Sir Christopher Clark, der sympathische australische Professor, der perfekt Deutsch spricht und in Cambridge (UK) neuere europäische Geschichte lehrt, hat kürzlich in einem „Welt“- Interview gesagt: „Selbstverständlich gehört der Islam zu Europa! ... Es ist eine unwiderlegbare historische Tatsache, dass der Islam Teil der europäischen Geschichte ist. ... Man sieht es in der wunderschönen Hauptstadt Sarajewo mit ihren Hunderten Moscheen und Minaretten, dass der Islam bis heute zu Europa gehört.“
Ja, klar. In diesem Sinne gehören Hitler, Himmler, Goebbels und all die anderen Naziverbrecher auch zu Deutschland, denn sie haben die deutsche und europäische Geschichte bis heute geprägt, wie ein Blick auf die politische Landkarte zeigt. Ich zum Beispiel bin in Rummelsburg, einer Kreisstadt in Pommern geboren, die heute Miastko heißt und Sitz einer gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde im Powiat (Landkreis) Bytowski in der polnischen Woiwodschaft Pomorskie (einer der 16 obersten Verwaltungsbezirke) ist. Aufgewachsen bin ich im Dorf Treblin, der heutigen Landgemeinde Trzebielino.
In diesem Sinne gehört vieles zu Deutschland und Europa, ganz so wie Shakespeare es Hamlet formulieren lässt: “There are more things in heaven and earth, Horatio, than are dreamt of in your philosophy.“ (In der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel: „Es gibt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.“) Die Frage ist nur, was damit ausgesagt werden soll.
Auch Mord und Totschlag gehören zu Deutschland
Schauen wir uns deshalb mal den Kontext in der Rede von Bundespräsident Christian Wulff zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2010 an. Dort heißt es: „Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland. Vor fast 200 Jahren hat es Johann Wolfgang von Goethe in seinem West-östlichen Divan zum Ausdruck gebracht: ‚Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.'" Für Wulff ist der besagte Satz also offensichtlich positiv konnotiert, das heißt, er will damit einen positiven Inhalt zum Ausdruck bringen.Diese Intension ist jedoch keineswegs zwingend mit dem Begriff „zu etwas gehören“ verbunden. Er beschreibt lediglich „eine unwiderlegbare historische Tatsache“, wie Clark das ausgedrückt hat. In diesem Sinne gehören Nationalsozialismus, Atheismus, Kommunismus ebenso zu Deutschland wie Mord und Totschlag, der marode Zustand zahlreicher Straßen und Brücken, die Staus auf den Autobahnen sowie Flüchtlingskrise und Parteiengezänk und ja, auch das oft inhaltslose Geschwätz unserer Politiker, insbesondere bei Gedenkfeiern und im Wahlkampf. Kurzum, alles was unser Leben irgendwie prägt oder geprägt hat – sei es positiv oder negativ.
Das „Woxikon“ bezeichnet übrigens 128 Synonyme (in 6 Gruppen) für „gehören“, weshalb es sich an sich nicht gehören sollte, diesen Begriff zu verwenden, ohne gleichzeitig zu sagen, was genau man damit meint. Aber eben dies, so habe ich manchmal den Eindruck, will man im „Politsprech“ gerade vermeiden. Nur wenn es um die Ablehnung all dessen geht, was „rechts“ ist oder dafür angesehen wird, lässt man es nie an der erforderlichen Klarheit (um nicht zu sagen Radikalität) fehlen.
„Der Atheismus gehört auch zu Deutschland“ – ich meine ganz einfach: Es gibt in Deutschland viele, sogar sehr viele Atheisten, darunter solche, die wir als Bereicherung empfinden, und solche, die wir zum Teufel wünschen. Und nicht anders ist es bei Muslimen.
Kommt Ihnen bekannt vor? Zu Recht. Der Nachfolger Wulffs im Amt des Bundespräsidenten, Joachim Gauck, hat kurz nach seinem Amtsantritt erklärt: „Ich hätte einfach gesagt, die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland“. Den Satz von Wulff könne er so nicht übernehmen, „aber seine Intention nehme ich an“. Wulff habe die Bürger auffordern wollen, sich der Wirklichkeit zu öffnen. „Und die Wirklichkeit ist, dass in diesem Lande viele Muslime leben.“
Das Beispiel zeigt übrigens: Es kann auch mal nützlich sein, dass ein Theologe einen Juristen interpretiert. Rainer Grell
Seife wurde nach heutigem Wissensstand in Mesopotamien erfunden. Es handelt sich um Natrium- und Kaliumsalze von Fettsäuren. Damals in Mesopotamien waren das noch Säuren von Tierfetten und die Seifen rochen nicht gerade angenehm, nimmt man heute an. Angeblich haben wir es den Arabern zu verdanken, dass Seifen heute duften, weil sie als erste sich für Olivenöl als Ausgangsstoff entschieden und Blumenblüten mitverarbeiteten. Aber so genau weiß das niemand, vielleicht haben wir nur vergessen, wie Tierfettseife einst aromatisiert wurde, um genauso gerne wie heutige Seife oder teures Murmeltierfett verwendet zu werden.
Was man jedoch weiß, ist, dass nicht die Germanen, sondern die Sumerer als erste Tierfettseifen herstellten. Es ist daher sehr merkwürdig, dass sapo, saponis m (das lateinische Wort für Seife) ein germanisches Lehnwort ist.
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