdewesen, das – unabhängig von Staat und Individuum – ein ursprüngliches Lebensrecht besitzt und einen selbständigen Anspruch auf Würde erhebt.
2. Volk ist eine gewachsene Gesamtpersönlichkeit, die von einem Volksgeist (Herder) bestimmt ist und als »lebendig leiblicher ausdruck einer gesamt-seele« (Karl Wolfskehl) Gestalt annimmt. Diese geistige Verfaßtheit und diese seelische Widerstandskraft sind es, die ein Volk im Innern zusammenhalten.
3. In den Wechselfällen der Geschichte kann ein Volk nach außen nur Bestand haben, wenn es eine politische Einheit verkörpert. Diese politische Einheit hält Belastungen nur stand, wenn das Volk in Form gehalten wird von synergetischen Elementen, mit denen die griechische Antike den Terminus ethnos und die Staatslehren von Hermann Heller und Carl Schmitt den Begriff Homogenität verbanden. Dessen entscheidende politische Potenz verdichtet sich – unbeschadet der im einzelnen noch zu beschreibenden (s. Ziff. 4) Wesensmerkmale – klassisch in der nicht zufällig angelsächsischen und ganz unwissenschaftlichen Formel: »It goes without saying.«
4. Zu den einen unverkennbaren Volkscharakter formenden Faktoren zählen als bedeutendste die gemeinsame Abstammung, die gemeinsame Sprache und ein gemeinsam beherrschtes und durch Grenzen gesichertes Territorium. Daneben wird die Identität eines Volkes aber auch bestimmt von einem gemeinschaftlich durchlebten historischen Schicksal, von Übereinstimmungen in Religion, Kultur, Sitte sowie von Mythen, die ein gesundes Volk in Nationaldenkmälern, Festtagen, Hymnen, Heldensagen und Volksliedern wachhält.
5. Volk ist kein kristallener Block, sondern ein semi-permeables Gebilde, bei dem es laufend – etwa durch Geburt, Tod, Ein- und Auswanderung – zu Ein- und Ausvolkungen kommt. Hierdurch verändert sich die Zusammensetzung des Volkes stetig; so wie man nach Heraklit nicht zweimal in denselben Fluß steigen kann, so sieht ein Fremder, der ein Land zu verschiedenen Zeitpunkten bereist, immer auch ein anders modifiziertes Volk. Solange dessen Substanz keinem disruptiven Umvolkungsprozeß ausgesetzt wird, solange das Volk also seine wesentlichen Charaktereigenschaften bewahrt, bleibt es trotz der vorbeschriebenen Wandlungen dasselbe Volk.
6. Ein Volk stellt nicht nur die Verbundenheit der im Hier und Jetzt Lebenden dar. Zu den Kernmerkmalen eines Volkes gehört die Empfindung einer Zusammengehörigkeit, die die Generationen umgreift. Ein freies Volk räumt den Toten wie den Ungeborenen ein mittelbares Stimmrecht ein: Ein Volk ist »die erhabene Gemeinschaft einer langen Reihe vergangener, jetzt lebender und künftiger Generationen, die alle in einem großen, innigen Bündnis auf Leben und Tod zusammenhängen« (Adam Müller). Nach dieser ungeschriebenen Übereinkunft muß die gegenwärtige Lebensform der Zeitgenossen sowohl mit dem Erbe der Ahnen (Fortleben ihrer Werke) als auch mit dem zukünftigen Sein der Nachfahren (Erhaltung der – nicht nur ökologischen – Lebensgrundlagen) harmonieren.
7. Entgegen der Behauptung des Bundesverfassungsgerichts zählte der ethnische Volksbegriff nicht zu den zentralen Prinzipien des Nationalsozialismus. Der Zentralbegriff des Nationalsozialismus war Rasse und nicht Volk. Soweit die NS-Ideologen nach 1933 Worte wie Volk, Volksgemeinschaft, Volksgenosse, völkisch usf. weiterverwendeten, waren diese rassebiologisch ausgehöhlt und zudem sozialdarwinistisch aufgeladen. Bis zum bitteren Ende, bis zu dem Schlußsatz seines politischen Testaments vom 29. April 1945, in welchem er seinen Nachfolger »zur peniblen Einhaltung der Rassegesetze« verpflichtete, verstand sich Adolf Hitler als ein Politiker, »der doch nur an die Rasse glaubte und dem 1945 das Schicksal der Deutschen vollständig gleichgültig war« (Günter Maschke).
8. Die auf die Aufklärung zurückgehende, in Deutschland seit 1945 forciert gepredigte Antinomie zwischen Volk und Individuum ist ein lebensfeindliches Konstrukt. Tatsächlich benötigt ein selbstbestimmtes Volk nichts dringlicher als frei, unabhängig und verantwortungsvoll handelnde Individuen; und der einzelne wiederum entfaltet seine Persönlichkeit, seine Individualität gerade dadurch, daß er sie freiwillig in den Dienst einer höheren Sache als seiner selbst, in den Dienst der Sache des Volkes stellt. In einer solcherart synthetisierten Volksliebe überwindet der einzelne seinen zentrifugalen sacro egoismo und findet als ein sich zentripetal auffassendes zoon politikon innere Erfüllungin der Bezogenheit seines Lebens zu dem eigenen Volk.
9. Diesem Weltbild entspricht ein (ein)gebundener Freiheitsbegriff, bei dem der Blick des einzelnen auf das Ganze gerichtet ist und bei dem nicht die Frage Freiheit wovon?, sondern die Frage Freiheit wozu? im Vordergrund steht. Im Gegensatz zu liberalistischen Anschauungen, bei denen die »entfesselte Freiheit […] den allgemeinen Kehraus aller höheren Gültigkeiten« feiert (Nicolai Hartmann), überwindet die idealistische Vorstellung von Freiheit solche Ichverpanzerungen und bahnt damit erst den Weg für echte Freiheit: Die Beschränkung der Freiheit des einzelnen, seiner Triebe und seiner Willkür ist »schlechthin die Bedingung, aus welcher die Befreiung hervorgeht, und Gesellschaft und Staat sind die Zustände, in welchen die Freiheit vielmehr verwirklicht wird« (Hegel).
10. Zur Nation reift ein Volk heran, sobald es einen Machtanspruch anmeldet, sobald es den Willen entwickelt, als Nation eine historische Aufgabe zu erfüllen. Als »Makroanthropos und potenziertes Individuum« (Novalis) zieht die Nation ihre Identität, ihre Kraft aus geheimen mythischen Quellen und aus einem raumbeherrschenden Wir-Bewußtsein, das nach außen für »Selbstbehauptung und Anerkennung« (Bernard Willms) bürgt. Die Nation steht nicht nur für die Eigenständigkeit, sondern auch für die Ausgezeichnetheit dieses Wir. Zu einem intakten Nationalbewußtsein gehört immer auch eine Prise an überschießender Selbstsicherheit, die, ist sie durch politische Intelligenz geerdet, mehr nützt als schadet.
11. Verbindet man mit Volk vor allem die mütterlich geprägte Herkunft, so steht die Nation eher für die väterlich angestrebte Zukunft. Im Gegensatz zu der historisch häufig passiven Rolle des Volkes besteht das Wesen der Nation gerade darin, daß sie ihr Schicksal aktiv formt: »Völker erleben Geschichte. Sie erfahren und erleiden sie und werden durch sie erst geschaffen – Nationen aber sind Geschichte.« (Heinrich Jordis v. Lohausen)
12. Der Staat ist Ausdrucksform des politischen Willens eines Volkes; er ist die »organische Erscheinung des Volkes« (Savigny) und das »Organ der Nation« (W. v. Humboldt). Im Gegensatz zu dem Nachtwächterstaat (Lassalle) des Liberalismus, bei dem allein die Rechtsgüter des bourgeois und deren Schutz durch den Staat im Vordergrund stehen, versteht sich der wahre Staat als ein Volk im Zustand politischer Einheit, also als »eine in sich befriedete, territorial in sich geschlossene und für Fremde undurchdringliche, organisierte politische Einheit« (Carl Schmitt).
13. Die von Hegel geprägte Formel von dem Staat als der »Wirklichkeit der sittlichen Idee« und die hierauf seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgehende Überschätzung des Staatsgedankens gegenüber Volk und Nation war notwendig, um Deutschland aus seiner von Kleinstaaterei gekennzeichneten historischen Objektrolle zu befreien und im Zuge der 1871 vollzogenen Reichsgründung zu den Standards souveräner Staaten wie Frankreich, Großbritannien und anderer aufzuschließen.
Diese für einen historischen Moment gerechtfertigte Absorption von Volk und Nation durch den Staat hat sich indes bereits im Kaiserreich, erst recht nach den verlorenen Kriegen des 20. Jahrhunderts, in eine gefährliche, weil volksabgehobene Staatsvergötterung verwandelt: »Wie ein neuer Leviathan droht der Hegelsche Staat die ursprünglich volkhaften Kräfte, aus denen er sich entfaltet hat, zu überdecken und zu erdrücken.« (Ernst Rudolf Huber)
14. In der bundesdeutschen Elementarteilchenrepublik, die nicht nur vom Volk nichts wissen will, sondern zwischenzeitlich sogar dessen Existenz leugnet, hat sich der Staat zu einer monströsen, omnipräsenten Apparatur entwickelt. Diese beherrscht den einzelnen, der von vermittelnden Gewalten wie Familie, Gemeinde und Genossenschaft kaum oder nicht mehr geschützt wird, in einer noch nie dagewesenen Totalität.
Neuerdings wird diese Unterwerfung des Bürgers unter den im smarten Infotainmentdreß daherkommenden Obrigkeitsstaat auch optisch durch Vermummungsbefehle dokumentiert, die das Angesicht und die Würde des Deutschen beschädigen. Diese Maskentyrannei kann nicht zuletzt deswegen so hemmungslos durchregieren, weil sie auf eine mehr und mehr vergreisende Gesellschaft trifft, die in einem zerrütteten Verhältnis zu der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens steht und allen Ernstes der Auffassung zu sein scheint, ausgerechnet ihre mitunter bizarren Lebensformen verdienten eine Art Ewigkeitsgarantie.
15. Nietzsches Dystopie von dem Staat als dem »kältesten aller kalten Ungeheuer«, dem Staat als der »fressenden Fackel des Menschengeschlechts« nimmt in unseren Tagen psychopolitische Gestalt an: Nach jahrzehntelanger staatlich kanalisierter Meinungslenkung geht die neudeutsche »Republik ohne Volk« nunmehr zur unmittelbaren Angststeuerung des Individuums über. Als medial außengesteuerter Masseneremit, als ohnmächtiger Digitalfetischist geht dem isolierten und auf sich zurückgeworfenen Individuum von vorneherein jegliche Möglichkeit ab, zusammen mit anderen den Allmachtsphantasien eines Staates entgegenzutreten, »der es uns allen gründlich besorgt und uns allen gleichermaßen das Fell über die Ohren zieht und unsere Haut brennt und stempelt« (Gottfried Benn).
16. Diese stetig wachsende, den Bürger entmündigende und die Nation demütigende Übermacht des Staates konnte nur entstehen, weil sich die Deutschen der BRD nicht mehr als Volk begreifen. Der erste Schritt zur Brechung dieser zwischen Niederschlesien und Ostfriesland obszön aufgeblähten Staatsmacht ist daher die Rückbesinnung auf die Eigenständigkeit des Volkes. Erst wenn dieses wieder das Bewußtsein und den Willen entwickelt, sich selbst zu behaupten und dem fatalen Volksbeseitigungsräderwerk in die Speichen zu greifen, besteht Hoffnung, die Krake Staat in ihre Schranken zu weisen.
17. Die Rückgewinnung politischer Handlungsfähigkeit steht und fällt mit der schmerzlichen Einsicht, daß es ohne die Verabschiedung des soziologischen Typus des bourgeois kaum gehen wird. »Das Volk der Bundesrepublik ist keine Nation, sondern eine bürgerliche Gesellschaft« (Golo Mann), und wenn es nicht gelingt, den in seinem Materialismus, in seinen Eitelkeiten und in seinen Lebenslügen eingemauerten BRD-Bürger, der weder dienen noch herrschen will, durch den dem Volk verpflichteten und für die Nation verantwortlich handelnden citoyen zu ersetzen, ist an einen Neuanfang der Deutschen nicht zu denken.
18. Daneben gilt es jenem unseligen Kosmopolitismus adieu zu sagen, durch den in Deutschland, einem von zwei verheerenden Dreißigjährigen Kriegen (1618 – 1648 und 1914 – 1945) niedergeworfenen Land, die unbefangene, in anderen Völkern ganz selbstverständliche Voreingenommenheit für das Eigene versperrt wird: »Wer Fremden nachäfft, wie weit er es auch bringe, offenbart immer eine nichtige Eitelkeit oder einen hündischen Sklavensinn.
Wie wir uns achten, werden wir geachtet werden: in deutscher Kraft, in deutschem Ernst, in deutschem Sinn und deutscher Treue ist uns gegeben, groß und verehrlich zu scheinen […]. Wer sich selbst verläßt, der wird verlassen; das Volk, das an sich verzweifelt, an dem verzweifelt die Welt, und die Geschichte schweigt auf ewig von ihm.« (Ernst Moritz Arndt)
19. Ebenso zu beenden ist die Vergangenheitsbewältigung und damit die von ihr unablässig befeuerte, sich moralisch wähnende Pseudoüberlegenheit des gelernten BRD-Bürgers über seine braunen Vorfahren. Wenn die Deutschen als Volk noch eine Zukunft haben wollen, dann muß dieser pausenlos bespielte, geschichtspolitisch-zivilreligiöse Klangraum sofort abgeschaltet werden. Ein solcher Negativpatriotismus, ein solch absurder Minusnationalsozialismus steht dem emotionalen Zugang zum Eigenen im Wege, ohne den kein Volk auskommt.
20. Grundvoraussetzung für eine Erhebung des Volkes ist dessen
rückhaltlose Identifizierung mit sich selbst, mit dem eigenen Herkommen
und mit der zu sichernden Zukunft der Kinder und Enkel. Erst ein solcher
ungebrochener ethnischer Fundamentalismus, erst ein solches seelisches
Widerlager »Right or wrong, my country« eröffnet die Chance für eine
deutsche Renaissance, die in den Stürmen der kommenden Jahrzehnte
zugleich die einzige Überlebenshoffnung für unsere europäische Heimat
darstellt. Thor von Waldstein
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