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Sonntag, 22. Oktober 2017

Dynamit

Eine ehemalige Mitarbeiterin, die mehrere Monate für Facebook in einem Löschzentrum tätig war, sprach mit Hanno Vollenweider. Was sie berichtet, ist reiner Sprengstoff, der die Kraft haben könnte, unser Land zu erschüttern.

I. Vorwort von Jürgen Fritz

Die Bundesrepublik Deutschland ist gemäß Art. 20 Abs. 1 Grundgesetz (GG) ein demokratischer Bundesstaat. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus (Abs. 2) und wird in Wahlen und Abstimmungen ausgeübt. Eines der wichtigsten Grund- und Menschenrechte ist das Recht auf freie Meinungsäußerung, genauer: die Redefreiheit sowie die Informationsfreiheit gemäß Art. 5 GG. Denn wie sollte ein Staatsvolk seine Souveränität ausüben, wenn es wesentliche Informationen gar nicht erhält bzw. der Einzelne Informationen nicht weiter verbreiten darf?
Grundlage einer jeden qualifizierten Entscheidung ist immer das Abwägen des Für und Wider. Dieses Abwägen erfordert, dass beide Seiten zu hören sind. Der Grundsatz des Audiatur et altera pars (Man höre auch die andere Seite) ist eine der Grundlagen nicht nur der Demokratie, sondern auch des Rechts, welchen wir bereits bei den alten Römern finden.
Was Hanno Vollenweider auf Die Unbestechlichen nun aufdeckt, zeigt, wie sehr die elementarsten Grundsätze der Demokratie und des Rechtsstaates missachtet, ja regelrecht untergraben und bekämpft werden. Und dies wohl mit Unterstützung, wenn nicht auf direktes Geheiß von höchsten Stellen. Er hat mit einer Insiderin, einer ehemaligen Mitarbeiterin gesprochen, die im Löschzentrum von Facebook arbeitete. Dabei kommt Unfassbares zu Tage.
Sie beschreibt nicht nur die perfiden Methoden und technischen Finessen, mit denen Facebook ganz besonders vor der letzten Bundestagswahl versuchte, die Meinung unzähliger User zu beeinflussen. Sie erläutert für den aufmerksamen Zuhörer auch die Gründe dieser noch immer aktiven Methode: Informationen unterdrücken, um kritische Gedanken bei Bürgern gar nicht erst aufkommen zu lassen.

II. Auszüge aus dem Interview

Hanno Vollenweider: Melanie, vielen Dank, dass du dich entschlossen hast, hier mit mir über deine Arbeit bei bzw. für Facebook zu reden. Ich fasse einmal zusammen: Du hast rund drei Monate für eine Firma gearbeitet, die im Auftrag von Facebook die Aktivitäten von Usern überwacht, Sperren verhängt, Posts überprüft und löscht bzw. ganze User-Accounts stilllegt und dafür sogt, dass gewisse Informationen – verstärkt beispielsweise vor der letzten Bundestagswahl durch einen speziellen Filtermechanismus – nicht an die Masse der Facebook-User durchdringt. (…) mich würde interessieren, wie man dir erklärt hat, was du machen sollst und vor allem warum.
Melanie C.: Also, man hat mir gesagt, dass sich bald in Deutschland die Gesetze ändern werden wegen den vielen Hass-Postings und Fake-News auf Facebook. Und dass Facebook Unterstützung braucht, um eben diese Meldungen herauszufiltern und zu löschen. (…) Ich glaube, da habe ich auch sehr überzeugt geklungen, denn die haben mir gleich gesagt, dann solle ich zur Einarbeitung in ein paar Tagen direkt zu der Firma kommen, die im Auftrag von Facebook arbeitet. Da gäbe es dann eine Art Vortrag und Einführung für die Leute, die dort neu anfangen. Ich bin da echt rausgegangen und habe mir gedacht „Boah, jetzt machst du endlich mal was, was gut ist für die Menschheit, und gegen Hass und Nazis“. Das haben die mir auch so zu verstehen gegeben, während des Gesprächs.

Nachrichten, „die die Nutzer nur verwirren“, wurden gelöscht

Hanno Vollenweider: Gut, du bist dann also zu dieser Einführungsveranstaltung gegangen. Wie war es da?
Melanie C.: … Meine Mentorin, die Sabine, hat damals gesagt, dass wir uns der Verantwortung bewusst sein müssen, die wir hier tragen würden. Wir ständen immerhin vor einer wichtigen Bundestagswahl. Und ein Beitrag auf Facebook könne sich eben schnell mehrere tausend Mal teilen lassen und dann sozusagen viral mehrere Millionen Menschen erreichen. Darunter gäbe es eben auch Nachrichten, die die Nutzer verwirren würden oder Unruhe in der Bevölkerung stiften oder sie aufhetzen würde. Und dann würden eben schlussendlich auch mehr Leute die Nazis von der AfD wählen. Was dann bedeuten würde, dass die Gewalt wieder zunimmt und wir wieder so was haben wie im Dritten Reich. Und das wollte sie nicht und ich natürlich auch nicht.

Die Nazis (AfD) dürfen nicht wieder an die Macht kommen

Hanno Vollenweider: Das hat diese Sabine so gesagt? Wenn man mal vernünftig denkt und diesen sinnlosen Vergleich zwischen AfD und Drittem Reich weglässt, hat sie eigentlich gesagt, dass sie dort sitzt und Nachrichten löscht, die die Leute bewegen können, ihre politische Meinung zu überdenken, oder die sie in ihrer Kritik an der aktuellen Politik bestärken würden. Das wäre ja eine Art Beeinflussung, wie es sie sonst in einer Demokratie nicht geben sollte.
Melanie C.: Ja, das hat sie so gesagt. Und es geht ja noch weiter: Sie meinte dann, wir wären das Schutzschild der Demokratie und würden mit unserer Arbeit sehr viel dafür tun, dass die Nazis – damit meinte sie immer die AfD – in Deutschland nicht an die Macht kommen würden.

Wir wurden angefeuert, immer noch mehr zu löschen

Hanno Vollenweider: Aber hat dich das nicht stutzig gemacht? Anderen die Meinung zu verbieten oder in die Meinungsbildung einzugreifen, ist ja schon etwas anderes, als Drohungen oder beleidigende Kommentare zu löschen und vielleicht den ein oder anderen ausfälligen User zu verwarnen?
Melanie C.: Ja, heute denke ich da auch anders drüber. Aber zu dem Zeitpunkt war ich total davon überzeugt, dass das richtig ist, was ich tue. Jeder dort hat so gedacht. Es hat niemand etwas kritisiert. Ganz im Gegenteil, man ist immer noch angefeuert worden, mehr und noch mehr zu löschen oder zu bannen.

Es gab Einpeitscher wie auf einer römischen Galeere

Hanno Vollenweider: Diesbezüglich hast du mir im Vorgespräch von deinem Supervisor erzählt.
Melanie C.: Ja, man muss sich das so vorstellen: Dort saßen rund 40 Personen in einem Raum und zwei Leute waren Supervisoren, an die man sich wenden sollte, wenn man Fragen hatte, sich nicht sicher war, oder Postings von einer Internetseite entdeckt hat, die noch nicht in der Liste der Fake- und Hass-News-Seiten verzeichnet war. Die sind aber auch immer um uns herum geschlichen und haben einem über die Schulter auf den Bildschirm geschaut. Wie eben so eine Art Einpeitscher auf einer römischen Galeere. Da ist es dann auch schon mal vorgekommen, dass die einen angeraunzt haben, wenn man Beiträge nicht entfernt hat, die das System – also der Algorithmus – aufgrund der benutzen Wörter als potentielle Fake oder Hassnachricht rausgesucht hat, die man aber persönlich für eigentlich eher harmlos oder halt einfach normale Berichterstattung hielt.

Zum Lesen blieb vor dem Löschen gar keine Zeit

Hanno Vollenweider: Okay, gehen wir hier mal kurz ins Detail. Facebook hat also ein Programm, einen Algorithmus, der anhand der benutzen Wörter und der Quelle bzw. der Internetseite, von der diese Nachricht kommt, vorentscheidet, ob eine Nachricht Fake-News, Hass-Botschaft etc. ist oder nicht. Und du hast dann dort vor dem PC gesessen und eine Form der Endkontrolle, wenn man das so nennen will, durchgeführt. Ist das richtig? Habt ihr diese ganzen Meldungen dann gelesen oder recherchiert oder wie muss ich mir das vorstellen? Um so was wirklich nach dem Wahrheitsgehalt zu prüfen, benötigt das doch Zeit, gegebenenfalls müsste man auch Sachen zur Diskussion stellen müssen.
Melanie C.: Zu deiner ersten Frage: Ja, das mit dem Programm ist so. Und zu deiner zweiten Frage: Nein, dafür hatten wir gar nicht die Zeit, und das wollte auch niemand dort. Wir haben innerhalb von kürzester Zeit entscheiden müssen, was wir durchlassen und was nicht. Gelesen haben wir die Beiträge dort eigentlich nicht. Dafür war gar nicht die Zeit bei der Masse an Meldungen die da reingekommen ist. Am Anfang habe ich mir die Meldungen teilweise auch noch genauer angesehen. Wenn man dann aber zwei, drei Mal angeschnauzt wird, weil man zu langsam ist oder dem Algorithmus vertrauen soll, dann nickt man nur noch stumpf das Meiste ab.

Es gibt schwarze Listen

Hanno Vollenweider: Du sagtest vorhin, ihr hattet eine Liste mit Hass-News-Seiten. Was waren da für Internetseiten drauf und wie haben die sich sagen wir mal, ‚qualifiziert‘, um auf diese Liste zu kommen?
Melanie C.: Da waren eine Menge Seiten aus dem In- und Ausland drauf. Mit Sicherheit 300 Stück oder mehr. Das waren Seiten wie PI-News, Philosophia Perennis oder eure Seite DieUnbestechlichen. Aber auch viele so kleinere Blogs von irgendwelchen Leuten. Viele ausländische Seiten auch. Also überwiegend Seiten, die kritisch über die Regierung oder zum Beispiel Flüchtlinge und Kriminalität von Flüchtlingen und Ausländern berichten.
Wer auf diese Liste kommt, haben die Supervisoren entschieden. Die haben das anhand der Menge der Hass-Nachrichten und Fake-News, die das System ausgefiltert hat, ausgewertet. Dazu kamen auch immer wieder Updates von ich sage mal außerhalb, welche Seiten und welche Meldungen auf die Liste kommen bzw. was wir bevorzugt dann als Spam, Fake und Hass-News abtun sollten. Wir hatten dafür extra zwei Mal die Woche am Morgen ein Meeting, wo man uns auf dem Laufenden gehalten hat.

Regelmäßig kam Besuch von einer Dame von einer Stiftung

Hanno Vollenweider: Was heißt denn „es kamen Updates von außerhalb“?
Melanie C.: Wir hatten immer wieder Besuch von einer jungen Dame, die dann in den Meetings auch ab und zu gesprochen und sich bedankt hat für unsere Arbeit. Die hat nach Aussagen der anderen Mitarbeiter für eine Stiftung gearbeitet, die von der Bundesregierung beauftragt ist, sich um Hate-Speech im Internet und z.B. auf Facebook zu kümmern. Mehr habe ich darüber aber nicht erfahren. Also das hat mich auch erst im Nachhinein stutzig gemacht. Die Dame war es aber auch, die so rund vier Wochen vor der Wahl den Kreis der Meldungen, die wir durchlassen sollten, immer enger geschnürt hat. Da hatten wir extra ein Meeting, das über zwei Stunden gegangen ist. Da hat sie uns aufgeklärt, wie besonders wichtig unsere Arbeit in der Zeit jetzt ist.
Hanno Vollenweider: Okay, sind dabei vielleicht mal die Namen der Bertelsmann oder Amadeo Antonio Stiftung gefallen?
Melanie C.: Das kann ich so nicht genau sagen. Aber das könnte gut sein. Das ist so ein Punkt, den ich erst jetzt beginne zu hinterfragen.

Vor der Bundestagswahl sollte jede Kritik am Regierungskurs gelöscht werden

Hanno Vollenweider: Kannst du mir das Vorgehen vor der Bundestagswahl etwas näher erklären? Habt ihr dann mehr löschen müssen? Was für Meldungen wurden denn dann vermehrt gelöscht? Du sagtest auch was von „Meldungen durchgelassen“. Wie meinst du das speziell in diesem Zusammenhang?
Melanie C.: Ja, man hat uns vor der Wahl erklärt, dass die Rechten eine unglaubliche Kampagne in den sozialen Netzwerken fahren würden, um die vielen unentschlossenen Wähler zu beeinflussen. Daraufhin sollten wir dann ganz stark ausfiltern. Da ging es dann eigentlich auch nicht um irgendwelche Fake-News, sondern um Sachen, die wirklich passiert sind. Wir mussten dann z.B. die Berichterstattung von rechten Seiten über so Sachen wie den Mord und den Prozess an der Studentin aus Stuttgart, also der Maria, die von dem Flüchtling umgebracht und vergewaltigt wurde, oder den Macheten-Vergewaltiger aus Bonn und all diese krassen Sachen, die Flüchtlinge angestellt haben, zurückhalten, damit sich nicht noch mehr auf die Seite der Rechten stellen.
Auch Sachen, die Kritik z.B. an der Europäischen Union waren und auch Kritik an der Regierung, nicht nur wegen der Flüchtlingspolitik, sollten wir, so gut es geht, filtern. Außerdem hat man uns da noch mal ganz konkret darauf hingewiesen, dass wir niemanden, nicht mal unseren Eltern, detailliert erzählen sollen, was wir machen. Da habe ich dann auch angefangen, an der ganzen Sache zu zweifeln. Das hatte dann alles schon was von einem Geheimdienst in einem schlechten Film.

Oft versuchten wir die Leute durch permanente Schikane wegzumobben

Hanno Vollenweider: Ihr habt also permanent diese ganzen Nachrichten gelöscht. Das muss ja eine unglaubliche Arbeit gewesen sein, bei Millionen von Usern, die immer wieder dieselbe Nachricht posten.
Melanie C.: Das wenigste wird wirklich gelöscht. Ich habe auch mal gefragt, warum wir die Leute, die diese Sachen immer und immer wieder auf Facebook stellen, nicht einfach rauswerfen. Aber man hat mir gesagt, das ginge nicht. Es sind einfach zu viele Leute und es würde dann doch so direkt nicht mit der Meinungsfreiheit vereinbar sein, wenn man diese ganzen Leute einfach abwürgt.
Wir hatten eine Liste mit mehreren tausend Nutzern, die durch das mehrfache Posten von extremen Inhalten aufgefallen waren. Wir haben dann diese Leute versucht, sehr aktiv einfach – ich nenne es mal „wegzumobben“, indem wir denen immer wieder das Konto gesperrt haben oder Funktionen eingeschränkt wurden, dass sie z.B. mal für 30 Tage gesperrt waren oder 7 Tage nichts mehr posten konnten. Klar, die ganz heftigen konnten wir schon löschen, weil sie ja dann gegen die Facebook-Bestimmungen verstoßen hatten. Aber bei denen, die eigentlich nichts Verbotenes posten, sondern nur Sachen, die halt rechts sind, haben wir eben diese Methoden aufgefahren. Das war in sehr vielen Fällen auch von Erfolg gekrönt. Über die Hälfte der vorübergehend gesperrten Profile – so hat man mir das zumindest gesagt – haben dann keinen Ausweis eingeschickt, um wieder entsperrt zu werden, und haben die dann wohl einfach aufgegeben.

Und dann gibt es noch den Shadowban, die subtile Art der Zensur

Ja, und dann gab es die ganz hartnäckigen User, die Gruppen von AfD-lern, diesen Patrioten, Reichsbürgern und wie sie alle heißen, und die Fan-Seiten, die manche Blogs auf Facebook betreiben und auf denen sie ihre eigenen Beiträge posten. Bei denen hilft dann nur noch ihre Posts für andere nicht mehr sichtbar zu machen, sowas haben wir – das hattest du ja auch gefragt – auch ganz allgemein bei Beiträgen von manchen vermeintlichen Fake-News-Internetseiten gemacht, bei euch zum Beispiel auch.
Hanno Vollenweider: Also ein sogenannter Shadowban, bei dem man zwar als User einen Beitrag auf sein Profil oder in eine Gruppen stellen kann, der dann aber in den Timelines der anderen User, also Freunden oder Leuten, die mit einem in der gleichen Gruppe sind, nicht auftaucht, wie es normalerweise üblich und sinngemäß wäre. Bzw. Beiträge, die man nur sehen kann, wenn man gezielt danach sucht. Ist das so gemeint?
Melanie C.: Ja, so ungefähr funktioniert das.
Hanno Vollenweider: Aber das ist ja Zensur! Sogar auf die schlimmste Art und Weise. Immerhin suggeriert man damit den Leuten, sie hätten eine freie Meinung und könnten diese auch kundtun. Dabei sieht sie niemand. Ich möchte jetzt dazu sagen, dass wir sowas schon geahnt haben, denn bei uns ist die Klick-Rate derer, die von Facebook auf unseren Blog kommen, um über 90 Prozent zurückgegangen. Bei Blogger-Kollegen wie David Berger ist es nach seiner Aussage noch schlimmer.
Viele kritische Blogger sind sogar ganz entsorgt worden, habe ich gesehen. Oder man hat sie wegen irgendwelchem Mumpitz schikaniert. Jürgen Fritz ist das so gegangen. Und Anabelle Schunke, soweit ich weiß. Auch unserem Autor Garwin Weißenstein ist nach einem islamkritischen Beitrag einfach sein Profil gelöscht worden. Wir blenden dazu hier den Link zu der Seite ein, auf der der bekannte Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel einen Haufen Fälle in diese Richtung gesammelt hat (https://facebook-sperre.steinhoefel.de/). Aber jetzt mal ehrlich, habt ihr euch da keine Gedanken gemacht, ihr könntet sowas werden wie eine neue Internet-Stasi?

Mehr als drei Viertel der gelöschten Sachen waren gar keine Fake-News

Melanie C.: Zum Ende hin ja. Also zumindest ich. Ich konnte das auch nicht mehr. Wenn ich das Thema aber angeschnitten habe, dann bin ich entweder von den Kollegen angegangen worden oder man hat mir erklärt, dass Facebook ein privates Unternehmen sei und machen könne, was es wolle. Außerdem war da ja das NetzDG schon so gut wie beschlossene Sache, und man hat mir erklärt, Facebook müsse so handeln, weil es sonst riesige Strafen von der Regierung bekommen würde und es Facebook dann vielleicht in Deutschland nicht mehr gibt oder so.
Ich muss das vielleicht so erklären, ich war da mehr oder weniger nur von jungen Männern umgeben, die das alles, was wir da gemacht haben, total unterstützten. Viele von denen sind politisch aktiv, und in manchen Raucherpausen ist der ein oder andere sogar richtig aggressiv geworden, wenn es um aktuelle News oder die AfD oder so ging. Dann sind da Sprüche gefallen, die hätte ich von Nazis erwartet, aber nicht von Leuten, die ich am Anfang für normal gehalten habe.
Mir sind viele der Sachen, die wir zensieren mussten, auch am Abend noch durch den Kopf gegangen. Dann habe ich angefangen zu recherchieren. Ich bin selber auf „DieUnbestechlichen“, „JournalistenWatch“, „Opposition24“ – und wie sie alle heißen gegangen – und habe die Sachen nachrecherchiert. Zu mehr als drei Viertel der Artikel habe ich Beweise gefunden, dass das keine Fake-News sind.

Im Nachhinein ist mir, als hätte ich Menschen manipuliert und betrogen

Hanno Vollenweider: Du hast mir im Vorgespräch gesagt, du hättest am Ende auch wegen dieser Aggressivität die dort geherrscht hat, wirklich Angst gehabt, etwas zu sagen und den Entschluss gefasst, dich der Öffentlichkeit mitzuteilen. Wie denkst du heute über das, was passiert ist?
Melanie C.: Hanno, ich fühle mich wirklich schlecht. Ich habe das Gefühl, wirklich etwas Schlechtes getan zu haben. Auch gegenüber der Opfer der Verbrechen in den Artikeln, die ich als Spam abtun musste. Mir ist, als hätte ich Menschen irgendwie manipuliert und um ihre eigene Meinung betrogen.
Hanno Vollenweider: Eine letzte Frage, Melanie. Es wird Leute geben, die meinen, dass dieses Interview auch nur Fake-News ist. Stündest Du mit Deiner Aussage zur Verfügung, wenn es zu offiziellen Ermittlungen kommen sollte, also mit Deinem vollen Namen?
Melanie C.: Ja, auf jeden Fall.
Hanno Vollenweider: Melanie, ich danke dir für das Gespräch. Ich hoffe, dass wir damit vielen Leuten die Augen öffnen können, und vielleicht tut sich ja aufgrund deiner Aussage was. Wie ich heute auf der Hinfahrt zu dir erfahren habe, hat die OSZE das Netzwerkdurchsuchungsgesetz bereits scharf kritisiert. Von dort heißt es, dieses Gesetz hätte vielleicht eine abschreckende Wirkung auf die freie Meinungsäußerung. Vielleicht wird dieses Vermächtnis von Heiko Maas ja das am kürzesten gültige Gesetz in Deutschland. Für unsere Freiheit und unsere Demokratie können wir das nur hoffen.
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Das vollständige Interview kann hier nachgelesen werden (inklusive Video des nachgestellten Gesprächs). Ich danke Herrn Vollenweider, dessen Arbeit ich sehr schätze, für die freundliche Genehmigung, Auszüge seines Interviews hier wiedergeben zu dürfen. Mein Text ist im Gegenzug inzwischen auch auf Die Unbestechlichen erschienen.
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Hanno Vollenweider ist Chefredakteur bei Die Unbestechlichen und Autor des Buches „Bankster – Wohin Milch und Honig fließen“ (ISBN: 978-3938656372).
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Bild: Youtube-Screenshot
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16 thoughts on “Wie Facebook im Auftrag der Regierung die Demokratie bekämpft – eine Insiderin packt aus

  1. lynx

    Sie scheinen da ja Aufklärungsbedarf zu sehen, deshalb ein paar Nachfragen:
    – Wie geht eine Zeitung mit Leserbriefen um? Wird da alles veröffentlicht, was reinkommt?
    – Warum arbeitet der Interviewer häufig mit Suggestivfragen und lenkt die Gesprächspartnerin in die Richtung, die er gerne hätte? Ist das seriöser Journalismus?
    – Datenschützer beklagen, dass man die Löscharbeit an die privaten Betreiber ausgelagert hat und der Staat nicht selber tätig wird, weil dann bessere Standards im Sinne der Meinungsfreiheit garantiert wären. Kann es nicht sein, dass FB um Unterstützung bei öffentlichen Stellen gebeten hat und ansonsten alles noch viel schlimmer gekommen wäre (wenn dieses im Interview angedeutete Szenarion überhaupt so stattgefunden hat, das bleibt doch sehr spekulativ an dieser Stelle).
    Wie die Gesprächspartnerin richtig sagt: FB ist eine private Firma. Wie eine Zeitung. Ich wiederhole mich da gerne: kein Forum Romanum, wie Sie behaupten, sondern eine US-amerikanische Mall, die auf Gewinnmaximierung getrimmt ist. Den Mitarbeitern hat man ja nicht verboten, zu sagen, was Sie denken. Man hat Ihnen nur einen klaren Reinigungsauftrag im Interesse der Firma und in einem vermuteten Interesse des Staates mitgegeben.
    Das das alles nicht ideal läuft – zugegeben. Aber Institutionen, die sich in ihrem Kern angegriffen fühlen, wehren sich. Der Missbrauch der Meinungsfreiheit für gesellschaftszersetzende Umtriebe ist die Ursache des Übels, nicht das Vorgehen dagegen.
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    1. Jens

      Zu den Leserbriefen fällt mir noch ein: der Schreiber musste sogar Briefmarken und Umschläge kaufen. Er konnte das Geld bei Nichtveröffentlichung nicht zurückverlangen. Verlage haben Manuskripte nicht einmal mehr zurückgeschickt (Papier, Druckertinte, hohes Porto).
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  2. Jürgen Fritz

    Solange Sie nicht verstanden haben, um was es sich bei Facebook handelt und welcher Art das Vertragsverhältnis zwischen User und Plattform ist, gehen all Ihre Überlegungen völlig ins Leere, lynx.
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  3. Jürgen Fritz

    Ich hoffe, Sie haben ein Nachsehen mit mir, dass der Beweis an anderer Stelle erbracht werden wird. Nicht hier in einer Antwort auf einen Kommentar zu einem Artikel auf meinem Blog.
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  4. lynx

    Andere tun sich damit nicht so schwer, die haben ja schon darauf hingewiesen, dass FB da klare Passagen im Vertrag hat, was geht und was nicht geht.
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    1. goldsteinweb

      Die wenigsten Leute nehmen zu laufenden Prozessen öffentlich Stellung.
      Ein ganz grundlegendes Problem bei Linken ist, dass sie absichtlich am Thema vorbeireden. Das „Forum Romanum“ ist ein Bild für den öffentlichen Raum, auf dem die Breite der Bürger erreicht werden können. Die Rechtsform ist vollkommen unerheblich. Davon abgesehen verlangt auch bei privaten Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung das Einschreiten des Kartelamts.
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      1. Jens

        Das Beispiel „Forum Romanum“ ist vielleicht nicht gut gewählt, jedenfalls wenn man das historische meint. Meinen Sie, dass die Bürger Roms lauthals gegen die Cäsaren demonstrieren durften?
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  5. goldsteinweb

    Winston Smith hatte den gleichen Job.
    Ich will Mel C nicht zu nahetreten und ich verstehe, dass sie den Durchschnittsdeutschen repräsentiert, aber warum merken Leute nicht einmal die offensichtlichsten Anzeichen einer drohenden Diktatur? Warum wird in den Schulen jeder Mist besprochen, nur nicht die Charakteristiken des Totalitarismus? Mel C ist immerhin aufgewacht. Sie hat meinen Respekt.
    Das Interview war aufschlussreich. Ich vermute ehrlich gesagt mittlerweile, dass WordPress auch shadowban-t. Bei Twitter unterlag ich auch einem Bann. Die Hashtags haben meine Nachrichten regelmäßig nicht aufgeführt. Nach meinem Umstieg von Twitter auf WordPress ist alles, was ich schreibe, sehr brav (mein aktueller Beitrag zur Hollywood-Pädophilie ist eine Ausnahme). Natürlich stört aber nicht, wie man etwas sagt, sondern was man sagt. Man darf den Mächtigen nicht widersprechen. Das gilt übrigens themenübergreifend. Mein Blog beinhaltet die Themen Islam und Migration kaum.
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    1. Jürgen Fritz

      Ich würde eher von einer getürkten, also vorgespielten Demokratie sprechen. Oder einer Parteiokratur, wobei die Parteien sich zugleich mit dem Großkapital, nicht nur dem westlichen!, sondern gerade auch dem islamischen verbündet haben gegen das eigene Volk.
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  6. Katrin

    Von welcher Website wurde der Artikel denn geklaut (also kopiert)?
    Es ist ja noch nicht einmal eine Quellenangabe angegeben.
    Na, wenn das mal keine Urheberrechtsverletzung ist…
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  7. Gustav

    Sobald Wissen mit Ideologie gleichgesetzt ist, braucht man mit Gegnern nicht mehr aus intellektuellen Gründen zu argumentieren oder sich auf ihren Standpunkt einzulassen. Es genügt, sie als eurozentrisch, rassistisch, sexistisch oder homosexuellenfeindlich, mit anderen Worten: als politisch suspekt abzuqualifizieren.
    Die Kulturkriege, die Amerika seit den sechziger Jahren erschüttern, versteht man am besten als eine Art Klassenkampf, in dem eine (selbsternannte) aufgeklärte Elite nicht etwa versucht, der Majorität (einer Majorität, die als unverbesserlich rassistisch, sexistisch, provinziell und fremdenfeindlich angesehen wird) ihre Wertvorstellungen aufzudrängen, geschweige denn, diese Majorität mit den Mitteln einer rationalen öffentlichen Debatte zu überzeugen, sondern bestrebt ist, parallele oder „alternative“ Institutionen zu schaffen, die jede weitere Konfrontation mit den Unaufgeklärten überflüssig machen.
    Wenn sie mit Widerstand gegen diese Initiativen (etwa hygienische oder politisch korrekte Kreuzzüge) konfrontiert sind, legen sie den giftsprühenden Haß an den Tag, der unter der Oberfläche der wohlwollenden Obere-Mittelschicht-Einstellung liegt. Angesichts von Opposition vergessen Streiter für die humanitäre Sache die liberalen Tugenden, die sie zu verfechten glauben. Sie werden gereizt, selbstgerecht und intolerant.
    Das sogenannte „moralische“ oder „hypermoralische“ Argument dient in der Regel dazu, sachliche Argumente in Hate facts zu verwandeln und die Diskussion mit rhetorischen Nebelkanonen einzudecken. Es ist ja so einfach, sich in der bequemen Vorstellung zu wiegen, man habe „die Moral“ für sich gepachtet! Die globale Klasse ist in ihrer Selbstgerechtigkeit unfähig, ihre eigenen Moralvorstellungen zu hinterfragen und zu kritisieren. Es liegt auf der Hand, warum das so ist: „die Moral“ ist ihre stärkste Waffe zur Kontrolle des „Diskurses“.

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