"Liebe Mitglieder und Förderer der Alternative für Deutschland,
da ich einige Anfragen zu den Presseberichten über meine gestrige Rede auf dem Landesparteitag in Gießen erhalten habe, möchte ich allgemein darüber informieren, dass diese Meldungen falsch sind. Es trifft nicht zu, dass ich Herrn Hitzlsperger für sein "Coming-Out" kritisiert habe. Vielmehr habe ich die Medien kritisiert, als ich über unser Parteimotto "Mut zur Wahrheit" sprach.
Ich habe in meiner Rede kritisiert, dass die Medien zwei Tage lang Herrn Hitzlsperger wegen seines "Muts" gefeiert haben. Ich habe gesagt, dass zwölf Jahre nach Wowereits Coming Out und nachdem man sich längst an einen schwulen Außenminister gewöhnt hatte, ich keinen besonderen Mut darin erkennen kann, wenn jemand öffentlich zu seiner Homosexualität steht. (Das haben Zehntausende vor Hitzlsperger getan, darunter auch viele Parteifreunde.)
Ich habe gesagt, dass Hitzlsperger Mut zur Wahrheit bewiesen hätte, wenn er sein Coming Out damit verbunden hätte, auch die Bedeutung von Ehe und Familie zu würdigen, weil diese Verfallserscheinungen aufweisen, die ungern thematisiert werden. Ich habe darauf hingewiesen, dass Ehe und Familie immer mehr zersetzt werden - durch hohe Scheidungsraten und die Verantwortungslosigkeit von Vätern, die die Mütter ihrer Kinder als überlastete Alleinerziehende zurücklassen. Ich habe die Medien kritisiert, weil sie auf "Gesichter" und deren individuelle Situation ein überproportionales Gewicht legen, während die gesichtslose Masse wenig Beachtung erfährt. Ich habe dafür plädiert, dass die AfD die Partei der Gesichtslosen wird, der Kinder, Mütter, Steuerzahler und ernsthaft politisch Verfolgten.
Es ist bezeichnend, dass die Medien die Kritik an den Medien überhört haben und in eine Kritik an Hitzlsperger umgemünzt haben. Ich habe übrigens ausdrücklich betont, dass ich keine Kritik an Hitzlsperger übe. Ich habe im Gegenteil sein soziales Engagement lobend erwähnt. Und selbstverständlich habe ich mich in keiner Form homophob geäußert.
Neben der Familienpolitik habe ich über zwei andere Aspekte von Mut zur Wahrheit gesprochen: Ich habe betont, dass es völlig legitim ist, über die Zuwanderung in unsere Sozialsysteme zu reden, und dass es ebenso legitim ist, über spezifisch deutsche Interessen in der Europapolitik zu reden, solange beides sachlich, abgewogen und weder aufbauschend noch gar hetzerisch erfolgt. Familienpolitik, Zuwanderungspolitik und Europapolitik sind große und wichtige Themenfelder für die Zukunft unseres Landes. In den Medienberichten, die ich bislang gesehen habe, waren diese Passagen meiner Rede der Presse kaum einer Erwähnung wert. Die Presse berichtet über meine angeblichen Bemerkungen zu Hitzlsperger und bestätigt damit genau die Kritik an der Presse, die ich geübt habe.
Bei dem im übrigen sehr friedlichen und konstruktiven Parteitag in Hessen fand die Aussprache zu den Querelen der vergangenen Wochen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dass der Parteitag dies demokratisch mit großer Mehrheit beschloss, fand die Presse "undemokratisch".
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Bernd Lucke
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