Die u.a von mir – und von mir besonders innig! – vertretene These,
dass viele Medienschaffende der zweiten deutschen Noch-Republik auch in
der zweiten deutschen Diktatur einen guten Job gemacht hätten, konnten
die Interessierten unter den verbliebenen Medienkonsumenten anhand der
Berichterstattung über den Auftritt der Sonnenkanzlerin auf der Münchner
Sicherheitskonferenz einmal mehr verifizieren.
"In München blitzt
auf, wie die Welt sein könnte: Angela Merkels engagierter Aufruf zur
Zusammenarbeit wird gefeiert", akklamierte blitzgescheit die Zeit. "Fast so etwas wie ein Vermächtnis", erspürte der Süddeutsche Beobachter:
"Die Kanzlerin spricht Klartext. Die Amerikaner kriegen ihr Fett weg,
die Russen, aber auch die Chinesen. So geschieht das, was
vergleichsweise selten geschieht. Die Gäste im Bayerischen Hof erleben
Geschichte." (Der Autor schiebt noch ein verdruckstes "jedenfalls
Konferenzgeschichte" nach; man muss ja an die Zukunft denken.)
"Es
war ein diplomatischer Befreiungsschlag in doppeltem Sinne. Zum einen
zeigt sie den USA deutliche Grenzen auf. Zum anderen holt sie
Deutschland aus seinem diplomatischen Tiefschlaf und gibt Leitlinien
vor", ließ das Akademikerportal Focus-online auch diese Gelegenheit nicht aus, intellektuelle Satisfaktionsfähigkeit zu demonstrieren.
"Merkels Rede war unerschrocken und deutlich, sie war machtvoll und
befreit von der Last des CDU-Vorsitzes. Die mutige Klartext-Kanzlerin
scheute die Konfrontation nicht und machte der Welt damit klar: An
Deutschland führt kein Weg vorbei und sie zementierte damit auch den
deutschen Führungsanspruch in der Welt."
Die Amtszeit des letzten
deutschen Führungsbeanspruchers, von dem die deutsche Regierungspresse
schreiben konnte, er habe den Amis die Grenzen gezeigt (auch wenn die
Blödmänner sie bisweilen nicht erkannten und versehentlich die Schweiz
bombardierten), liegt ja deprimierend weit zurück, da ist eine gewisse
aggressive Nostalgie verständlich. Nebenbei, erfuhren wir, habe die
Kanzlerin auch den Chinesen und den Russen die Koordinaten
durchgestellt. Sollte sie das perfide Albion vergessen haben? Dann
kommen die Briten wohl bei einer der nächsten Vermächtnis-Reden dran.
Nicht ganz so "dickhirnschalig" (Goethe) wie der Focus-Weltweise, aber demselben Fulminanzgebot folgend, frohlockte der Berliner Tagesspiegel:
"Angela Merkel legt in München los wie die Weltfeuerwehr."
Weltfeuerwehr, Weltgeschichte, Weltzusammenarbeit, Weltführung, eine
Ahnung der Welt, wie sie sein könnte, Weltesche, Weltenbrand – und
mittendrin, nur durch einen dünnen Hosenanzug von der Welt getrennt,
unsere Angela I.! "Donald Trumps Vorgänger Barack Obama hätte seine
Freude gehabt", notierte verzückt der Tagesspiegel.
Dieser
Barack Obama sagte übrigens nach dem Ende seiner Amtszeit über seine
kongeniale deutsche Partnerin: "Sie ist nun ganz allein."
"Gott sei Dank." (Alexander Wendt) MK
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