"Und heute verstehe ich den Standpunkt Christi, seinen
wiederkehrenden Ärger über die Verhärtung der Herzen: Da sind all die
Zeichen, und sie erkennen sie nicht. Muss ich wirklich zusätzlich noch
mein Leben für diese Erbärmlichen geben? Muss man wirklich so deutlich
werden?
Offenbar ja."
Mit diesen Worten endet Michel Houellebecqs neuer Roman "Serotonin". Welcher deutsche Autor brächte dergleichen zu Papier?
***
Gestern
sah ich – Gott weiß, dass es ein Zufall war – die Rede von
Bundesjustizministerin Katarina Barley bei irgendeiner
Karnevalsveranstaltung, ich glaube, es war in Aachen. Frau Barley trat
als amerikanische Freiheitsstatue auf und bat um Asyl in Deutschland,
weil der aktuelle US-Präsident sie vertrieben habe. Als gefinkeltes
Mitglied einer Partei, die sich mitsamt dem übrigen westdeutschen Juste milieu
in der mauerbewehrten Zweistaatlichkeit behaglich eingerichtet hatte
und deren Vertreter bereits den Begriff Wiedervereinigung als
revanchistisch denunzierten, wuchtete die Ministerin eine verschwiemelte
historische Ineinssetzung aus der Bütt ins Publikum: Sie beschied dem
schlimmen Grenzzaunzieher Trump, er sei ein Feind der Freiheit, und
stellte ihm Ronald Reagan gegenüber (das war, zur Erinnerung, der
US-Präsident, den die SPD vor Trump am meisten hasste), welcher vor
dreißig Jahren zu Berlin gesagt hatte: "Mister Gorbatschow, tear down
this wall." Die aktuell oberste deutsche Rechtswahrerin ist also der
Ansicht, eine Grenze, mit welcher die realsozialistischen Diktatoren
ihre Untertanen einmauerten, damit sie ihnen nicht davonlaufen, sei
ungefähr dasselbe wie die Grenzsicherungsmaßnahmen eines in freien
Wahlen gekürten Präsidenten, der die illegale Einwanderung in das von
ihm regierte Hoheitsgebiet eindämmen will.
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