Stationen

Sonntag, 4. April 2021

Gardiner spielt Mendelssohn, als einer der wenigen, so wie's sich gehört

Welch ein Glück, dass Vati so ungebildet war! Er liebte an Mendelssohn, dass er so deutsch war. Er hasste an Carl Orff, dass er so jüdisch war. Ohne diese irrsinnigen Widersprüche wäre es für mich noch schwieriger gewesen, dem entsetzlichen Durcheinander an verlogenen Schutzbehauptungen zu entrinnen, die in unserer Familie kursierten.

Immer mehr Interpreten haben - nach einer langen Zeit, in der seine Kompositionen verstaubt wirkten, weil sie gedanken- und lustlos gespielt wurden - seit etwa 15 Jahren endlich begonnen, Mendelssohns Werke angemessen aufzuführen. Auch das ist eine Erleichterung. 

Vati hatte übrigens recht mit seiner Empfindung, Mendelssohn sei sehr deutsch. Am deutichsten hört man es in "Oh Täler weit, oh Höhen". Aber er ist auch sehr jüdisch. Ähnlich wie bei Heine (und Broder! und Noll!) fanden deutsche und jüdische Empfindsamkeit zueinander. 

Zu Ostern soll man immer wieder Pirandellos "Pasqua di Gea" und Goethes "Faust" lesen!

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