Vor über 850 Jahren ist die Stabkirche von Urnes gebaut worden. Auf einem besonderen Platz. Man nimmt an, dass hier bereits früher ein heidnisches Heiligtum gestanden hat. Diese Kirche ist nicht unbedingt typisch - keine Drachenköpfe, keine rätselhaften vorchristlichen Masken. Ihre Bögen und Kapitelle erinnern eher an eine romanische Basilika aus Stein. Die Vorbilder stehen in Rom, Ravenna oder Avignon, nicht in Skandinavien. Was die kleine Kirche einzigartig macht, sind ein Portal und einige Wandplanken. Sie stammen von der Vorgängerkirche, die gerade hundert Jahre alt war, als man sie aus unbekanntem Grund abriss. Beim Bau der neuen Kirche wurden Bauteile der alten verwendet. Ihr Schnitzwerk ist einmalig, und der Name Urnes-Stil bezieht sich heute auf alle Arbeiten des Mittelalters, in der man diese Art von ineinander verschlungenem Getier und Gewächs wiederfindet. Nie jedoch in solcher Vollendung wie am Nordportal der Stabkirche von Urnes.
Erstmals 1342 in schriftlichen Quellen erwähnt, stammt die Stabkirche von Borgund wahrscheinlich aus der Zeit gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass das Holz, mit dem die Kirche gebaut wurde, im Winter 1180/81 gefällt wurde. Unter dem Boden der Kirche fand man Spuren eines älteren Gebäudes, das an dieser Stelle stand.
Die Stabkirchen von Norwegen gelten als Übergangswerk vom heidnischen zum christlichen Glauben. Die Christianisierung wurde von Olaf Tryggvason gegen Ende des 10. Jahrhunderts mit Gewalt durchgeführt. Obwohl manche Kleinkönige sich dem neuen Glauben unterwarfen, leisteten viele hartnäckigen, bewaffneten Widerstand. Das Christentum wurde erst mit der Zeit in einer ca. 200 Jahre anhaltenden Übergangsphase aufgenommen. Runeninschriften auf dem Bauholz der Kirche zeugen daher von dem Nebeneinander der neuen Sekte und der nordgermanischen Tradition im Bewusstsein vieler Menschen. Eine dieser Inschriften lautet: "Ich ritt hier vorbei am St. Olavstag. Die Nornen taten mir viel Böses, als ich vorbeiritt."
Die Architektur macht große Anleihen beim Schiffsbau. Da die nordgermanische Kultur sehr durch das Schifffahrtswesen geprägt war, konnte das Schiff leicht religiöse Sinnzusammenhänge fassbar machen. Im Gegensatz zu Blockhäusern, welche das verbaute Holz horizontal ausrichten, werden Stabkirchen auf Masten (ähnlich Schiffsmasten) aufgebaut, und das sonstige Bauholz wird vertikal verbaut. Die Drachen auf den Giebeln sind den Drachen auf den Wikingerschiffen nachempfunden. Der Vertikalbau inklusive des offenen Dachstocks hat symbolischen Charakter. Er zeigt die Verbindung zu den himmlischen Mächten und würdigt die natürliche Wachstumsrichtung des Holzes.
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