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Mittwoch, 5. Januar 2022

Die Volksseele tobt

 

Gefühlt bedrohte Personen wie die notorische „Quattromilf“, Dunja Hayali oder Hasnain Kazim machen aus einzelnen (meist nicht dokumentierten, unüberprüfbaren, daher oft ausgedacht wirkenden) Zuschriften ein Riesenbohei, während überprüfbar übelste Beschimpfungen gegen einen AfD-Abgeordneten (homosexuell und Ex-FDPler, soviel zur Opferhierarchie) getrost den Twitter-Court passieren. EK

 

 

Das Gute an den Südländern ist, dass sie Emotionen nicht unterdrücken. Die Unterdrückung von Emotionen führt immer dazu, dass sie später umso heftiger hochkochen. Und es muss sich gar nicht mal um die Unterdrückung aggressiver Emotionen handeln... Allein schon die Herabsetzung und Lächerlichmachung von Gefühlen als vermeintlich grundsätzliche Errungenschaft des emanzipierten Individuums ist eine ungute Unterdrückung der Menschlichkeit, die später zu destruktiven Wallungen führen muss. Umgekehrt liegt jeder Art von Rationalität ein irrationales Motiv zu Grunde. Das kann vernehmende Vernunft wie bei Goethe, Konrad Lorenz und Ernst Jünger sein oder taube, verkopfte, unsinnige Zerebralität, wie bei Arnold Schönberg oder Karlheinz Stockhausen. Nebenbei bemerkt ist es typisch für Deutschland, dass, sobald es in Fernsehfilmen gefühlig wird, die Gefühle durch Singsang in englischer Sprache begleitet werden. Selbst wenn Gefühlen "freier Lauf" gelassen wird, geschieht es bei uns nicht mehr auf deutsch. Man ist lieber ein halber Amerikaner als ein ganzer Deutscher. Geht es noch kranker? Und damit nicht genug, sind die besten Aufnahmen deutscher Volkslieder (auf deutsch!) immer noch die der britischen King's Singers. Nicht mal das kriegen wir hin. Die harmonischen Verfremdungen, derer sich das Calmus Ensemble bedient sind neurotisch und verklemmt.

 

Die Emotionalität der Hitlerschen Reden, das Wagnersche Pathos, zu dem damals ermutigt wurde und dessen Entfesselung erwünscht war, wie ja auch militärische Siege durch Liszts wunderbare Les Préludes angekündigt wurden, hatten nach 1945 zur Folge, dass Gefühle grundsätzlich verteufelt und in ein schlechtes Licht gerückt wurden (sowohl Emotionen wie auch instinktsichere Intuition, also zwei grundverschiedene Dinge, die in der deutschen Sprache leider beide undifferenziert als "Gefühle" bezeichnet werden). Statt einfach ebenso unbefangen empfundene, heftige Gefühle an ihre Stelle treten zu lassen, wurde ein Kältetot verordnet. Obwohl doch nur kranke Emotionen wirklich des Teufels sind.

Nun erleben wir wieder eine missratende Explosion der Gefühle als Reaktion auf eine gesunde Artikulation von Wut, nachdem man sich Jahrzehnte lang lustig gemacht hat über gesunde Gefühle (wie sie in Spyris Buch "Heidi" ganz selbstverständlich sind*), die als "Kitsch" verunglimpft wurden und werden oder wenn es sich um gerechtfertigten Zorn handelt, der nicht ins linksgrüne Schema der Bewegungen gegen Nuklearenergie, Monopolkapitalismus und Wettrüsten passt und deshalb als faschistisch diffamiert wird (unvergesslich die niederträchtigen Unterstellungen, an die uns JB gewöhnt hat). Wobei die Sucht nach Sentimentalität ja auch schon ein Ergebnis der Unterdrückung spontaner Gefühlswallungen darstellt.

*Die Verfilmung von 2015 ist übrigens - trotz Bruno Ganz und trotz der schönen Berglandschaft - der letzte Dreck. Die von 1952 von Luigi Comencini ist ein sehr schöner Film für jedes Alter!

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