Hans-Olaf Henkel - aus gegebenem Anlass
aus gegebenem Anlass zum falschen Bericht des deutsch-türkischen Journals:
Im Internet wird über meine Position
zum Beitritt der Türkei in die E.U. spekuliert. Um es zu klären, hier
meine Position.
Mit dem Beitritt der Türkei in die EU ist das so wie mit dem Euro: Nicht ich habe meine Meinung geändert, sondern die Politik.
Euro: Hätte sich die Bundesregierung an die alten Maastricht-Regeln
gehalten, hätten wir keine Eurokrise, und ich wäre wohl immer noch für
den Euro. Ich erinnere daran, dass ich schon früh (noch als
BDI-Präsident) vehement und öffentlich gegen die zu frühe Aufnahme
Griechenlands und die Verletzungen des Maastricht-Vertrages durch die
Rot-Grüne Bundesregierung protestierte. Als die Bundesregierung im Mai
2010 dann auch noch die „No-Bail-Out-Klausel“ kippte und damit die
Brandmauer zwischen deutschen Steuerzahlern und ausgabefreudigen
Politikern im Süden zum Einsturz brachte, war der Euro für mich
endgültig „erledigt“.
Mitgliedschaft der Türkei in der E.U.:
Mit der Mitgliedschaft der Türkei in der E.U. ist das ebenso: Als ich
mich vor 15 Jahren dafür aussprach, war die Türkei zwar noch weit
entfernt, aber immerhin auf einem guten Wege in Richtung „meines“
Sympathischen Dreiecks: Marktwirtschaft, Menschenrechte und Demokratie.
Gleichzeitig, und das ist wichtig, habe ich mich gegen eine weitere
Vertiefung der E.U. und für die Beschränkung der E.U. vor allem auf
einen Binnenmarkt unter Einschluss anderer europäischer Länder und der
Türkei ausgesprochen.
Um es klar zu machen: Die Bedingung war
einerseits die „Europäisierung“ der Türkei im Sinne des o.a. Dreiecks,
andererseits eine E.U. bestehend aus souveränen Staaten mit klarer
Beschränkung auf einen gemeinsamen Binnenmarkt. Dies ist übrigens heute
noch die Position der britischen Regierung.
Beide Bedingungen
sind heute nicht mehr gegeben, und deshalb bin ich, wie wohl auch die
Mehrheit der Mitglieder der AfD, gegen eine Mitgliedschaft der Türkei in
der E.U. Wie beim Euro auch, bin nicht ich, sondern die Politik ist in
eine andere Richtung marschiert: Einerseits wurde und wird weiter als
Nebenprodukt von zahlreichen Eurorettungspaketen die galoppierende
Zentralisierung und Harmonisierung in der E.U. betrieben, andererseits
hat sich die Türkei seit Erdogan selbst in eine ganz andere Richtung
entwickelt: Die Demokratie wird immer mehr ausgehöhlt, die
Pressefreiheit beschnitten, die Menschenrechte (vor allem die der
Frauen) durch die zunehmende Islamisierung immer öfter verletzt. Auch
als langjähriges Mitglied von Amnesty International hat mich die interne
Entwicklung in der Türkei enttäuscht. Dazu kommt, dass sich auch die
Wirtschaft in der Türkei zunehmend mit staatlichen Eingriffen und
Korruption auf breiter Ebene von europäischen Standards entfernt hat.
Die durch die türkische Justiz gerade aufgedeckten Korruptionsskandale,
die massive Versetzung unbotmäßiger Polizisten und ermittelnden
Justizbeamten sagt alles. Türkei marschiert in Richtung Islam und nicht
etwas in Richtung Europa. Dabei sollten wir sie nicht aufhalten.
Ich lege schon Wert darauf klarzustellen, dass ich weder beim Thema
„Euro“ noch beim Thema „EU-Beitritt der Türkei“ meine Meinung geändert
habe. Es war die Politik, die die Voraussetzung jeweils über den Haufen
geworfen hat.
Viele Grüße
Ihr Hans-Olaf Henkel
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