Wenn ein prominenter Polizeibeamter so lakonisch wie drastisch die
weiße Fahne hißt, müssen alle Alarmglocken schrillen: „Wir sind am
Ende.“ Die Situation lasse „nicht mehr zu, die Kriminalität richtig zu
bekämpfen“, erklärt Jan Reinecke, Hamburger Landeschef des Bundes
Deutscher Kriminalbeamter (BDK), über die Medien. Überraschend daran ist
nicht die Feststellung selbst, sondern die Gleichgültigkeit, mit der
auch dieser Alarmruf in Öffentlichkeit und Medien-Hauptstrom verhallt
und verebbt.
Denn es ist keine spezifisch Hamburger Krise, die Reinecke zur
Sprache bringt, auch wenn die Lage in einzelnen Regionen noch weniger
dramatisch erscheinen mag. Es reicht bei weitem nicht, ein paar mehr
Polizei-Planstellen zu schaffen, um das Problem in den Griff zu
bekommen, auch wenn Polizeigewerkschafter und Interessenvertreter wie
der BDK-Landeschef letztlich darauf abzielen. Denn die anhaltende
Polizeikrise ist nur ein Teilaspekt eines sich abzeichnenden umfassenden
Staatsversagens – ein Aspekt allerdings, den die Bürger besonders
intensiv und schmerzhaft zu spüren bekommen.
Der Kriminalbeamte verlangt von der Politik „klare Ansagen“, welche
Bereiche die Polizei vernachlässigen solle, wenn es immer neue
Prioritäten gebe. In diesem resignativen Appell steckt bereits eine
Bankrotterklärung: Willkürliche politische Vorgaben bewirken, daß der
Staat, der für sich ein „Gewaltmonopol“ in Anspruch nimmt, seine
Kernaufgabe nicht mehr erfüllen kann – die Gewährleistung von Sicherheit
und Eigentum aller Bürger, ohne Ansehen von Herkunft und Status.
Linksextremisten sind nicht die einzigen
Die linksextremen G20-Krawalle waren ein Offenbarungseid nicht nur
für Hamburg, sondern für den gesamten deutschen Staat. Wenn die
konzentrierten Polizeikräfte der Republik nicht in der Lage sind,
geplante Randale mit wochenlanger Ansage zu unterbinden, liegt
offenkundig mehr im argen als fehlende Planstellen. Militante
Linksextremisten sind zudem nicht die einzigen, die Polizei und
Rechtsstaat dreist herausfordern: Einbrecherbanden und
Islam-Terroristen, Araber-Clans und ethnisch organisierte Kriminalität,
importierte Sextäter, Schläger und Räuber, Auto-Raser und untergetauchte
Illegale beanspruchen Justiz und Polizei in Bund und Ländern längst
jenseits der Belastungsgrenze.
Den Verantwortlichen fällt darauf in der Regel nur Symbolpolitik ein.
Zusätzliche Polizeistellen sind wohlfeil gefordert und rasch in
Wahlprogramme geschrieben. Woher aber die Bewerber nehmen, wenn der
Dienst unattraktiv und ausbeuterisch, die Bezahlung mies und die
politische Rückendeckung Sonntagsgeschwätz ist? Für Streifenpolizisten
ist es inzwischen Normalität, nicht nur bespuckt und beleidigt zu
werden, sondern selbst bei Routinemaßnahmen wie Verkehrskontrollen mit
Waffen aller Art angegriffen oder von einem Migranten-Mob umzingelt zu
werden. Greifen sie selbst härter durch, riskieren sie, zum Buhmann und
„Rassisten“ gestempelt zu werden.
Justiz verwandelt Polizeierfolge in Niederlagen
Während Politiker und ihre medialen Claqueure sich mit Statistiken
brüsten, die stagnierende oder gar rückläufige Kriminalitätszahlen
beweisen sollen, berichten Kriminalbeamte, daß in vielen Deliktbereichen
die Ermittlungsakten nur noch auf der Fensterbank oder unter dem
Schreibtisch gestapelt werden, weil Zeit und Leute fehlen, die Fälle zu
bearbeiten. Das betrifft nicht nur Betrugs- und Eigentumsdelikte, wie
der Hamburger BDK-Chef Reinecke in seinem Alarmruf aufzählt: Auch bei
der Verfolgung von Organisierter Kriminalität, Kapitalverbrechen und
Sexualdelikten fühlen sich die Beamten schon lange überfordert.
Sogar ihre Ermittlungserfolge verwandelt das Wirken einer
nachsichtigen und einäugigen Justiz und einer handlungsunfähigen und
-unwilligen Exekutive oft genug in Niederlagen. Da halten drei beherzte
Männer in einem verschlafenen Provinzstädtchen auf der Schwäbischen Alb
einen somalischen Vergewaltiger fest und erfahren von den
herbeigerufenen Polizeibeamten, das sei ein schon oft verhafteter alter
Bekannter. Und im Berliner Tiergarten wird wieder einmal eine Frau wegen
ihres Telefons und ein paar Geldscheinen ermordet – von einem
tschetschenischen „Asylbewerber“, der von Rechts wegen schon längst
hätte abgeschoben werden müssen.
Der Staat verspielt seine Legitimität
Sich häufende „Einzelfälle“ wie diese signalisieren rechtstreuen
Bürgern, daß der zynische CDU-Slogan vom „Deutschland, in dem wir gut
und gerne leben“ gerade für sie nur noch bedingt oder eben gar nicht
gilt. Besonders wenn ein dysfunktional gewordener Staat sein Versagen in
existentiellen Fragen mit Überreaktionen und fanatischer
Regulierungswut in marginalen Angelegenheiten kompensiert. Wer falsch
parkt oder sich über bürokratische Schikanen im Alltagsleben
hinwegsetzt, seine Steuern zu spät bezahlt, die Zwangsabgabe für das
Regierungsfernsehen verweigert oder ein falsches Wort im Internet
riskiert, kann damit rechnen, daß der Staat seine Forderungen mit
Bußgeldern oder gar Gefängnisstrafen durch alle Instanzen exekutiert.
Vorausgesetzt, er gehört zum rechtstreuen, hart arbeitenden,
steuerzahlenden und ordnungsgemäß gemeldeten Teil der Bevölkerung. Wer
dagegen das Gemeinwesen und seine Regeln offen mißachtet und ausnutzt,
genießt oft genug Narrenfreiheit, die ihn zu weiteren Übergriffen
ermuntert. Ein Staat, der seinen Bürgern mehr als die Hälfte ihres
Einkommens für Steuern und Abgaben abpreßt und an Lobbygruppen und
Landfremde verteilt, statt seine Grenzen zu verteidigen und Leben,
Sicherheit und Eigentum der Bürger zu schützen, verspielt seine
Legitimität.
Die Betrogenen werden sich über kurz oder lang zu wehren wissen: Sie
werden sich diesem Staat entziehen, zum Selbstschutz greifen und ihre
willkürlich verfügte Entwaffnung unterlaufen, wenn dieser seinen Bürgern
die Erfüllung seiner Kernaufgaben verweigert. Von der Polizeikrise über
das Staatsversagen zu Anarchie und Faustrecht ist es nur ein kurzer
Weg. Michael Paulwitz am 22. 10. 2017
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.