Die meisten afrikanischen Migranten sind junge Männer. Sie haben genügend Geld, um den Schleppern Tausende Euro für die Fahrt nach Europa zahlen zu können.
Der deutsche Demograph Gunnar Heinsohn referierte Ende Juni vor der Landesverteidigungsakademie in Wien über die sicherheitspolitischen Konsequenzen des Bevölkerungswachstums in Afrika. Dabei verglich er die dortige demographische Entwicklung mit der westeuropäischen. Während 1950 auf 110 Millionen Deutsche und Franzosen 230 Millionen Afrikaner kamen (1:2), waren es im vorigen Jahr 148 Millionen zu 1,29 Milliarden (1:9). 2050 könnte es 2,4 Milliarden Afrikaner und nur noch 142 Millionen Deutschen und Franzosen geben (1:17).
Einer 2018 veröffentlichten Gallup-Umfrage zufolge wollen 347 Millionen Menschen im subsaharischen Afrika, der Region mit dem weltweit größten Bildungs- und Entwicklungsrückstand, ihre Heimat verlassen. In Nordafrika und im Nahen Osten wollen das 166 Millionen. Auch wenn sich nur ein Bruchteil dieser halben Milliarde tatsächlich nach Europa aufmachen sollte, baut sich ein gewaltiger Migrationsdruck auf. Er geht weder von den Armen noch von den Verfolgten aus. Nur wenige Zuwanderer aus Afrika sind Flüchtlinge im Sinne der Genfer Konvention, und die Armutsmigration nach Europa ist ein Mythos, wie Reiner Klingholz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung dem „Spiegel“ erklärte: Die meisten Migranten sind „zwischen 20 und 30 Jahre alt, meist männlich, vergleichsweise gut gebildet - und nicht arm. Die Leute in den meisten armen Ländern Afrikas, die gern auswandern würden, können sich das nämlich gar nicht leisten. Man muss erst mal zum Mittelstand gehören, um das Wissen anzuhäufen, die Netzwerke zu knüpfen und das nötige Geld zu beschaffen.“
Vor diesem Hintergrund lässt sich der Irrsinn der jüngsten Vorschläge ermessen, die Schlepperhilfe der NGOs durch eine EU-Seenotrettung zu ergänzen und alle Geretteten nach Europa zu bringen, um sie dort zu verteilen. Auch dazu ein paar Zahlen, die dazu beitragen könnten, die Selbstgewissheit der Hypermoralisten zu erschüttern. Als Italien im Oktober 2013 nach zwei schweren Schiffskatastrophen die Seerettungsaktion Mare nostrum startete, schnellte die Zahl der Migranten sofort von knapp 43.000 auf 170.000. In nur einem Jahr brachte Mare nostrum rund 150.000 Schiffbrüchige nach Italien. Der Höhepunkt der Schlepperei wurde nach der Öffnung der deutschen Grenzen im Herbst 2015 erreicht, damals registrierte Italien 222.800 Ankünfte. Indes kamen immer mehr Migranten bei der Überfahrt ums Leben. 2014 ertranken 991 im zentralen Abschnitt des Mittelmeers, 2015 waren es 2057, im Jahr darauf sogar 2501. Dann erst änderten sich die Prioritäten. Nicht mehr die Seenotrettung, sondern die Eindämmung der Migration rückte an die erste Stelle, und sogleich verringerten sich die Ankünfte und die Todesfälle. 2018 kamen noch 18.808 über den Seeweg nach Italien und 1083 ertranken. Heuer registrierte Italien vom 1. Jänner bis zum 9. Juli 1083 Migranten und 426 Todesfälle. Matteo Salvini orientiert sich an Australien. Dort gelang es der „Operation souveräne Grenzen“ binnen eines Jahres, die Migration zur Gänze zu stoppen. Wenn die EU dem Beispiel konsequent folgte, könnte auch die Todesroute im Mittelmeer in wenigen Monaten geschlossen werden. Das würde allerdings einen Mentalitätswechsel von der Gesinnungs- zur Verantwortungsethik voraussetzen, der sich nicht abzeichnet.
Sebastian Kurz hatte Recht, als er gegenüber der „Welt am Sonntag“ wiederholte, was er seit mindestens 2015 sagt: „Solange die Rettung im Mittelmeer mit dem Ticket nach Mitteleuropa verbunden ist, machen sich immer mehr Menschen auf den Weg. Wenn wir sicherstellen, dass jeder, der sich illegal auf den Weg macht, zurückgebracht wird in sein Herkunftsland oder in ein Transitland, werden wir die illegale Migration stoppen, das Geschäft der Schlepper zerstören und das Wichtigste: das Ertrinken im Mittelmeer endlich beenden.“ Karl-Peter Schwarz
Für die praktischen Detailles siehe auch Thomas Eppinger
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