Scherle: Ich möchte
eine Kirchengemeinschaft, in der sich Kirchen unterschiedlicher
Traditionen gegenseitig anerkennen. Einfach ist das nicht. Wir haben aus
theologischen Gründen nun einmal ein anderes Kirchenverständnis als die
Katholiken, eine andere Vorstellung davon, wie der Mensch vor Gott
steht, eine andere Individualethik.
Eltz: Und wenn wir von
dort aus nach unseren Ursprüngen fragen, dann werden wir uns wieder
treffen, aber eben nicht in versöhnten Kirchen, die institutionell
voneinander unabhängig sind, sondern in einer gemeinsamen Kirche mit
lebendigen Verschiedenheiten.Scherle: Ja, ja, wir sollen zurückkommen nach Rom.
Eltz: (lacht) Mein Langzeitprojekt ist die theologisch begründete Delegitimierung evangelischer Kirchlichkeit durch die Integration reformatorischer Elemente in die katholische Kirche. Zum Beispiel ist das „Priestertum aller Gläubigen“ so katholisch wie es evangelisch ist.
Scherle: Im Ernst?
Eltz: Ja, sicher! Die zentrale Gestalt der Kirche ist der Laie, der zum Gebrauch seiner Gaben gekommen ist, nicht der geweihte Priester, der ihm dabei behilflich sein soll. Zu meinen, bei uns würden die Hierarchen auf dem Schild durchs Dorf getragen, ist ein Missverständnis, das überwunden werden muss.
Scherle: Aber es ist doch so, dass die Menschen nach katholischem Verständnis zum Heil die Priester brauchen. Wir brauchen sie nicht.
Eltz: Ihre Kirche braucht die priesterlichen Dienste auch – in der Verwaltung der Sakramente und der Verkündigung des Wortes Gottes.
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