Die Grünen haben im Bundestag einen Antrag
vorgestellt, der die Bundesregierung auf eine "feministische
Außenpolitik" verpflichten will und zu den kuriosesten Dokumenten der
deutschen Parlamentsgeschichte gehört. Er verlangt nicht nur, dass
Deutschland seine Außenpolitik am Geschlechterverständnis der Grünen
orientierten möge, was drollig genug wäre, sondern fordert zudem, dass
die Bundesregierung aus der Welt einen Ort machen soll, an dem jeder
Mensch glücklich ist: "Ziel einer feministischen Außenpolitik ist die
Gleichheit und die Freiheit aller Menschen vor Not und vor Furcht."
Freilich:
Die Formulierung "Gleichheit vor Not und Furcht" beschreibt zum
Beispiel die Situation von Schiffbrüchigen oder der meisten Einwohner
Venezuelas; die Wendung "Freiheit vor Not und Furcht" wiederum ist
semantischer Nonsens. Warum der Grünen-Antrag explizit die Europäer
dafür anprangert, Frauen zu unterdrücken – "die Rechte von Frauen und
marginalisierten Gruppen (sind) durch Populistinnen und Populisten,
Autokratinnen und Autokraten und Rechtsstaatverächterinnen
und -verächtern in Europa und überall auf der Welt unter Beschuss
geraten" –, während Weltteile, in denen Frauen tatsächlich unterdrückt
werden, keine Erwähnung finden, erkläre ich gleich.
Dass den Grünen
nicht der Sinn danach steht, Not und Furcht im eigenen Lande zu
reduzieren, beispielsweise die Not der deutschen Obdachlosen oder die
Furcht der Schichtarbeiterin auf dem abendlichen Heimweg in der Bahn,
wenn Sie wissen schon wer zusteigt, hat damit zu tun, dass speziell die
Klientel der Grünen eher notfrei und furchtlos lebt. Ein weiteres
Kuriosum besteht darin, dass der Antrag die schwedische feministische
Außenpolitik als Vorbild nennt, also die Außenpolitik eines Landes, das
international keine Role spielt, ausgenommen die
Vergewaltigungsstatistiken, bei denen es inzwischen im internationalen
Maßstab ganz weit vorn liegt; vielleicht sollten sich die Nordlichter
besser um Innenpolitik kümmern.
Aber gut, die Grünen reden von
Außenpolitik und behaupten, es gäbe nur dann einen "stabilen Frieden und
eine nachhaltig erfolgreiche soziale und wirtschaftliche Entwicklung
(...) wenn die Belange von Frauen, Mädchen und marginalisierten
Gruppen" zu deren "Leitbild" werden. Die deutsche Außenpolitik soll also
nicht deutsche Interessen vertreten, sondern, erstens, die Interessen
deutscher "Frauen, Mädchen und marginalisierter Gruppen", und, zweitens,
die Interessen von "Frauen, Mädchen und marginalisierten Gruppen"
überall in der Welt. Da keine der genannten Gruppen in irgendeiner Weise
über spezielle Gremien verfügt, die deren Interessen artikulieren,
dürfen wir davon ausgehen, dass die grüne Bundestagsfraktion dieses
Gremium ist. Der Zweck der Außenpolitik ist also die internationale
Frauenförderung im Sinne der damit vom Weltgeist beauftragten deutschen
Grünen.
Eine Vision, wie die künftige feministische Außenpolitik
ausschauen könnte, hat die Bundestagsvizepräsidentin bei ihren
Iranbesuchen vermittelt, wo Frau Roth stets mit einem kleidsamen
Kopftuch auftrat, das ihr eine dominante Position gegenüber ihren
barhäuptigen Gesprächspartnern verlieh, denen sie wahrscheinlich von der
strukturellen Unterdrückung der Weiber in Europa erzählte. Zwar haben
iranische Frauen gegen Frau Roths Auftritte mit dem angeblich
patriarchalischen Unterdrückungssymbol protestiert, aber was verstehen die schon von moderner Außenpolitik; die kennen ja nicht mal "Ton Steine Scherben".
Nach
dem Willen der Grünen soll sich die Bundesregierung überdies dafür
einsetzen, "dass Konstruktionen von Geschlechterrollen in militärischen
Kontexten reflektiert werden". Sie haben leider nicht dazugeschrieben,
ob vor oder nach dem Gefecht. Der Grünen-Antrag fordert außerdem mehr
weibliche Einsatzkräfte in internationalen Friedensmissionen, weil deren
Anwesenheit beispielsweise in Mali oder Afghanistan die häusliche
Gewalt reduziere. Wie wäre es denn, wenn die emanzipierteste aller
Parteien hienieden als Testlauf die Bundesregierung auffordern,
mindestens 50 Prozent weibliche Bodyguards zu beschäftigen? Um die 50
Prozent geht es den Grünen letztlich, und im zweiten Teil ihres Papiers
werden sie dann deutlich und fordern: eine 50-Prozent-Quote für Frauen
im höheren Auswärtigen Dienst sowie die paritätische Besetzung aller
Botschafterposten.
Was uns zur angekündigten Antwort auf die
Frage führt, warum in dem Grünen-Antrag weder die Länder genannt werden,
in denen die Gleichberechtigung der Frauen bislang nur gegenüber
Nutztieren gilt, noch jene Religion, in welcher das eine soziale
Konstrukt vom anderen bis zu Stücker vier besitzen und zweifelsfalls
hauen darf, aber die patriarchalischen Europäer denn doch. Den Grünen
sind die Frauen in diesen Ländern völlig schnuppe. Ihnen sind ja sogar
die Konstruktsgenossinnen in Deutschland schnuppe, sofern sie zum
falschen Milieu gehören. Unter dem Vorwand, sie wollten Frauen im
Ausland helfen, wollen die Grünen grüne Frauen im Inland
privilegieren. Das ist der einzige Zweck des ganzen Gedöns.
Im Übrigen ist das alles ein Jahr bzw. 1950 Jahre v. d. G. bereits detailliert und allgültig beschrieben worden, nämlich hier. MK
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.